Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Die römischen Procuratoren und die Volkserhebung 
434 
Juden hielten sich gewissenhaft an die Vereinbarung und kämpften, 
so schwer es ihnen auch wurde, gegen ihre Brüder, die sie von der 
gefährlichen Nachbarschaft befreien wollten. Bei diesen Kämpfen legte 
Simon ben Saul, der Kecke von Skythopolis, besonders großen Eifer 
an den Tag. Sobald jedoch die Zeloten verscheucht waren, begingen 
die Heiden von Skythopolis einen schändlichen Treubruch: sie lockten 
ihre jüdischen Mitbürger in einen außerhalb der Stadt gelegenen Hain 
und machten sie alle nieder. Der Recke Simon, der sich nicht von 
den Feinden umbringen lassen wollte, stieß sich selbst das Schwert 
in den Leib, nachdem er zuvor seine ganze Familie getötet hatte. 
Vor dem Tode beklagte er es laut, daß er im Bunde mit den Heiden 
sein Schwert gegen die patriotischen Volksgenossen erhoben hatte. 
Dieser Nationalitätenkampf erfuhr noch dadurch eine Komplika 
tion, daß in Syrien um jene Zeit eine starke religiöse Gärung im 
Gange war. Ihre jüdischen Nachbarn vernichtend, standen die Heiden 
zugleich auch denjenigen aus ihrer eigenen Mitte mit großem Arg 
wohn gegenüber, die unter der Einwirkung der Propaganda zur jü 
dischen Religion übergetreten waren oder sich zu ihr hingezogen fühl 
ten. 
So mußte beispielsweise eine Gruppe von Heiden in Damaskus, die 
die Ausrottung der Juden beschlossen hatte, ihren Mordplan aufs 
sorgfältigste vor ihren Frauen geheim halten, die der jüdischen Reli 
gion treu ergeben waren. Sie lockten daher die Juden unter dem Vor 
wand der Einladung zu einer Volksversammlung auf den Turnplatz 
und schlugen dort viele von ihnen nieder. Dieses Blutbad wurde schon 
gegen Ende des Jahres 66 angerichtet, unter der unmittelbaren Ein 
wirkung der Nachricht über die Niederlage der römischen Legionen 
des Cestius Gallus in Judäa. 
Die Kunde von den Vorgängen in Palästina und Syrien wirkte 
auch auf die alte Brutstätte des Judenhasses, auf das ägyptische Alex 
andrien, zurück. Die alexandrinischen Judenhasser vermochten sich 
nicht damit abzufinden, daß nach der von ihnen im Jahre 38 ange 
zettelten Judenhetze der Kaiser Claudius den Juden die bürgerliche 
Gleichberechtigung und die Autonomie wieder zugesichert hatte. So 
beschlossen sie denn, dadurch ermuntert, daß der Kaiser den Streit 
zwischen den Juden und den Griechen in Caesarea zugunsten der letz 
teren entschieden hatte, ihre Wühlarbeit unter Nero zu erneuern. Der 
Augenblick des Aufstandes in Judäa schien besonders günstig. Wie
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.