Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§ 26. Der König J uda-Aristobulus 
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den Verleumdern Glauben und schreckte nicht davor zurück, das Blut 
des geliebten Bruders zu vergießen. 
Über diesen traurigen Vorfall hat sich folgende dramatische Er 
zählung erhalten: Der König Aristobulus lag in seinem Palaste krank 
darnieder. Da kehrte anläßlich des Laubhüttenfestes Antigonus aus 
dem Feldzuge nach Jerusalem zurück und wurde vom Volke mit Ju 
bel begrüßt. Ohne Zeit zu verlieren, begab sich der Prinz in voller 
Ausrüstung mitsamt seinem Militärgefolge zum Tempel, um die 
Feier beginnen zu lassen und einen Bittgottesdienst für die Genesung 
des kranken Königs zu veranstalten. Aristobulus wurde sofort von der 
feierlichen Prozession benachrichtigt, wobei man ihm versicherte, An 
tigonus habe Böses im Sinne und wolle daher auch mit Waffen in 
den Händen in den Palast kommen. Da befahl der König seiner Leib 
wache, jeden, der es wagen würde, bewaffnet in den Palast einzu 
dringen, auf der Stelle niederzumachen. Dem Antigonus riet er aber 
insgeheim, er möge unbewaffnet zu ihm kommen. Die auf das Ver 
derben des Antigonus sinnenden Höflinge überredeten jedoch die zu 
ihm mit der königlichen Warnung geschickten Boten, ihm gerade 
das Gegenteil zu übermitteln, daß nämlich der König ihn unbedingt 
in seiner neuen Rüstung zu sehen wünsche. Nichts Schlimmes ahnend, 
begab sich der geharnischte Antigonus in den Palast; als er jedoch an 
den dunklen Durchgang am Stratonsturm herankam, überfiel ihn, laut 
früher erhaltenem Befehl, die königliche Leibwache und machte ihn 
nieder. Die Nachricht von dem Tode des geliebten Bruders erschüt 
terte Aristobulus; seine Krankheit verschärfte sich; ein wiederholter 
starker Blutsturz beschleunigte neben den seelischen Qualen seinen 
Tod, der im zweiten Jahre seiner Regierung eintrat (io3). 
Aristobulus scheint unter dem Einfluß der sadduzäischen Aristo 
kratie gestanden zu haben und bei dem den Pharisäern zuneigenden 
orthodoxen Teile des Volkes unbeliebt gewesen zu sein. Diese Unbe 
liebtheit mag wohl auch der Grund sein für die Verbreitung über 
triebener Sagen von den Grausamkeiten, die der sadduzäisch gesinnte 
König an seiner Mutter und seinen Brüdern verübt haben soll. Nur 
die griechischen Geschichtsschreiber 1 ) finden gute Worte für Aristo 
bulus, höchstwahrscheinlich weil er im Rufe eines „Hellenenfreun 
des“ stand. 
1 ) Strabo im Namen des Timagenes, s. Ant. XIII, n.
	        
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