Volltext: Die Pasubio-Kämpfe 1916 - 1918

— 104 — 
Aipini, deren Handgranaten uns starke Verluste zufügten. In den Trichtern 
machten wir eine kleine Atempause, dann ließ ich den Befehl von Mann 
zu Mann geben: „Nach drei Pfiffen Handgranatensalve, sodann Sturm!" 
Die drei Pfiffe gellten, die Handgranaten flogen und explodierten, wir 
sprangen auf. Doch gleichzeitig erhoben sich auch die Alpini. Es ent¬ 
spann sich ein fürchterlicher Nahkampf. In meiner Nähe wurde Zugsführer 
Puffer, der als erster vorgestürmt war, sofort niedergeschossen.18) Das 
Bajonett des neben ihm stürmenden Jägers Wechselberger kam leider zu 
spät. Auch ich konnte nicht helfen, da meine Pistole ausgeschossen war. 
Einj.-Freiwilliger Oberjäger Mair fiel19), Einj,-Freiwilliger Wassermann der 
4. Kompagnie wurde schwer verwundet. Für mich war dies der schwerste 
Nahkampf, den ich bisher mitgemacht hatte. Nach langem Ringen mußten 
die Alpini endlich weichen. 
Matcher und ich kamen fast gleichzeitig mit Steiner in unseren 
Hauptgraben und schüttelten uns vor Freude die Hände. Ebenso groß 
war die Begeisterung der Jäger, als sie ihren Graben wieder hatten. Alle 
Anstrengungen waren vergessen. 
Wir trieben die Alpini weiter vor uns her in der Richtung gegen 
unsere Vorstellung (Feldwache an der Spitze) an den Maschinengewehren 
des Lt. Br. Graff vorbei. Dieser und Lt. Schenk hatten den Löwenanteil 
an dem Erfolg. Alle Bedienungsleute ihrer Gewehre waren bereits tot 
oder verwundet, sie selbst auch leicht verletzt. Und doch gingen sie 
nicht zurück, sondern hielten den linken Flügel der Hauptstellung von 
der Rückwärtsverlegung des feindlichen Artilleriefeuers an bis zu unserem 
Gegenstoß ganz allein und verhinderten so das Eindringen der Alpini auch 
in den linken Flügel der Hauptstellung. Nur durch ihr tapferes Ver¬ 
halten war es möglich, daß wir uns zum Sturme bereitstellen und ihn 
durchführen konnten. 
Ich werde das Bild nie vergessen, als ich sah, wie ihre Maschinen¬ 
gewehre, auf Leichen und Felsen aufgestellt, von den Offizieren selbst 
bedient wurden und unaufhörlich in die zurückweichenden Alpini, die an 
den Mündungen der Maschinengewehre vorbei mußten, hineinschossen.20) 
18) Dieses Augenblicksbild führt Lt. Jakoncig an einer anderen Stelle seines Tage¬ 
buches näher aus: „Zgsfr. Puffer, ein gebürtiger Steirer, der schon in meinem Zuge am 
Isonzo äußerst tapfen gekämpft hatte u. dabei schwer verwundet worden war, war einer 
der ersten, die beim Befehl zum Sturme aufgesprungen waren. Ihm gegenüber erhob sich 
ein italienischer Offizier, der auf Puffer seine Pistole abschoß, ohne ihn jedoch zu treffen. 
Puffer war mit einem Sprunge bei ihm, schlug ihm mit dem Gewehre die Pistole aus der 
Hand und jagte ihm das Bajonett in die Brust. Sofort sprang auch ein italienischer 
Unteroffizier zur Hilfe herbei, legte sein Gewehr dicht an Puffers Brust und schoß ihn 
nieder. Der arme Puffer war noch nicht ganz zu Boden gesunken, als Jäger Wechsel¬ 
berger, ein kleiner, gelenkiger Bursche, herbeieilte und dem Unteroffizier ebenfalls sein 
Bajonett in den Leib rannte. Einige Minuten darauf fiel auch der brave Wechselberger." 
19) Einj.-Freiw. Oberjäger Mair wurde — wie sich nachträgich herausstellte — 
schwer verwundet und starb in der Gefangenschaft. 
20) Das Zurückfluten der Alpini unter dem Druck des Gegenstoßes des Lt. Jakon¬ 
cig wurde von den seitlichen Beobachtern wahrgenommen, Das II. Bataillon meldete 
um 18.25 Uhr hierüber schriftlich: „Italiener gehen fluchtartig von der Platte zurück, — 
Högn, Mjr."
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.