Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§ 96. Die Diaspora im Partherreiche 
völlige Abfall der Dynastie von dem Glauben der Väter rief schließ 
lich die offene Empörung der Würdenträger hervor. So knüpften sie 
denn Unterhandlungen mit dem benachbarten arabischen König Abias 
an und bewogen ihn, mit seiner Streitmacht gegen Adiabene zu ziehen, 
indem sie ihrerseits versprachen, im entscheidenden Augenblick ihren 
König im Stiche zu lassen. Der Verrat wurde auch tatsächlich verübt; 
trotzdem erlitt jedoch der arabische König eine Niederlage. Die ver 
räterischen Würdenträger büßten ihr Leben ein, doch setzten ihre Ge 
sinnungsgenossen im Lande die Wühlarbeit gegen die Dynastie fort. 
Sie baten den Nachfolger des Artabanus, den König Vologeses, den 
„glaubensabtrünnigen“ Izates abzusetzen und ihnen einen der altehr 
würdigen Religion die Treue haltenden Herrscher zu geben. Vologeses 
rückte darauf mit einer großen Heeresmacht gegen Izates vor, dem 
es wohl schlimm ergangen wäre, wenn der parthische König nicht ge 
rade die Nachricht erhalten hätte, daß Skythen und andere Nomaden 
in sein Land eingebrochen seien. So war Vologeses gezwungen, aus 
Adiabene abzuziehen. 
In der Mitte des I. Jahrhunderts d. ehr. Ära trat die Königsfamilie 
von Adiabene in lebhaften Verkehr mit Judäa. Izates schickte seine 
Söhne nach Jerusalem, damit sie sich dort die Sprache und die Ge 
setzeslehre ihrer neuen Glaubensgenossen aneigneten. Die Königin- 
Mutter Helena wallfahrtete häufig zum großen Tempel, um dem Got 
tesdienst beizuwohnen, und hielt sich nicht selten längere Zeit in der 
heiligen Stadt auf. Während einer in Jerusalem wütenden Hungersnot 
spendete sie große Summen für die Speisung der notleidenden Bevöl 
kerung, indem sie Getreide aus Alexandrien und Früchte aus Gypern 
auf Schiffen herbeiholen ließ. Helena, ihr Sohn Izates sowie sein nach 
ihm zur Regierung gelangter Bruder Monobazus II. trugen ständige 
Sorge um die Ausschmückung des Jerusalemer Tempels und bedach 
ten ihn mit kostbaren Weihgaben. Sie besaßen in Jerusalem in der 
Unterstadt einen eigenen Palast. In der Umgebung der Stadt wurde 
eine prächtige Familiengruft mit Marmorpyramiden errichtet, in der 
Monobazus nach dem Tode seiner Mutter und seines Bruders (um 55) 
ihre Asche bestatten ließ 1 ). 
1 ) Dieses Grabmal bestand, dem Zeugnis der zeitgenössischen Schriftsteller 
zufolge, noch in den ersten Jahrhunderten der christlichen Ära. Seine Ruinen mit 
unterirdischen Gängen und Säulen haben sich bis auf den heutigen Tag erhalten 
und werden irrtümlicherweise „Königsgräber des Davidshauses“ genannt.
	        
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