Volltext: Der Linzer Volksgarten

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unter der die junge, helle Rinde bereits vorgebildet ist. Die 
Platanen unserer Gartenanlagen gehören gewöhnlich zur 
morgenländischen Art mit tief dreilappigen Blättern und 
grünen Blattstielen, beheimatet in den wärmeren Mittelmeer 
ländern. Hier sind sie immergrün, bei uns nur sommergrün. 
Die abendländische Art bewohnt den nordamerikanischen Wald 
gürtel und unterscheidet sich durch fünfeckige oder fünflappige 
Blätter mit braunroten Stielen. Der Filzbelag junger Blätter 
besieht aus zahlreichen Sternhaaren, die sich bei der Blatt 
entfaltung ablösen und vom Winde verweht werden. Ein 
geatmet wirken diese Haare gesundheitsschädlich auf unsere 
Atmungswerkzeuge. Die große Platane im Linzer Volks 
garten ist eine Kreuzung der abend- und morgenländischen Art. 
Mehr als hundert Lenze sah der mächtige und prächtige 
Baum ins Land kommen und den geschichtlichen Werdegang des 
Volksgartens vorüberziehen. Als etwa fünfzehnjährigen Jung 
stamm ließ ihn der unternehmungstüchtige Urfahrer Gast- und 
Kaffeehausbesitzer Bartholomäus Festorazzi im Jahre 1828 mit 
anderen Baumgenossen auf die freien Gründe außerhalb des 
damaligen, die Jahrmarktshütten verwahrenden Hüttenstadels 
anpflanzen, die er um 28.500 Gulden angekauft hatte. Daneben 
erstand ein Saalbau mit Nebengebäuden für verschiedene Gast 
räume. Der Wiener Volksgarten sollte hier Nachahmung finden. 
An einem Frühlingssonntag, am 26. Ostermonds 1829, erfolgte 
die feierliche Eröffnung des von einem Holzzaun umschlossenen 
Gartens. Im Saale erklang fröhliche Musik, die Jugend 
belustigte sich bei Ringelspiel, Schaukel und Kegelbahn, andere 
Besucher lustwandelten in den grünen Hallen des neuen Volks 
gartens. Die Räume konnten kaum die vielen Gäste fassen. 
Das Unternehmen nahm bald einen großen Aufschwung. Die 
Jahreskarte für den Eintritt kostete 1 Gulden und galt vom 
ersten Wonnemonds bis zum letzten Herbstmonds. Die Erben des 
Gründers vermochten indes das Unternehmen nicht zu erhalten. 
Im Jahre 1855 kam es zur Versteigerung und um den Betrag 
von 36.500 Gulden in den Besitz der Linzer Stadtgemeinde. 
Bald darauf (1857) wurde der Eintritt freigegeben und nun erst 
verdiente eigentlich der Volksgarten seinen Namen. Ein neuer 
Saalbau im schönen Halbkreis erstand (1868) neben der in 
zwischen zum stattlichen Baum herangewachsenen Platane. Ein 
Grundzukaus im Jahre 1872 gab dem Garten die heutige Aus 
dehnung (310 a). Nach einem Menschenaller erwies sich das 
Gebäude wieder zu klein und die alte Platane erlebte 1903 die 
Eröffnung des heutigen dritten Volksgartenbaues, entworfen 
und durchgeführt vom Stadtbauamtsleiter Julius Biowski. 
Der seit 1900 tätige Pächter Rat Hans Mayr arbeitet unermüdlich 
alljährlich an der Verschönerung und Ausgestaltung von Gast 
garten und Rampe, ließ sie mit Kunstgegenständen stimmungs 
voll schmücken und eröffnete 1908 überdies einen lauschigen 
Kleingarten mit Lauben und Musikzelt. Die einheitlich ge
	        
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