Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Nr. 15. 
OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG. 
Seite 117. 
Elektricitätswerk in Wels. Nachdem sowohl die 
Stadtvertretung als auch die Oesterreichische Union- 
Elektricitätsgesellschaft den Vertragsentwurf bezüglich 
der Errichtung eines Elektrizitätswerkes für Wels und 
Umgebung genehmigt habe#, steht dem definitiven Ver¬ 
tragsabschlüsse nichts mehr entgegen unci wird mit dem 
Baue in allernächster Zeit begonnen werden. Das Werk 
wird nächst der Welser Traunwehr errichtet und stehen 
demselben 1500 Pferdekräfte zur Verfügung. 
Baufortschritt. Beim Baue des Administrations- 
Gebäudes für die k. k. Staatsbahn in Linz nehmen die 
Arbeiten einen so raschen Fortgang, dass man hofft, die 
Dachgleiche schon in der Mitte dieses Monats erreichen 
zu können. Bedauerlich ist nur, dass zu diesem monumental 
sich präsentierenden Neubaue kein Steinsockel angewendet 
wurde, und dass, wie wir hören, das Stiegengeländer nicht 
aus Schmiedeeisen sondern aus Gusseisen hergestellt 
werden soll. 
Dachdeckungen in Ottenslieim. Sämmtlich abge¬ 
brannte Häuser in Ottensheim dürfen nicht mehr mit 
Schindeln, sondern müssen mit Ziegeln gedeckt werden. 
Welche Masse von Dachziegeln hiezu benöthigt wird, 
beweist, dass die Wienerberger Ziegel-Actiengesellschaft 
allein 80 Waggon Falzziegel für Ottensheim zu liefern 
erhielt. 
Xyolith-Fussböden. Die Xyolith-Flötz-Fussböden, ob 
von den Wiener Firmen Bernhuber & Schenk, oder 
Zboril, Mikscli & Comp, hergestellt, scheinen sich bei uns 
in Linz nicht bewähren zu wollen, da die Proben im 
hiesigen Stadthause, sowie in mehreren Privatgebäuden 
kein günstiges Resultat zutage förderten. Die Schuld 
daran dürfte unserer Ansicht nach nicht im Materiale, 
sondern in der Legung zu suchen sein. 
Zum Theaterbau. Der Landesausschuss hat die 
Projecte des Wiener Baurathes F elln er, betreffs Umbau 
des hiesigen Landestheaters oder eines Neubaues, dem 
städtischen Bauamte zur Prüfung überwiesen. Obwohl 
die Lösung dieser Angelegenheit noch in weiter Ferne 
liegt, dürfte sich auch das technische Amt nur für einen 
Neubau entscheiden, und so dem Wunsche zahlreicher 
hiesiger Theaterfreunde nahe kommen. 
Yillenbau in Salzburg. Aus Salzburg erhalten wir 
die Nachricht, dass dort ein als Sommergast weilender 
Cavalier aus Ungarn einen grösseren Grundcomplex an¬ 
gekauft hat, um sich darauf nach dem Projecte des 
Budapester Architekten Arthur Meinig eine prachtvolle 
Villa erbauen zu lassen. Mit dem Baue soll noch in diesem 
Jahre begonnen werden. 
Eisernes Gitterthor. Betreffs Uebertragung des 
schmiedeeisernen Gittërthores vom Casinogarten zum 
Museumparke äussert sich ein Kunstfreund in folgender 
Weise: „Es war kein glücklicher Gedanke, das besagte 
Thor an eine Stelle zu versetzen, wo es weder zu den 
dortigen Strassenniveau passt, noch mit der Stilrichtung 
des Museumpalastes im Einklänge steht. Auch sind die 
beiden Steinpfeiler des Portals bereits so defect, dass 
sich nur ein hervorragender Steinmetz oder Bildhauer 
für einen angemessenen Betrag herbeilassen dürfte, die¬ 
selben kunstgerecht instand zu setzen. Hätte man für 
alle bereits geleisteten und noch zu erwartenden Kosten 
lieber ein neues, nach der Höhe strebendes Portal 
herstellen lassen, so würde der Eingang zum Museum¬ 
parke jenen ästhetischen Wert erhalten haben, den 
man mit der Umstellung des Thores zu erreichen beab¬ 
sichtigte." 
