Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

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Die Fürsten Simon und Jochanan-Hyrkanus 
vermochte er nicht mehr, in die Hauptstadt einzudringen und sah sich 
gezwungen, unverrichteter Dinge in die Gegend von Jericho zurück 
zukehren. 
Jochanan ließ aber von ihm nicht mehr ab und verfolgte ihn an 
der Spitze seines Heeres, um den Tod seines Vaters und seiner Brüder 
zu rächen. Dem jungen Helden wäre es ein leichtes gewesen, die Je 
richo vorgelagerte Festung Dok zu überrennen, aber jedesmal, wenn 
er sich zum Sturmangriff anschickte, ließ Ptolemäus seine gefangene 
Schwiegermutter, die Mutter Jochanans, auf den Festungswall hin 
ausführen und vor dessen Augen mißhandeln, ja er drohte, sie sogar 
herabzustürzen, falls der Sohn von seinem Vorhaben nicht abstände 1 ). 
Diese tragische Zwangslage lähmte die Kraft Jochanans und er lagerte 
lange Zeit in Untätigkeit vor der Festung. Inzwischen brach das Sab 
batjahr („Schemita“) an, während dem die Kriegshandlungen wegen 
unzulänglicher Lebensmittelzufuhr behindert wurden. Es ist wohl 
möglich, daß sich gerade damals auch das Gerücht von einem Plan 
der Syrer, Judäa von neuem zu überfallen, verbreitet hatte. Wie dem 
auch sein mag, jedenfalls sah sich Jochanan nun gezwungen, die Be 
lagerung von Dok aufzuheben und nach Jerusalem zurückzukehren. 
Nach seinem Rückzuge ließ Ptolemäus dennoch die Mutter Jochanans 
ermorden und floh dann nach Transjordanien, wo er in Philadelphia, 
der ehemaligen Ammoniterhauptstadt Rabbat-Ammon, bei dem syri 
schen Tyrannen Zeno Kotylas Zuflucht fand. 
Mit dem Tode Simons war der letzte der Hasmonäerbrüder, der 
Söhne des Mattathias, die das Banner des Befreiungskrieges unter 
Antiochus Epiphanes entfaltet hatten, von der geschichtlichen Bühne 
verschwunden. Alle Brüder, einer nach dem anderen, opferten ihr 
Leben für das Wohl ihres Volkes, und ihr Blut war nicht umsonst ge 
flossen. Das Ziel des heroischen dreißigjährigen Kampfes war er- 
1) Josephus (Ant. XIII, 8, Bellum I, 2) berichtet über die Belagerung auf Grund 
von Quellen, deren Glaubwürdigkeit allerdings nicht feststeht, noch folgende dra 
matische Einzelheiten: „Ohne vor den Mißhandlungen, ja vor dem drohenden Tode 
zurückzuschrecken, streckte die Mutter ihre Hände zum Sohne aus, ihn anflehend, 
den Bösewicht, ungeachtet ihrer Qualen, nicht zu schonen . . . Die Standhaftigkeit 
seiner Mutter bewundernd, erneuerte Hyrkanus (Jochanan) mit unaufhaltsamem In 
grimm seinen Ansturm, sobald aber auf der Mauer das fürchterliche Schauspiel 
der Martern der Alten (von Neuem) begann, ward sein Herz von Schrecken und Mit 
leid ergriffen, sein Mut sank und er litt unsäglichen Schmerz. So zog sich die Be 
lagerung in die Länge.“
	        
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