Volltext: XIII. Jahrgang, 1908 (XIII. JG., 1908)

Seite 74. 
Oberösterreichische Bauzeitung 
Nr. 10. 
etc. Überdies geht der Weg zur Fabrik immer noch 
teilweise durch das Handwerk und viele kleine Hand¬ 
werksmeister stehen sich in größeren Fabriken ungleich 
besser, als in ihrer früheren Selbständigkeit, welche 
ohnehin gewöhnlich größere Sorgen für die Selbst¬ 
erhaltung des Individuums mit sich bringt. Übrigens 
beweisen der allgemein beklagte Mangel an guten Ge¬ 
sellen, sowie hohe Löhne, welche tüchtigen Gehilfen jetzt 
fast überall bewilligt werden, daß das Handwerk noch 
immer einen guten Boden hat, und daß es wie auf allen 
Gebieten nur des tüchtigen Lernens bedarf, um auch im 
Handwerk noch vorwärts zu kommen. 
Will man aber imstande sein, der Konkurrenz die 
Spitze zu bieten, so meinen wir, ist es erforderlich, 
zweierlei Gesichtspunkte im Auge zu behalten: den 
persönlichen und den sachlichen, zunächst aber 
sich selbst zu prüfen und dann die zu erwählende 
Branche. In der strengsten Selbsterkenntnis frage man 
sich, welche Talente, Fähigkeiten, Geschicklichkeit uns 
gegeben sind und suche in dieser Richtung aus¬ 
schließlich die Tätigkeit der Konkurrenz. Nicht 
minder wichtig ist die Wahl des Kampffeldes; ein 
Artikel etc., welcher von anderen wegen natürlicher 
Voraussetzungen billiger, ja vielleicht noch besser zu 
liefern ist, bietet sicherlich keine günstige Aussicht für 
den Wettstreit. 
Ganz zweifellos ist d i e f r e i e Konkur¬ 
renz an und für sich gut und zweckmäßig, 
j a n o t w e n d i g. Wo wären wir gegen wärtig, 
wenn nicht der Wetteifer der V ö 1 k e r wie 
des Einzelnen dazu beigetragen hätte, 
uns alle Vorteile der Zivilisati o n z u ' v er¬ 
schaffen. Das möge man bedenken und emsig an 
dem Fortschritt mitarbeiten, der auch unseren Nach¬ 
kommen zugute kommen wird. Dr. A. v, L. 
Wie soll der Handwerker seine Bücher 
führen und wie soll er rechnen. 
(Schluß.) 
Es klingt dies gewiß manchem, als wenn dies sehr 
vieL Arbeit und Zeit kosten könnte, ich kann aber einen 
jeden versichern, daß alle diese Arbeiten schneller aüs- 
geführt als hier beschrieben sind. 
Das sind diese drei Bücher, welche täglich zu ordnen 
sind und bei nur einiger Übung überaus wenig Zeit und 
Mühe erfordern. Des Sonntags nun, wenn man an den 
Werktagen die Zeit nicht entbehren kann, übertrage man 
aus dem Tagebuche alles das, was während der Woche 
sich ereignete in die betreffenden Bücher, tüe die einge¬ 
tragenen Posten, durch einen Strich von oben nach unten 
gedacht und gemacht, aus, denn es sollen alle PoStön 
noch leserlich bleiben und doch muß man leicht über¬ 
blicken können was übertragen ist und was nicht. Dann 
übertrage man aus dem Auslieferungsbuche alle Posten 
entweder in das Kontobuch oder wenn sie bezahlt sind 
in das Kassebuch; ganz kleine Beträge notiere man in 
ein eigenes hiezu angelegtes kleines Kassebuch und trage 
das Gesamtergebnis allmonatlich in das größere ein, weil 
die ganz kleinen Posten das größere Buch nur zu schnell 
ausfüllen würden, ebenso verhalte man sich aber auch 
bei den Ausgaben. Man vergesse bei allen Übertragungen 
nicht, den Vermerk in die schon oben besprochenen 
Kolumnen zu machen, damit die Kontrolle nicht ver¬ 
loren geht. 
