Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

Die Könige Aristobulus 1. und Jannäus und die Königin Salome 
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§27. Alexander-Jannäus und seine Kriege 
Nach dem Ableben des Aristobulus gab dessen Witwe seine drei 
Brüder frei. Der älteste von ihnen, Jonathan oder Jannäus, wurde 
zum König und Hohepriester ausgerufen (108—76). Seinem hebrä 
ischen Namen fügte der neue König, wie es damals Sitte war, noch 1 
einen griechischen, Alexander, bei. Da Aristobulus kinderlos verstarb, 
ehelichte Alexander-Jannäus, wie es das biblische Gesetz gebot, dessen 
Witwe, die gleichfalls einen doppelten, einen hebräischen und einen 
griechischen, Namen trug: Salome-Alexandra (Salomith, Salma, auch 
Salomzion). Es gibt eine ziemlich verschwommene Nachricht, der- 
zuf olge er einen seiner Brüder, der Ansprüche auf den Thron erhoben 
hatte, umgebracht habe; jedoch erscheint es nicht ausgeschlossen, daß 
diese Tat dem Könige später von dem ihm wenig gewogenen Volks 
munde angedichtet worden ist. Man erzählte auch, der Fürst Jocha- 
nan-Hyrkanus hätte für seinen Zweitältesten Sohn nur wenig übrig 
gehabt und ihn nicht einmal für die Staatsgeschäfte vorbereiten wol 
len ; da er seinen Sohn nicht am Hofe sehen wollte, soll der König ihn zur 
Ausbildung nach Galiläa geschickt haben. Dort, in dem hellenisierten 
Milieu, mochte dem Jüngling eine gediegene gymnastische und mili 
tärische Ausbildung zuteil geworden sein, nicht aber jene staatsbürger 
liche und geistliche Erziehung, die für einen zukünftigen Regenten und 
Hohepriester Judäas unerläßliche Vorbedingung war. Der frühzeitige 
Tod seiner zwei Brüder, des Aristobulus und des Antigonus, brachte 
Jannäus unverhofft an die Spitze der Staatsregierung, und nun kam 
die ganze Einseitigkeit seiner Erziehung zum Vorschein. Der neue 
König kannte nur ein Lebensziel: die Ausdehnung der Herrschaft Ju 
däas über ganz Palästina. Dem Draufgängertum des Soldaten hielt 
bei dem neuen Herrscher staatsmännische Besonnenheit nicht immer 
die Wage. Mögen auch manche seiner Unternehmungen von politi 
scher Notwendigkeit bestimmt worden sein, so waren doch die an 
deren von ihm angezettelten Kriege nichts als abenteuerliche Wag 
nisse, die unzählige Opfer verschlangen, ohne wirtschaftliche oder 
geistige Vorteile für das Volk im Gefolge zu haben. 
Vor allen Dingen richtete Jannäus seine Blicke auf das Küsten 
gebiet des Mittelmeeres, wo Judäa bis dahin nur den Hafen Jaffa 
nebst einigen anderen Städten besessen hatte. Infolge der völligen 
xAuflösung, in der sich um jene Zeit Syrien befand, verwandelten
	        
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