Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§ 8. Menelaus und die inneren Wirren 
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nachzukommen. Daraufhin wurde er nach Antiochia zitiert, um dem 
König Rede zu stehen. An seiner Stelle hinterließ er in Jerusalem 
seinen Bruder, der gleich ihm einen griechischen Namen, Lysi 
machus, trug, und nahm einen Teil der kostbaren Geräte aus dem Je 
rusalemer Tempel mit sich auf die Reise. In Antiochia angelangt, 
traf Menelaus den König, der gerade gegen die aufrührerischen Ci- 
licier ins Feld gezogen war, nicht an und mußte sich nun vor dem 
königlichen Stellvertreter Andronicus verantworten. Durch wertvolle 
Geschenke aus dem mitgebrachten Tempelgerät gelang es ihm, den 
habsüchtigen Würdenträger für sich zu gewinnen. Von allen diesen 
Machenschaften erhielt jedoch der ehemalige Hohepriester Onias III. 
Kunde, der sich zu jener Zeit gerade in Daphne, einem Vorort Anti- 
ochias, aufhielt. Der empörte Greis beschuldigte Menelaus öffentlich 
der Ausplünderung des Jerusalemer Heiligtums und der Bestechung 
des Andronicus. Aus Furcht vor der Rache der beiden Überführten ge 
traute sich Onias nicht, Daphne zu verlassen, wo sich ein Asyl für 
Verfolgte im dortigen berühmten Tempel des Apollo und der Artemis 
befand. Dem Andronicus, dem Mitschuldigen der Missetaten des Mene 
laus, gelang es jedoch, Onias durch List aus dem Asyl zu locken und 
ihn zu ermorden. Der Chronist fügt hinzu, daß dieser Meuchelmord 
nicht nur die in Antiochia lebenden Juden, sondern sogar die dortigen 
Griechen aufs tiefste empörte. Auf deren Anklage hin befahl An- 
tiochus nach seiner Rückkehr aus Cilicien, Andronicus an derselben 
Stelle hinzurichten, an der der greise Onias umgebracht worden war. 
Dem Hauptanstifter des Frevels jedoch, Menelaus selbst, bewahrte der 
König seine Gunst und beließ ihm sogar die Hohepriesterwürde. Es 
wird ihm wohl gelungen sein, den König durch Geschenke und 
Schmeichelreden zu besänftigen. 
In Jerusalem brachen unterdessen Volksunruhen aus. Der Bruder 
und Stellvertreter des Menelaus, Lysimachus, setzte die Ausplünderung 
der Tempelschätze fort, um sie als Tribut nach Antiochia zu schicken. 
Wahrscheinlich hat er sich sogar nicht gescheut, auch die im Tempel 
deponierten Privatgelder zu entwenden. Ob all dieser Missetaten riß 
dem Volke endlich die Geduld. Die wütende Volksmenge drang unter 
Drohrufen gegen Lysimachus zum Tempel vor. Der gegen sie ausge 
sandten Wache begegnete sie mit Steinwürfen und verjagte sie mit 
Stockhieben. Lysimachus selbst wurde bei der Schatzkammer des 
Tempels erschlagen. Darauf begaben sich drei Vertreter der Jerusa
	        
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