Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes im Orient (3, Orientalische Periode / 1926)

§ 28. Rab und Samuel. Die akademische Organisation 
kerung das Recht „des Stockes und der Peitsche“, er konnte mit an 
deren Worten die Unfügsamen nach eigenem Ermessen bestrafen und 
durfte auch bei der Steuereintreibung zugunsten des Staatsschatzes zu 
Zwangsmaßnahmen greifen. Daß bei solch weitgehenden Machtbefug 
nissen Übergriffe unvermeidlich waren, ist wohl ohne weiteres klar. 
So bezichtigte man in der Tat die Exilarchen und ihre Diener nicht 
selten der Gewalttätigkeit, des Amtsmißbrauches, der Yolksbedrückung 
und auch der Geringschätzung der in hohem Ansehen stehenden Ge 
setzeslehrer. Auch wurde ihnen häufig nicht genügend strenge Be 
obachtung der religiösen Vorschriften und der Volksbräuche zum Vor 
wurf gemacht, doch waren viele geneigt, ihnen diese Freiheiten ange 
sichts ihrer amtlichen Stellung und des damit zusammenhängenden 
Umgangs mit den Andersgläubigen nachzusehen. Von einigen Exilar 
chen heißt es, daß sie nicht einmal das Gesetz zur Genüge kannten 
oder gänzlich unwissend waren; indessen gab es auch solche, die 
gleich den besten der palästinensischen Patriarchen selbst mit den 
Vorstehern der talmudischen Akademien an Gelehrsamkeit wetteifern 
konnten. Zu diesen gehörten einige Exilarchen des III. und IV. Jahr 
hunderts, die Nachfolger des erwähnten Mar-Huna, die oft gleich 
falls Mar-Huna oder aber Mar-Ukba hießen. Gemeinsam mit den ba 
bylonischen Gelehrten, den Amoräern, wachten sie über die Selbstver 
waltung der Gemeinden, ganz so, wie dies die Patriarchen mit Bei 
stand der palästinensischen Amoräer jener Zeit zu tun pflegten. In 
Babylonien waren jedoch unter der parthischen und später unter der 
neupersischen Herrschaft die Vorbedingungen für eine segensreiche 
Entwicklung dieser Gemeindeautonomie viel günstiger, da man hier, 
von seltenen Ausnahmen abgesehen, die Einmischung der Staatsgewalt 
viel weniger als in den Provinzen des römischen Reiches zu spüren 
bekam. Hieraus erklärt sich jener Aufschwung des nationalen Lebens 
und des geistigen Schaffens, der von nun ab die babylonischen Juden 
in die vorderen Reihen des geschichtlichen Geschehens stellt und ihrer 
zukünftigen nationalen Hegemonie die Wege ebnet. 
§ 28. Rab und Samuel. Die akademische Organisation 
Der große Aufschwung des akademischen Lebens in Babylonien in 
der ersten Hälfte des III. Jahrhunderts geht auf zwei Männer zurück. 
Es waren dies Abba Areka, der später kurzweg Rab (Meister) genannt
	        
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