Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Judäa unter der Seleucidenherrschaft 
Lesens der Thora überführt, so verfiel er kraft des königlichen Erlasses 
der Todesstrafe; die Thorarollen wurden verbrannt oder entweiht. 
Die Schreckensherrschaft erreichte ihren Höhepunkt, als am 
iS. Kislev (Dezember) des Jahres 168 auf dem großen Jahvealtar im 
Jerusalemer Tempel ein neuer Altar zu Ehren des Zeus Olympius 
errichtet worden war, auf dem am 2 5. Kislev das erste heidnische Op 
fer dargebraqht wurde. Mitten in ihrem Yolksheiligtum erblickten die 
empörten Juden das heidnische „Greuel des Entsetzens“ (Schikuz 
meschomam), vor dem der Opfergottesdienst vollzogen wurde 1 ). Der 
Altar Jahves diente als Untersatz für den Altar des Zeus. Zeus hatte 
nun den Thron Jahves bestiegen, Gott mußte gleichsam vor dem 
Götzen weichen. Das hatten sogar die jüdischen Hellenisten, wenig 
stens die meisten von ihnen, wohl kaum erwartet und noch weniger 
gewünscht. Die Zahl derer, die sich freiwillig von der jüdischen Re 
ligion und Nationalität lossagten, war nur sehr gering. In den mei 
sten Fällen war der Glaubensabfall nur eine Folge der Nötigung und 
der fürchterlichsten Drohungen. Diese zwangsmäßige Heranziehung 
der Juden zu den heidnischen Opferzeremonien wurde oft zu einer 
Verhöhnung schlimmster Art. Bei den fröhlichen Festen zu Ehren des 
Dionysos oder Bacchus drückte man den Juden gewaltsamerweise 
Epheu- oder Weinrebenkränze aufs Haupt, die Symbole der Trunken 
heit und der Zügellosigkeit. Auch nötigte man sie, das von dem alt 
ehrwürdigen Gesetze verbotene Schweinefleisch zu essen, zum Zei 
chen ihrer Lossagung von der bisherigen abgesonderten Lebensfüh- 
1 ) Die Wendung „Greuel des Entsetzens“ oder „verwüstendes Scheusal“ zur 
Bezeichnung des Zeusaltars ist in den beiden ältesten Quellen: I. Makk. 1, 54 und 
in den Visionen des „Daniel“, 11, 3i; 12, 11, anzutreffen. In der letzteren 
Quelle wird die Laufbahn Antiochus IV. mit einer gewaltigen Kraft der Entrüstung 
geschildert: „Und es wird auf kommen auf dem Throne ein Ungeachteter, welchem 
die Ehre des Königreichs nicht zugedacht war (Antiochus IV. bestieg den Thron 
statt des gesetzlichen Thronerben Demetrius, des Sohnes Seleucus IV.) und er wird 
mitten im Frieden kommen und das Königreich mit süßen Worten einnehmen . . . 
Und er wird seine Macht und seinen Geist wider den König des Südens erregen 
(der erste Feldzug nach Ägypten) und heimziehen mit großem Gut und sein Herz 
richten wider den heiligen Bund. Darnach wird er zu gelegener Zeit wieder gegen 
Mittag ziehen, aber es wird ihm zum andernmal nicht geraten wie zum erstenmal. 
Denn es werden Schiffe aus Kittim (die römische Flotte aus Cypern) wider ihn 
kommen, daß er verzagen wird. Da wird er wider den heiligen Bund (die Thora) 
ergrimmen und sich verständigen mit denen, die den heiligen Bund verlassen (die 
Partei des Menelaus). Und es werden seine Statthalter daselbst stehen; die werden 
das Heiligtum, die Feste, entweihen und den Tamid (das tägliche Opfer im Tempel) 
abtun und ein Greuel des Entsetzens aufrichten“ (Dan. 11, 21—3i).
	        
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