Volltext: Der Heldenweg des Zweier-Landsturm 1914 - 1918

Auffische Scheinwerfer, die fleißig signalisierten, ab und zu auch 
Leuchtkörper, belebten den nächtlichen Himmel; das alles und das 
Aufblitzen und Donnern der immer zahlreicher herangeführten Ge¬ 
schütze des Gegners, die allnächtlich üblichen russischen Gewehrsalven 
boten immer mehr und mehr den schaurig-schönen Eindruck des 
Kampfes um den Durchbruch unserer Sanverteidigung, der haupt¬ 
sächlich der Gegend um Rozwadow-Nisko galt. Natürlich erforderte 
auch unser Gegenüber erhöhte Aufmerksamkeit und mancher Ka¬ 
merad mußte des Schicksals Fügung hinnehmen. 
All diese Umstände und Eindrücke, immer auf demselben Fleck 
durch 21 Tage hindurch erlebt, wirkten recht ungünstig auf Gemüt 
und Nerven, besonders auch deshalb, weil unsererseits nicht die 
Mittel vorhanden waren, um wenigstens Gleiches mit Gleichem ver¬ 
gelten zu können. Die Landsturmbatterie z. B., die seit Lublin, wo 
ihr gleich beim ersten Auffahren in die Feuerstellung das sechste Ge¬ 
schütz durch eme Granate zerstört wurde, ohne daß hiefür ein 
Ersatz kam, mußte sehr sparsam mit der noch vorhandenen Munition 
umgehen. 
Zweimal wurde auch die Reserve bis an den San herangezogen, 
da Meldungen eingelangt waren, die eine bevorstehende lieber- 
schiffungsabsicht der Aussen in unserem Abschnitte ankündigten. Dies 
brachte mehr Leben in die Verteidigungsstellung, denn durch die Ver¬ 
dichtung der Feuerlinie war auch das Vertrauen auf eine sichere Zu¬ 
rückweisung des Gegners lebendig geworden. Drüben verblieb man 
aber nur bei der Absicht, es geschah nichts von Bedeutung. 
Die Verpflegung hatte sich gebessert, wenn auch das Mittag¬ 
essen erst in der Dunkelheit von Dzierdzowka aus zugetragen werden 
konnte. Hie und da gab es sogar Tiroler oder Dalmatiner Wein, der 
trotz der oberösterreichisch-salzburgischen Biergaumen nicht nur vor¬ 
züglich mundete, sondern auch wegen des bereits starken Herum- 
geisterns von Ruhr und Cholera sehr zweckdienlich war. 
Tagsüber bildeten kleine Feuerl, die jedoch nicht viel Rauch ent¬ 
wickeln durften, um bei den Aussen keinen Neid zu erwecken, eine 
willkommene Zerstreuung für die nicht am Auslug befindlichen Land¬ 
stürmer. 
Aber nicht nur gegen die Sanlinie richtete sich der wütende An¬ 
sturm der Aussen, sondern auch am linken Afer der Weichsel konnten 
sie Raum gewinnen. 
Aus diesem Grunde mußte für die 1. Landsturmbrigade der Rück¬ 
zug anbefohlen werden. 
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