Der Bruderkampf der Hasmonäer und die Einmischung Roms
172
liehen Erben in Mitleidenschaft gezogen waren. Zu ihnen gehörte auch
der Freund des Hyrkan, Antipater oder Antipas, einer jener vorneh
men Edomiter oder „Idumäer“, die sich unter Jochanan-Hyrkanus I.
zu judaisieren und allmählich in die oberen Schichten der jüdischen
Gesellschaft einzudringen begannen. Der Vater des Antipater, der
ebenfalls Antipater hieß, war von Alexander-Jannäus als „Stratege“
oder Statthalter der Provinz Edom eingesetzt worden und unterhielt
freundschaftliche Beziehungen zu den benachbarten Arabern. Sein
Sohn scheint ihm sowohl in dieser offiziellen Stellung als auch in den
Sympathien für die Araber gefolgt zu sein. Ein Mann von großer Wil
lenskraft und äußerstem Ehrgeiz, gewann Antipater bedeutenden Ein
fluß am Jerusalemer Hofe. Der schlaffe Hyrkan II. stand schon als
Thronfolger ganz unter seinem Einfluß, und Antipater winkte so die
Hoffnung, mit der Thronbesteigung des Prinzen dessen Vormund und
der tatsächliche Staatsregent zu werden. Die Thronentsagung Hyrkans
mußte nun die ehrgeizigen Pläne des Edomiters zunichte machen; An
tipater gehörte aber nicht zu denen, die sich leicht den Umständen
fügen. Nach dem Regierungsantritt des Aristobulus entfachte er eine
geheime Agitation gegen diesen in den höchsten Gesellschaftskreisen
Jerusalems, indem er besonders die Gesetzwidrigkeit der Art und
Weise, wie Aristobulus zur Macht gelangt war, zu betonen pflegte.
Auch Hyrkan selbst, der sich mit seinem Los bereits abgefunden hatte,
stachelte er zur Wiederaufnahme des Kampfes um sein verletztes
Recht an und schreckte ihn mit einer angeblich ihm von Aristobulus
drohenden Lebensgefahr. Indem Antipater dadurch sowohl das Ehr
gefühl als auch den Selbsterhaltungstrieb des Hyrkan anspornte, ge
lang es ihm schließlich, diesen für seinen Plan zu gewinnen. Der Plan
bestand darin, daß Hyrkan sich durch offenen Aufruhr, mit dem Bei
stand arabischer Truppen, die Königsgewalt zurückerobern sollte. An
tipater hatte bereits mit dem arabischen König Aretas darüber ver
handelt und sich dessen Versprechen, den jüdischen Prätendenten für
eine gewisse Belohnung zu unterstützen, gesichert.
Eines Nachts verließen nun Hyrkan und Antipater insgeheim Je
rusalem und flüchteten in das ehemalige edomitische Petra, das jetzt
die Residenz des Königs Aretas geworden war. Hier schlossen beide
Parteien einen Vertrag, demzufolge Aretas sich verpflichtete, Hyrkan
zur Wiedererlangung des Thrones zu verhelfen, wofür der arabische