Volltext: Die Geschichte des jüdischen Volkes im Orient (3, Orientalische Periode / 1926)

§ 24. Die Apologeten des Christentums und des Judentums 
mel erstieg“, oder gar auf die Sage von der wunderbaren Heilkunst 
des Äskulap; auch weist er auf den Ritus der Eucharistie hin, der in 
dem aus Persien nach Rom gedrungenen Mithrakultus üblich war, wobei 
er sich freilich hinzuzufügen beeilt, daß hier dämonische Kräfte, bei 
den Christen aber die göttliche Macht mit am Werke sei (I. Apolog., 
21—25, 66; Dialog., 69—70 u. sonst). Um so entschiedener ist aber 
seine Ablehnung des zeitgenössischen Judentums oder, genauer, des 
bei den Römern mißliebigen jüdischen Volkes. Schon in der ersten 
an die Römer gerichteten Apologie (3i) erblickt Justin den Triumph 
des Christentums darin, daß „nach dem Erscheinen Christi die Römer 
die Judäer niedergerungen und sich ihres ganzen Landes bemächtigt“ 
hätten. Voll Zorn hebt er hervor, daß „im letzten judäischen Kriege 
Barkocheba, der Führer des Aufstandes, die Christen, die Christus 
nicht verleugnen wollten, den fürchterlichsten Martern preisgegeben“ 
habe, und will damit beweisen, die Christen hätten wegen ihrer Treue 
Rom gegenüber von den jüdischen Meuterern gelitten. Noch ganz 
unter dem unverwischten Eindruck des unterdrückten Volksauf 
standes stehend, kann Justin seine Schadenfreude darüber nicht ver 
hehlen, daß Judäa nunmehr verwüstet und den Juden das Betreten; 
Jerusalems bei Todesstrafe verboten sei (I. Apolog., 47, 53; Dialog., 
16, 92, 110). Für die Apologie des Christentums macht er sich aber 
die Leiden der Juden in der Weise zunutze, daß er das hereingebro 
chene Unheil als eine gerechte Vergeltung für das Verhalten der Ju 
den gegen Christus deutet. 
Direkt gegen das Judentum ist die große Abhandlung des Justin: 
„Dialog mit dem Judäer Trypho“ (abgefaßt um das Jahr i5o) ge 
richtet 1 ). Mit unverhohlener Gereiztheit spricht hier der Verfasser 
von den Juden, denen er offene Feindseligkeit gegen die Christen zum 
Vorwurf macht. „Die Juden verwünschen — so behauptet er — in 
ihren Synagogen die an Christus Glaubenden“, sie suchen zu bewei 
sen, daß „Christus wegen Abtrünnigkeit gekreuzigt worden war, sie 
senden in alle Länder ihre Boten aus, um die christliche Sekte als 
!) Der Diskussionsgegner des Justin, Trypho aus Ephesus, scheint eine er 
dichtete Person zu sein, die jedoch für die damaligen hellenistisch gebildeten Ju 
den typisch sein mochte. Jedenfalls hat er mit R. Tarphon aus Jabne, dem Zeit 
genossen des R. Akiba, nichts zu tun, trotz der gegenteiligen Meinung mancher 
auf einer kirchlichen Überlieferung (Eusebius, Hist, eccles. IV, 18, 6) fußenden 
Gelehrten. Der strenge Gesetzeseiferer und Feind der Minäer, R. Tarphon, könnte 
unmöglich die Sprache des nüchternen Rationalisten Trypho führen. 
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