Ein Einkaufsbuch ist nicht minder wichtig, w'eil hier 
alle Ausgaben fürs Geschäft bezeichnet sind, es werden 
in dasselbe alle Einkäufe und alle auf das Geschäft be¬ 
zughabenden Rechnungen übertragen und möge niemand 
die Kontrolle unterschätzen, welche er sich hiedurch ver¬ 
schafft. Der Monatsabschluß in den Büchern gestattet 
allezeit einen Überblick über den Stand des Geschäftes 
und würde ein Rückgang sofort bemerkt und den Ur¬ 
sachen nachgeforscht und abgestellt werden können; 
hat man Gehilfen und Lehrlinge, so gebe man jedem 
derselben ein kleines Arbeitsbuch, in welches sie alle 
Tage ihre Arbeiten einzutragen haben, es ist das eine 
heilsame Kontrolle für den Meister nach zweierlei 
Richtungen: einmal dem Arbeiter gegenüber und zum 
andernmal zur sichern und genauen Berechnung der 
Arbeit dem Kunden gegenüber. 
Er wird dadurch vor manchen Nachteilen doppelter 
Art bewahrt und es ist dies auch gleichsam wieder eine 
Kontrolle für seine Eintragungen. Er hat nun aber auch 
für sich ein Arbeitsbuch anzulegen, worin er die von 
den Gehilfen notierten Arbeiten mit allen Angaben: wie 
viel Zeit zu den verzeichneten Arbeiten gebraucht wurde, 
welchen Lohn diese dafür empfingen etc., einzutragen 
hat, auch muß jeder Arbeiter im Arbeitsbuche des Meisters 
seine besondere Rubrik haben, damit, wenn sich Diffe¬ 
renzen und Ausstellungen seitens des Arbeiters oder der 
Kunden ergeben sollten, die Richtigstellung vielfach sich 
am besten aus diesem Buche bewirken läßt, auch wird 
dieses Arbeitsbuch Kalkulationen sehr häufig als' wert¬ 
volle Unterlage dienen und sonst als Kontrollbucli viel¬ 
fach von Nutzen sein; in dieses Buch kann man auch 
die Lohnliste mit anlegen und bedarf bei kleinen Ge¬ 
schäften keines besonderen Lohnbuches. 
Ein Inventarbuch* ist gleichfalls anzulegen, denn ein 
wohlgeordnetes Geschäft fiat alljährlich eine Inventur zü 
machen, zumal, wenn man mit fremden Leuten arbeitet; 
man findet genau, ob eine Zu- oder Abnahme' der ein¬ 
zelnen Zweige oder des ganzen Geschäfts stattgefunden 
hat und auf Grund dieser Feststellung ist es möglich zu 
wissen, ob man geschäftlich vor- oder rückwärts ge¬ 
kommen ist. Dieses Buch beschäftigt einen jährlich nur 
einmal auf kurze Zeit, kommt daher in bezug auf Zeit1 
: aufwand fürs ganze Jahr nicht in Betracht; will'man es gut 
machen, so lege man ein Hauptbuch an, jedoch ist das für 
die Buchführung eines kleinen Handwerkers nicht ein unbe¬ 
dingtes Erfordernis, obgleich es schön und nützlich ist, weil 
sich in demselben das ganze Geschäft konzentriert und 
kontrolliert und das ebenfalls nicht zu unterschätzen ist. 
Noch einmal sei kurz resümiert, welche Bücher für 
ein kleines Geschäft unter allen Umständen erforderlich 
sind, da ist zuerst: 
Das Tagebuch, 
;; Kommissionsbuch, 
„ Auslieferungsbuch, 
: „ Einkaufsbuch, 
,, Kontobuch, 
Das Kassebuch, 
„ Arbeitsbuch, zugl 
„ Lohnbuch,' 
„ Inventarbuch, 
„ Hauptbuch. 
Diese Liste mag manchem recht lang erscheinen und 
mancher mag sich vor der vielen Schreiberei fürchten; ich 
kann aber allen diesen aus eigener Erfahrung versichern, 
daß sie nicht allein die Zeit ohne Nachteil den Büchern 
opfern können, sondern daß sie infolge genauer Buchführung 
persönlich nur halb so viel zu arbeiten brauchen und da 
geschäftlich weiter kommen, als wenn sie früh bis abends 
bei der Arbeit stehen und kein Buch oder ein unzureichen¬ 
des besitzen. Soviel für diesmal über die Buchführung.
	        
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