Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

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Die Fürsten Simon und Jochanan-Hyrkanus 
den hartnäckigen Versuchen der Syrer, die verlorene Gewalt von 
Neuem zu erringen, sahen sich die hasmonäischen Fürsten genötigt, 
ein stehendes Heer zum Schutze der Grenzen gegen die Einfälle der 
Feinde zu unterhalten. Dieses reguläre Heer bestand unter Jochanan- 
Hyrkanus aus Söldnern, vornehmlich aus kleinasiatischen Griechen, 
die für Geld jedem beliebigen Herrn zu dienen bereit waren. Die 
Mittel zur Besoldung seiner Krieger entnahm der Fürst, nach einem 
Gerücht im Volke, einem in der Gruft des Königs David auf gef unde- 
nen Schatze, in Wirklichkeit wohl einem besonderen, von seinen Vor 
gängern gesammelten Kriegsschatze. Stand aber dem Fürsten einmal 
ein stehendes Heer zur Verfügung, so war es nur natürlich, daß er 
diese Macht zunächst zur Sicherung der Grenzen seines Staates ver 
wendete, dann aber auch zur Angliederung jener Nachbarländer, die 
infolge der Zerrüttung des Seleucidenreiches herrenlos geworden wa 
ren, während Judäa sein unbestrittenes geschichtliches Recht auf diese 
Gebiete geltend machen konnte. 
Von den drei den Juden verwandten semitischen Völkerschaften, 
die an der südöstlichen Grenze des alten Kanaan lebten, unterlagen 
um diese Zeit die Ammoniter und Moabiter dem Prozesse der Auf 
lösung unter den syrischen und arabischen Stämmen Transjordaniens, 
während die nächsten Nachbarn Judäas, die Edomiter (Idumäer), de 
ren Landbereich keilförmig in den südlichen Teil des Jerusalemer Be 
zirks hineinragte, immer mehr in die jüdische Einflußsphäre hinein 
gezogen wurden und anscheinend auch Neigung zu einer kulturellen 
Verschmelzung mit den Juden an den Tag legten. Dieser Assimilie- 
rungsprozeß mußte in dem Augenblick, als Judäa seine politische Un 
abhängigkeit errungen hatte, bedeutend an Kraft gewinnen, um so 
mehr als Edom infolge der Wegnahme seiner östlichen Besitzungen 
durch die Araber, die um diese Zeit in der Nähe des Toten Meeres 
das kraftvolle Nabatäerreich mit der Hauptstadt Petra (das ehe 
malige Sela der Edomiter) gründeten, empfindlich geschwächt war. 
Jochanan-Hyrkanus machte sich nun daran, den übriggebliebenen Teil 
des in so gefährlicher Nachbarschaft von der jüdischen Hauptstadt 
gelegenen Edom seinem Staate einzuverleiben und so den Prozeß der 
Judaisierung der Edomiter zu Ende zu führen. Er eroberte zunächst 
ihre festen Städte Adora und Marissa (das biblische Marescha), zwi 
schen Hebron und Gaza, und besetzte sodann auch das ganze Land. 
Um der Verschmelzung der Edomiter mit dem ihnen blutsverwandten
	        
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