Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes im Orient (3, Orientalische Periode / 1926)

Sechstes Kapitel 
Die Diaspora und das autonome Zentrum 
in Babylonien 
§ 25. Die Veränderungen in der orientalisch-römischen Diaspora 
Zwei gewaltige Auswandererströme ergossen sich aus Judäa in die 
Diaspora im Laufe der hier zur Darstellung gelangenden Epoche: der 
erste nach dem Falle Jerusalems, im Jahre 70, der andere nach dem 
Falle von Betar und dem mißlungenen Aufstande des Bar Kochba 
(i38). Der erste löste bekanntlich in den in Asien und Afrika ver 
streuten jüdischen Gemeinden, die sich plötzlich ihres geheiligten 
religiösen Zentrums beraubt sahen, eine mächtige Bewegung gegen 
Rom aus. Die zweite Auswanderung vermochte hingegen in der Dia 
spora, die kurz zuvor unter Trajan für ihre revolutionären Anwand 
lungen büßen mußte, keine bemerkenswerten neuen Antriebe hervor 
zubringen. Doch bewirkte dieser Zuwandererstrom aus dem verheer 
ten Judäa, der die Bildung neuer Kolonien mit sich brachte, eine be 
deutende Erweiterung der geographischen Grenzen der Diaspora. Zu 
gleich wurde dadurch auch das Band, das die Diaspora mit dem da 
mals in Galiläa befindlichen Zentrum der nationalen Hegemonie ver 
knüpfte, immer fester. 
Zahlenmäßig gewann vor allem die syrische Diaspora, die Palä 
stina am nächsten lag. Die große jüdische Gemeinde von Antiochia 
spielt nach wie vor eine wichtige Rolle in dem sozialen und wirt 
schaftlichen Leben dieser Provinz. Sie hat fortwährend einen Kampf 
gegen die dortige christliche Gemeinde zu führen, die in Antiochia, 
dem ältesten Sitz der christlichen Bischöfe, der späteren „Patri 
archen“, in stetem Aufstieg begriffen war. Daß dieser Kampf nicht 
erfolglos war, ist aus den strengen Strafreden zu ersehen, in denen 
die Führer der Kirche in späterer Zeit gegen die unter den Einfluß 
12 Dubnow, Weltgeschichte des jüdischen Volkes, Bd. III 
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