Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Die Nachfolger Her ödes L 
mehr alle Bemühungen der Erbberechtigten auf die Einholung der 
kaiserlichen Sanktion aus. 
Unmittelbar nach dem Tode des Herodes zu Jericho verlautbarte 
dessen Siegelbewahrer Ptolemäus das Testament des Verstorbenen in 
Gegenwart der dort liegenden Truppen. Die vorwiegend aus Söld 
nern bestehende Armee huldigte Archelaus als ihrem König. Sie 
war es auch, die sich vornehmlich an dem von Archelaus veranstalte 
ten pomphaften Leichenbegängnis des Herodes in Herodeion betei 
ligte. Den kriegstüchtigen Herrscher beweinte die Armee, nicht aber 
die Nation. 
Hierauf traf Archelaus in Jerusalem ein. Nach Ablauf der sieben 
tägigen Trauerzeit erschien er im Tempel und wandte sich an die dort 
versammelte Volksmenge mit einer Begrüßungsansprache. Das Volk 
antwortete mit lauten Rufen nach Reformen. Es verlangte vom neuen 
König eine Herabsetzung der jährlichen Abgaben, die Abschaffung 
der auf den Marktverkehr gelegten Steuern sowie die Freilassung der 
noch immer in den Kerkern schmachtenden politischen Gefangenen. 
Archelaus erwiderte, daß er vor der Bestätigung des väterlichen Te 
stamentes durch den Kaiser seine königliche Gewalt nicht frei ent 
falten könne, versprach aber den bescheidenen Volkswünschen soweit 
wie möglich entgegenzukommen. 
Die geringfügigen Neuerungen in Form von Steuererleichterungen 
und politischer Amnestie konnten jedoch bei weitem nicht alle zu 
friedenstellen. Es bestand eine zahlreiche Partei unversöhnlicher Pa 
trioten, die durch das despotische Regime des Herodes zu äußerster 
Erbitterung getrieben worden waren. Diese Partei konnte noch im 
mer den Untergang ihrer Helden nicht verschmerzen, die kurz vor 
dem Tode des Tyrannen ihre nationale Tat, die Vernichtung des gol 
denen römischen Adlers über dem Haupttore des Tempels, mit ihrem 
Leben hatten büßen müssen. Sobald die Hoftrauer anläßlich des To 
des des Herodes vorbei war, veranstalteten die Patrioten ihre eigene 
nationale Trauerfeier, bei der die politischen Märtyrer der verflos 
senen Regierungszeit beklagt wurden, insbesondere die erst vor kur 
zem hingerichteten Gesetzeslehrer Juda und Matthias. Sie versam 
melten sich in Scharen und gaben ihrem Protest gegen die herodia- 
nische Dynastie laut Ausdruck. Auch verlangten sie die Bestrafung 
der böswilligen Ratgeber des Herodes sowie die Ernennung eines
	        
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