Volltext: Die alte Geschichte des jüdischen Volkes (2, Orientalische Periode / 1925)

§17. Die „Weisheit“ des Ben Sirah 
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die Philister, und das törichte Volk, das zu Sichern wohnt (die Sa 
maritaner)“. Wenn diese Worte nicht eine spätere Einfügung sind, so 
kann man in ihnen einen Beweis für die schon damals eingetretene 
Trübung der Beziehungen zwischen den Juden und ihren nächsten, 
zum Teil hellenisierten Nachbarn sehen, die später, zur Zeit der Has- 
monäerkriege, besonders kraß in Erscheinung trat. 
Das ursprünglich in hebräischer Sprache, im Stile der „Sprüche 
Salomos“ verfaßte Buch Josua Ben Sirahs wurde fünfzig Jahre spä 
ter ins Griechische übersetzt. Der Übersetzer war ein Enkel des Ver 
fassers, der um das Jahr i32 v. d. ehr. Ära nach Ägypten über 
siedelte. In seinem Vorwort spricht der Verfasser selbst von der 
Unvollkommenheit und Ungenauigkeit seiner Wiedergabe des Sinnes 
des hebräischen Textes. In der Folgezeit ging dieser aber verloren. 
Erhalten geblieben sind nur die eben erwähnte griechische Überset 
zung und noch eine Übersetzung ins Syrische, die entweder nach 
dem alt-hebräischen Originaltext oder aber nach der griechischen 
Übertragung gemacht worden ist. Zum Verschwinden des hebräischen 
Originals trug der Umstand bei, daß das Buch Ben Sirahs nicht in 
den biblischen Kanon aufgenommen wurde, obwohl dessen letzter 
Teil (Ketubim) zu jener Zeit noch nicht ganz abgeschlossen war. Da 
der Verfasser seinen Namen und die Entstehungszeit des Buches nicht 
verhehlte, so entbehrte sein Werk jenes Nimbus des Altertümlichen, 
der zur Aufnahme in die Kategorie der heiligen Bücher als unum 
gänglich erachtet wurde. Die „Sprüche“ (oder die „Weisheit“, wie 
der griechische Titel lautet) Ben Sirahs blieben in der Gruppe der 
„verborgenen Bücher“ (Seforim genusim) erhalten, die neben der 
Bibel bekannt waren und denen späterhin der Name Apokryphen (die 
„Verborgenen“) beigelegt wurde. In neuester Zeit (1896—1900) ge 
lang es der Forscherarbeit, alten Manuskripten auf die Spur zu kom 
men, die viele Fragmente aus dem Buche Ben Sirahs in hebräischer 
Sprache enthalten. Die Mehrzahl dieser losen, im XI.—XII. Jahr 
hundert der christlichen Ära verfertigten Manuskriptblätter ist in der 
„Genisa“, d. i. einem Behälter schadhaft gewordener Manuskripte, 
in einer Synagoge des alten Kairo gefunden worden. Bisher ist 
es der Forschung gelungen, ungefähr dreiviertel des Buches Ben 
Sirahs in hebräischer Sprache ausfindig zu machen und wiederher 
zustellen, allerdings mit vielen Lücken dazwischen, die nach dem 
griechischen oder syrischen Text ausgefüllt werden müssen. Wir ha
	        
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