Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§ 77. Die Procuratoren Felix und Festus 
während Gumanus seines Amtes zu entheben und in die Verbannung 
zu schicken sei. Durch diese Entscheidung ward die Tatsache erhär 
tet, daß der Procurator sich in Judäa Gesetzesverletzungen und Ge 
waltmaßnahmen hatte zu Schulden kommen lassen und daß die Ju 
den nur in Notwehr zu den Waffen gegriffen hatten. Trotz alledem 
blieb auch unter den nachfolgenden römischen Procuratoren das 
gleiche Regime bestehen. 
§77. Die Procuratoren Felix und Festus 
Zum Nachfolger des Cumanus wurde Antonius Felix ernannt (52 
bis 6o), ein Freigelassener des kaiserlichen Hauses, ein Bruder des 
bekannten Pallas, des einflußreichen Hofmannes unter Claudius. Man 
erzählte, der Hohepriester Jonathan, der Führer der erwähnten Je 
rusalemer Abordnung, hätte selbst den Kaiser um die Ernennung des 
Felix an Stelle des verhaßten Cumanus gebeten. Hatte der jüdische 
Hierarch dabei das Wohl seiner Heimat im Auge gehabt, so sollte er 
in seinen Erwartungen arg getäuscht werden, denn Felix erwies sich 
als noch schlimmer als sein Vorgänger. Kam es unter Cumanus nur zu 
vereinzelten Zusammenstößen der jüdischen Patrioten mit den römi 
schen Gewalthabern, so wurden sie unter dem neuen Procurator eine 
nahezu alltägliche Erscheinung. „In aller Grausamkeit und Lüstern 
heit“ — sagt über ihn der Geschichtsschreiber Tacitus — „hat er 
königliches Recht mit sklavischer Sinnesart gehandhabt“ (jus regium 
servili ingenio exercuit). Auf die mächtige Unterstützung seines Bru 
ders vertrauend, glaubte dieser dem Stande der Freigelassenen ent 
stammende Procurator, in der ihm anvertrauten Provinz jeden Miß 
brauch der Gewalt und jede Verletzung der Gesetze ungestraft ver 
üben zu dürfen. Das Verhalten des Felix mochte auch der Umstand 
beeinflußt haben, daß im dritten Jahre seiner Verwaltung der im 
Rufe eines Judengönners stehende Kaiser Claudius gestorben war und 
(im J. 54) Nero den Thron bestiegen hatte, der den Autonomiebestre 
bungen des jüdischen Volkes durchaus feindselig gegenüberstand. 
Die Beziehungen des neuen Statthalters zu dem Volke wurden 
auch dann nicht besser, als er sich mit einer Jüdin vermählte. Bald 
nach seiner Ankunft in Judäa entbrannte nämlich Felix in Liebe zu 
Drusilla, der Tochter Agrippas I. Die schöne Prinzessin war bereits 
mit dem König Azizus von Emesa vermählt, der um ihretwillen sogar
	        
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