Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes im Orient (3, Orientalische Periode / 1926)

Palästina im III. Jahrhundert 
sten von den Juden zu erdulden hätten, welche „aus Mißgunst“ die 
Heiden gegen die Jünger Christi aufzubringen suchten; die Synagogen 
nennt er Wespennester (fontes persecutionum). In seiner Schrift 
„Gegen die Judäer“ (Adversus Judaeos) erwähnt Tertullian leiden 
schaftliche öffentliche Disputationen, die in Karthago zwischen Juden 
und Christen stattzufinden pflegten. In diesem Werke wie in seiner 
„Apologie“ sucht er vor allem darzutun, daß nicht die Juden, son 
dern die Christen nunmehr das auserwählte Volk seien. Das Alte Te 
stament sei von Gott als ein provisorisches Gesetz erlassen worden, 
das nur so lange in Kraft bleiben sollte, bis sich die Menschen auf 
das höhere Gesetz Christi des Erlösers vorbereitet hätten. Nun haben 
die Juden das Neue Testament zurückgewiesen und so sind sie denn 
heute „zerstreut, vereinsamt, weitab von ihrem heimatlichen Him 
melsstrich, und irren in der Welt herum, ohne einen irdischen und 
einen himmlischen König zu haben; nicht einmal als Fremdlinge dür 
fen sie ihr Heimatland (Jerusalem) betreten und ihm ihren Gruß ent 
bieten“. In gleicher Weise urteilten auch die Nachfolger des Ter 
tullian im III. Jahrhundert, die Bischöfe von Karthago, Cyprian und 
Commodian, die gegen das Judentum gerade um die Zeit schrieben, 
als die Christen durch die von dem Kaiser Decius gegen sie eingelei 
teten Verfolgungen in höchste Erregung versetzt worden waren 1 ). 
Von dieser Art waren die Beziehungen zwischen den beiden Reli 
gionen an der Schwelle jenes Jahrhunderts, in dem das Christentum 
unter Konstantin dem Großen zur Staatsreligion des römischen Rei 
ches werden sollte, um sich aus einer verfolgten Religion rasch in eine 
verfolgende zu verwandeln. 
1 ) Über die afrikanische Diaspora dieser Zeit s. unten, § 2 5. 
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