Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§ 45. Die Erhöhung des Herodes 
hängeschild für eine nichtnationale Regierung. Er versah wohl die 
geistlichen Obliegenheiten eines Hohepriesters, stand auch von Amts 
wegen dem Jerusalemer Symhedrion vor, vermochte sich jedoch we 
der für die höheren politischen Interessen des Volkes noch für die 
Ehre seiner eigenen Dynastie einzusetzen. Was aber Antipater betrifft, 
so pflegte er seinen persönlichen Vorteil sowie die Interessen seiner 
Gönner, der Römer, stets über die Interessen des Volkes zu stellen. 
Die Haltlosigkeit des Hyrkan ausnützend, begnügte sich der allmäch 
tige „Epitropos“ nicht allein damit, seine eigene Gewalt soweit wie 
möglich auszudehnen, sondern bereitete zugleich auch den Boden für 
die kommende Herrschaft seiner Söhne, für seine „Dynastie“, vor. 
Zu diesem Zwecke ernannte er zwei seiner Söhne zu „Strategen“ oder 
zu Statthaltern, indem er dem älteren, Phasael, die Verwaltung des 
Bezirkes von Jerusalem, und dem zweiten, Herodes, die von Galiläa 
zuwies (47)- Herodes, dem es beschieden war, später eine so ver 
hängnisvolle Rolle in der jüdischen Geschichte zu spielen, war damals 
erst fünfundzwanzig Jahre alt. Er war ein Krieger ganz nach römi 
schem Vorbild, zugleich aber auch ein geschickter Politiker, der sich 
auf die Kunst verstand, den Gewaltigen zu Willen zu sein, um mit 
deren Hilfe die Macht für sich selbst zu gewinnen. Den geistigen 
Idealen des Judentums durchaus fernstehend, nur der physischen Ge 
walt der Römer und der äußerlichen Kultur der Griechen huldigend, 
war Herodes für die Rolle eines Herrschers von Roms Gnaden 
wie geschaffen. So wurde er zu dem bösen Dämon der Has- 
monäer und später auch zum Henker dieser zermürbten nationalen 
Dynastie. 
Seine politische Laufbahn begann Herodes mit einer Tat, die eher 
von römischem denn von jüdischem Patriotismus zeugte. In dem von 
ihm verwalteten Galiläa ging es um diese Zeit ziemlich unruhig zu. 
Die Reste der auseinandergejagten revolutionären Freunde des Ari- 
stobulus versammelten sich von neuem unter der Anführung des ga- 
liläischen Patrioten Ezechias (Hiskia) und überfielen bald die Ge 
treuen des Antipater, bald die ortsansässigen Syrer, und auch die Rö 
mer. Die terroristische Kampfesweise dieser Freischärler gab der Re 
gierung des Antipater den Anlaß, sie als „Räuberbanden“ in Verruf 
zu bringen. Um Rom gefällig zu sein, nahm Herodes die Unterdrük- 
kung der Aufstandsbewegung in seine eigene Hand. Es gelang ihm 
alsbald, des Hauptes der Aufrührer und seiner Genossen habhaft zu 
16 Dubnow, Weltgeschichte des jüdischen Volkes, Bd. II 
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