Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes im Orient (3, Orientalische Periode / 1926)

Die Diaspora und das Zentrum in Babylonien 
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der Juden geratenen Christen wetterten (Johannes Chrysostomus im 
IY. Jahrhundert, s. unten § 34). — Der syrischen Diaspora schlossen 
sich unmittelbar die jüdischen Kolonien in Kleinasien an, deren be 
deutendste sich um jene Zeit in Kappadocien befanden. Im Mischna- 
und Talmudschrifttum finden sich Notizen über jüdische Kaufleute und 
Gesetzeslehrer aus Kappadocien, über Reisen, die dorthin von palästi 
nensischen Gelehrten unternommen wurden, sowie über manche dort 
übliche Bräuche. In der Hauptstadt Kappadociens, Masaka oder Cae 
sarea, befand sich eine jüdische Gemeinde, die jedoch im III. Jahr 
hundert bei der Invasion des persischen Königs Schabur I. der Zer 
störung anheimfiel 1 ). Daß jüdische Gemeinden auch in vielen an 
deren Orten Kleinasiens (Smyrna, Ephesus, Hierapolis, Apamea usw.) 
bestanden, ist durch die erhaltengebliebenen griechischen Inschriften 
auf Grabmälern und sonstigen Altertumsüberresten bezeugt, in denen 
jüdische Namen nicht selten mit den Titeln „Archont“ oder „Archi- 
synagogos“ (Gemeindevorsteher) Vorkommen und auch von einer jü 
dischen Bevölkerung (laos ton joudaion) oder von einer reli 
giösen Gemeinde (synagoge) die Rede ist. Die jüdisch-hellenistische 
Diaspora in Vorderasien hat überhaupt in dieser Periode ihre frühere 
Stellung im allgemeinen bewahren können, mit dem einzigen Unter 
schiede, daß sie sich jetzt nicht nur gegen die heidnische, sondern 
auch gegen die christliche Umwelt zu behaupten hatte. 
Im III. Jahrhundert bestand auch noch eine jüdische Kolonie in 
Palmyra, das von den Juden und Griechen Tadmor genannt wurde. 
In dieser mitten in der syrischen Wüste liegenden Oase entstand um 
jene Zeit ein kleines Ein tagsreich, durch das die Handelsstraße aus 
Palästina nach Arabien führte. Die Herrscher von Palmyra standen 
unter dem Druck zweier sich gegenseitig befehdender Mächte: unter 
dem Roms einerseits und dem des neuentstandenen persischen Sassa- 
nidenreiches andererseits, bald der einen, bald der anderen Groß 
macht gefügig. Für die Rom im Kriege gegen Persien, das in Syrien 
und Kleinasien viele Eroberungen gemacht hatte, geleistete Hilfe er 
hielt der Herr von Palmyra, Odenath, den Titel eines Statthalters des 
römischen Morgenlandes. So gerieten Palästina, Syrien und Klein 
asien vorübergehend (261—273) unter die Gewalt der Herren von 
Palmyra. Die Nachfolgerin des Odenath nach dessen gewaltsamem 
!) Vgl. Mischna: Ketuboth XIII, 11; Tosephta: Sabbat, II, 3, u. XV, 8; 
Jebamoth, XIV, 5; Babyl. Talmud: Moed katan, 26 a u. sonst.
	        
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