Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§ 7. Seleucus IV. unä Antiochus Epiphanes. Der innere Zwiespalt (Jason) 
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an dem Mißerfolg Heliodors den Hohepriester treffe, und suchte auch 
sonst Onias als Feind der syrischen Regierung hinzustellen. Da begab 
sich Onias persönlich nach Antiochia, um dem König den wahren 
Sachverhalt darzustellen. — So ist es nur zu verständlich, wenn ein 
jüdischer Verfasser die Zeit Seleucus IV. kurzweg als eine Epoche der 
Erpressung kennzeichnet: „Und an seine (des Antiochus III.) Stelle 
tritt, der einen Steuereintreiber schickt durch die Zierde des Reiches, 
aber in einigen Tagen wird er zerschmettert, weder im Zorn (des 
Volkes), noch im Krieg“ (Dan. n, 20). 
Raid aber sollten für Judäa noch schlimmere Zeiten kommen. Se 
leucus wurde von seinem Minister Heliodor ermordet, und den syri 
schen Thron bestieg sein Rruder Antiochus IV. (175—164), der zu 
jener Zeit aus Rom zurückgekommen war, wo er fünfzehn Jahre als 
Geisel verbracht hatte. Der Thronwechsel verhieß Judäa wenig Er 
freuliches. Antiochus IV. vereinigte in seiner Person zugleich die Feh 
ler des Griechen wie des Römers: den leidenschaftlichen Hang zum 
Luxus und zu gleißnerischem Prunk mit militärischer Ruhmsucht. In 
syrischen Städten baute er Tempel und andere öffentliche Gebäude 
nach dem Vorbilde Athens, während er in Antiochia Gladiatoren 
kämpfe nach römischem Muster einzuführen versuchte. In der Ge 
schichte haben sich zwei Beinamen des Antiochus erhalten: der offi 
zielle — Epiphanes (der Erlauchte) und der unoffizielle — Epimanes 
(der Rasende, der Irrsinnige), wodurch der Gegensatz zwischen dem 
äußerlichen Glanz und der inneren Verderbtheit des syrischen Mon 
archen treffend zum Ausdruck kam 1 ). Antiochus war bestrebt, alle 
ihm untergebenen Nationen mit dem glänzenden Firnis der griechi 
schen Kultur zu überziehen, und in diesem Restreben, das bei ihm 
in einen krankhaften Wahn ausartete, ließ er sich durch nichts zu 
rückhalten. Der in Judäa zu jener Zeit entbrannte Hader zwischen 
Hellenisten und Chassidäern gab dem syrischen Despoten Anlaß, sich 
in die inneren Angelegenheiten des ihm fremden Volkes einzumischen 
!) Der Beiname Epiphanes stellt eine Abkürzung des Prunknamens Theos 
Epiphanes = „geoffenbarter Gott“, Gott auf Erden, dar, was mit dem üblichen 
Anspruch der Könige der alten Zeit auf göttliche Würde in Zusammenhang steht. 
Die Vorgänger Antiochus IV., als Nachfolger des vergötterten Alexander des 
Großen, hielten sich nicht selten für gottähnlich; so wurde z. B. Antiochus II. kurz 
weg „Gott“ (Antiochus Theos) genannt. Den Beinamen „Epimanes“ legte Anti 
ochus IV. sein Zeitgenosse, der griechische Geschichtsschreiber Polybius, bei, der 
auf diese Weise diesen schlimmsten Vertreter der Seleucidendynastie nach Gebühr 
gekennzeichnet hat.
	        
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