Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§ 22. Jochanan und die Erweiterung des Herrschaftsbereiches Judäas 
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reicht, so daß die Nachfolger Simons nur noch um die Festigung des 
befreiten Judäa und um die Erweiterung seines Landgebietes zu rin 
gen hatten. • 
§ 22. Jochanan-Hyrkanus und die Erweiterung des Herrschafts 
bereiches Judäas 
In schwerer Zeit ergriff der neue Fürst-Hohepriester Jochanan, 
der mehr unter dem doppelten, geistlichen und weltlichen, Namen 
Jochanan-Hyrkanus (i35—io4) bekannt ist, die Zügel der Regie 
rung. Kaum war er den Ränken des niederträchtigen Prätendenten 
Ptolemäus entgangen, als er schon mit Antiochus Sidetes in Konflikt 
geriet. Der syrische König hatte nach dem mißglückten Feldzug des 
Kendebäus seine Ansprüche auf Jaffa und das Grenzgebiet nicht fal 
len gelassen, sondern die Feindseligkeiten, in Erwartung des erfolg 
reichen Ausganges der Verschwörung des Ptolemäus, nur zeitweilig 
eingestellt. Als aber der Anschlag mißlang und Jochanan-Hyrkanus 
den Thron doch bestieg, begann Antiochus den Kampf von neuem. 
Diesmal drang er selbst an der Spitze eines zahlreichen Heeres in 
Judäa ein, verwüstete viele Städte auf seinem Wege und belagerte 
schließlich Jerusalem (um i34)- 
Die Hauptstadt war von so hohen und festen Mauern umgeben, 
daß Antiochus von einem Versuche, sie im Sturme zu nehmen, ab- 
sehen mußte, und sich auf eine langwierige Belagerung gefaßt machte, 
um das Eintreten der Hungersnot unter der Bevölkerung abzuwarten, 
die infolge der Knappheit der Lebensmittel Vorräte unausbleiblich ein- 
treten mußte. Vereinzelte Judäerhaufen unternahmen von Zeit zu Zeit 
Ausfälle aus der Stadt, überfielen jählings den Feind und verursach 
ten ihm hie und da einige Verluste. Als die Nahrungsvorräte in der 
überfüllten Stadt schließlich zur Neige gingen, sah sich Jochanan- 
Hyrkanus gezwungen, den nicht wehrfähigen Teil der Bevölkerung 
aus der Stadt zu entfernen, um wenigstens die Verteidiger vor dem 
Hungertode zu bewahren. Allein Antiochus wehrte den Ausgewiese 
nen den Durchzug. So mußten die Unglücklichen in der Umgegend 
Jerusalems obdachlos umherirren; als aber dann das herbstliche Laub 
hüttenfest („Sukkoth“) herannahte, konnte man nicht umhin, sie wie 
der in die Stadt einzulassen. Am Vorabend des Festes suchte Jochanan- 
Hyrkanus bei Antiochus um einen siebentägigen Waffenstillstand nach.
	        
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