Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes im Orient (3, Orientalische Periode / 1926)

§ 2ä. Die Apologeten des Christentums und des Judentums 
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III. Jahrhundert das akademische Zentrum des Christentums. In Pa 
lästina erlernte Origenes, der mit den jüdischen Gelehrten in nähere 
Beziehungen getreten war, die hebräische Sprache, um durch den Ur 
text der Bibel die griechische Septuaginta kritisch nachprüfen zu 
können. Achtundzwanzig Jahre lang arbeitete er an diesem Werke und 
stellte schließlich die Bibeltexte in sechs parallelen Reihen zusammen, 
indem er das Original in hebräischen und griechischen Schriftzeichen 
sowie die vier griechischen Übersetzungen, die Septuaginta, die des 
Akylas, des Symmachos und des Theodotion, nebeneinander stellte. 
So entstand das unter dem Namen „Hexapla“ (das Sechsfache) be 
kannte Werk des Origenes, in dem die verschiedenen Lesarten durch 
besondere Zeichen vermerkt waren. Das wertvolle Werk wurde in der 
Bibliothek von Caesarea auf bewahrt, bis es nach einigen Jahrhunder 
ten spurlos verschwand; nur Fragmente daraus haben sich in den 
späteren Schriften der Kirchenväter, namentlich in denen des heiligen 
Hieronymus, unversehrt erhalten. Während seines Aufenthaltes in 
Caesarea und in den anderen Städten Palästinas verkehrte Origenes 
viel in den Kreisen der jüdischen Gesetzeslehrer. Er war mit dem 
Patriarchen Jehuda II. oder mit dessen Bruder Hillel (Jullos) per 
sönlich bekannt. Er erzählt, daß er mit den „jüdischen Weisen“ über 
die biblischen Berichte von den Wundern sowie über die messiani- 
schen Weissagungen des Alten Testaments häufig debattierte. Bei die 
sen Diskussionen ging es, nach den Erwiderungen des Origenes zu 
urteilen, ohne die polemischen Sticheleien zu, an denen die Streitreden 
des rationalistischen Juden bei Celsus so überreich sind. Die palä 
stinensischen Rabbinen mochten sich inzwischen von der Zwecklosig 
keit aller Disputationen mit den Christen überzeugt haben und stan 
den deren Propaganda nunmehr mit viel größerer Seelenruhe gegen 
über, um nur in den Fällen, wo man sich unmittelbar an sie wandte, 
aus ihrer Reserve herauszutreten. 
Doch wurde der Jahrhunderte alte Streit der beiden Religionen an 
anderen Orten mit ungeschwächter Heftigkeit weitergeführt. Der 
Vorkämpfer des Christentums in Nordafrika (in Karthago), der den 
Kirchenvätern zugezählte Tertullian (wirkte um 197—215), befehdete 
die Juden mit den Waffen eines Justin. In der ägyptischen wie in 
der afrikanischen Diaspora überhaupt waren die Beziehungen zwi 
schen Juden und Christen noch überaus gespannt. Tertullian beklagt 
sich über die feindselige oder verächtliche Behandlung, die die Chri
	        
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