Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§ hß. Der Widerstreit der zwei Könige 
Hochzeit mit der hasmonäischen Prinzessin Mariamme, mit der er 
schon lange verlobt war. Er wollte wohl angesichts seiner bevorste 
henden Krönung in Jerusalem diesem feierlichen Akte durch die Ehe 
mit einer Prinzessin von königlichem Geblüt, eine Ehe, die ihn gleich 
sam zu einem Mitgliede des Hasmonäerhauses machte, einen schein 
bar gesetzlichen Charakter verleihen. Auf diese Weise hoffte er, wie 
es scheint, einen Teil des Volkes für sich zu gewinnen und sich so 
die Unterwerfung der Hauptstadt zu erleichtern. 
Nach seiner Rückkehr aus Samaria gaben Herodes und sein Ver 
bündeter Sosius den Befehl zum Sturmangriff gegen Jerusalem. Die 
auf hohen Wällen aufgestellten Belagerungsmaschinen ließen die Fe 
stungsmauern bis auf den Grund erzittern. Indessen säumten auch 
die Belagerten nicht: sie unternahmen nach guter alter Kriegsart Aus 
fälle aus der Stadt, zerstörten oder verbrannten die Belagerungsvor 
richtungen und kämpften in den unterirdischen Gängen mit den feind 
lichen Minengräbern. Allein das Los der Belagerten war besiegelt: ihr 
Widerstand gegen die starke Verbündeten-Armee konnte nur von be 
grenzter Dauer sein. Einige der Vertreter der Pharisäerpartei, die die 
Zwecklosigkeit des Widerstandes wohl einsahen und das unnötige 
Blutvergießen vermeiden wollten, rieten daher auch zur Übergabe 
der Stadt an Herodes 1 ), jedoch die Mehrzahl der Führer war dage 
gen. Das verhängnisvolle Ende trat denn auch gar bald ein. Vierzig 
Tage nach Beginn der Belagerung wurde die erste Festungsmauer 
erstürmt, fünfzehn Tage darauf auch die zweite. Antigonus und seine 
Mitkämpfer leisteten noch in der Oberstadt und in den geräumigen 
Tempelhöfen verzweifelten Widerstand, bald wurden jedoch auch 
diese letzten Stützpunkte von den Truppen des Herodes erobert 
(Juli 3 7). 
Nun begann ein entsetzliches Blutbad. Über die langwierige Be 
lagerung erbittert, vernichteten die Römer und die Söldnertruppen 
des Herodes die Besiegten mit rasender Wut. In den engen Gassen, in 
den Tempelhöfen, wo die Unglücklichen Zuflucht suchten, wurden 
sie haufenweise niedergemacht. Der König Antigonus selbst bewies 
im letzten Augenblick einen erbärmlichen Kleinmut: er kam aus dem 
Turm hervor, warf sich dem Sosius zu Füßen und flehte um Gnade. 
1 ) An der Spitze dieser Gruppe der „Friedfertigen“ standen die gelehrten 
Pharisäerführer Abtalion und Schema ja, wie dies Josephus Flavius bezeugt („Pol- 
lio und Sameas“ — in Ant. XV, 1, 1; vgl. daselbst, XV, 10, 4)- 
17 Dubnow, Weltgeschichte des jüdischen Volkes, Bd. II.
	        
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