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nicht vortragen, weil die benachbarten Feldwachen 2 und 4 und die
Maschinengewehre der Maschinengewehrabteilung II durch Feuer den
eingedrungenen Feind niederhielten. Ein sofortiger Gegenstoß zur
Wiedergewinnung der FeldSvache war nicht möglich, weil immer noch
sehr starkes Geschützfeuer auf der Hauptstellung lag. Erst als dieses
um 18.30 Uhr abflaute, vertrieb der Reservezug der Sektionsbesatzung
(5. Kompagnie) nach einem kurzen Vorbereitungsfeuer mit Minenwerfern
im schneidigen Gegenstoß die Alpini aus der Stellung, die einen Toten
und sieben Verwundete der 42. Kompagnie des Bataillons Aosta zurück¬
lassen mußten. Um 19 Uhr war in diesem Räume die Lage wieder voll¬
ständig hergestellt.
Diese Zeit tobte auch auf der Platte der Entscheidungskampf, so daß
der Kommandant der Brigade Liguria, Gen. Papa, einen für 18 Uhr geplan¬
ten Angriff gegen den Stellungsteil der Sektionen 8 und 9, von den Ita¬
lienern „Groviglio"27) genannt, auf 23 Uhr verschob.
Dieser nächtliche Angriff ist in dem italienischen Buche ,,Du.e anni
di guerra con la Brigata Liguria""8) geschildert. Wir entnehmen daraus,
daß die gegen den Groviglio angesetzte Angriffsgruppe aus Teilen des
Alpinibataillons Cervino und aus der 6. und 7. Kompagnie des Infanterie-,
regimentes 157 bestand. Sie ging in zwei Wellen vorsichtig kriechend bis
an einen vor der österreichischen Stellung liegenden Hügel29) vor. Dort
herrschte anfangs vollkommene Ruhe, als ob die Stellung verlassen wäre.
Sei es, daß die Österreicher den Augenblick für einen Feuerüberfall ab¬
warten wollten, sei es, daß das Aufleuchten der Waffen der Angreifer
ihre Anwesenheit verriet, man hörte plötzlich auf österreichischer Seite
den Befehl, die Bajonette aufzunehmen und dann tobte ein mörderisches
Gewehr- und Maschinengewehrfeuer auch vom Dente und von der Seite
der Sogli Bianchi her auf die Angriffsgruppe. Als auch Geschütze sich
in die Abwehr mischten, warfen sich die Angreifer auf den Boden und
im Durcheinander sah man von links und rechts dichtgedrängte Gruppen
der Österreicher heranspringen. Da also die Überraschung mißlungen
war und jetzt umgekehrt ein feindlicher Gegenangriff drohte, gab der
Kommandant der Unternehmung d'as Rückzugszeichen. Sprungweise zogen
sich die Angreifer in voller Ordnung, ohne einen Verwundeten auf dem
Gefechtsfelde zurückzulassen, zurück. In der gleichen Nacht machten
noch zwei Kompagnien des Infanterieregimentes 85 einen zweiten Angriffs¬
versuch.
Die österreichischen Gefechtsberichte und Kriegsakten berichten
über diese beiden italienischen Angriffsversuche nur in kurzen Worten.
27) Es kann nicht genau festgestellt werden, welchen Teil der österreichischen
Stellungen der Sektionen 8 bis 12 die Italiener „Groviglio" nannten. Oft wird die Vor¬
stellung der Sektion 8 und die Feldwachenlinie so bezeichnet. Man findet aber auch nur
den Raum der Sektion 8 mit „Groviglio", ihr Vorgelände mit „Antigroviglio" und den
Raum hinter der Sektion mit „Retrogroviglio" benannt.
2S) Von Capitano Coda, Seite 173.
29j Möglicherweise ist einer der Hügel vor den Feldwachen 1 und 2 gemeint
(Neutraler Hügel oder 2100.)