Technische Neuigkeiten. 
Mitgetheilt vom Internationalen Patentbnreau K. Fr. Reichelt in 
Berlin NW. 
Welchen Umfang der Ausbau des Netzes elektrischer 
Strassenbahnen in den Vereinigten Staaten genommen 
hat, geht aus den folgenden statistischen Angaben hervor. 
Die erste elektrisch betriebene Strassenbahn wurde vor 
wenig mehr als 10 Jahren in Betrieb genommen. Im 
Jahre 1880 umfasste das Strassenbahnnetz 2050 englische 
Meilen; als Betriebskraft wurden fast ausschliesslich Zug- 
thiere verwendet. Nur wenige Linien benutzten Dämpf¬ 
kraft. Bei den Strassenbahnbetrieben waren gegen 12.000 
Personen angestellt; 10 Jahre später, 1890, betrug die 
Anzahl des Betriebspersonals bereits 37.434 und die Länge 
sämmtlicher Linien 8123 englische Meilen, von, (Jenen 
5661 animalische Zugkraft gebrauchten, während der 
Rest Dampf oder Elektricität verwendete oder auch durch 
Kabel angetrieben wurde. Das darin angelegte Capital 
betrug gegen 2111/^ Millionen Dollars. 1894 war die Meilen¬ 
zahl schon auf 12.527 gestiegen, von denen 7470 Meilen 
elektrisch betrieben wurden. Das aufgewendete Capital 
war auf circa 6481/3 Millionen Dollars gestiegen, von denen 
reichlich zwei Drittel, nämlich 4231/2 Millionen Dollar, auf 
elektrische Bahnen entfielen. 110.000 Personen betrug das 
Beamtenpersonal dieser Linien. 1896 war die Meilenzahl 
auf 14.470 gestiegen, von denen 12.133 elektrisch be¬ 
trieben waren. Die Zahl der Angestellten betrug 140.000. Im 
October 1897 hatte sich das Netz auf 15.718 englische Meilen 
ausgedehnt, von denen nur noch 947 durch Pferde betrieben 
wurden. Das Beamtenpersonal war auf 166.000 gestiegen. 
Dass Steine reden, und zwar vom Wetter reden 
können, ist Thatsache. Es gibt in Finland eine Steinart, 
von den Finländern „Samakuir" genannt, welche als 
untrüglicher Wetterprophet gilt. Bei schönem, trocknen 
Wetter erscheint solch ein Stein grau und weiss gefleckt. 
Sobald aber Regen oder Nebel in Aussicht steht, wird 
seine Oberfläche tiefschwarz und nimmt erst mit dem 
Eintritt schönen Wetters wieder ihre frühere helle Färbung 
an. Natürlich hat diese Eigenschaft abergläubische Vor¬ 
stellungen aller Art bei den Finländern gezeitigt, und 
ist die Ursache des Farbenwechsels sehr verständlich, 
nachdem vor Kurzem die Zusammensetzung des Gesteins 
festgestellt wurde. Danach ist seine Grundmasse ein 
Gemisch von Thon und fossilen Pflanzenresten, das Ganze 
durchsprengt mit Steinsalz- und Salpeteradern. Diese 
beiden Salze ziehen nun aus der Luft Wasser an, um so 
mehr, je feuchter die Atmosphäre ist, lösen sich darin 
zum Theil auf und bilden dunkle, feuchte Häutchen, die den 
Stein überziehen und seine hellere Gi'undfärbung verdecken. 
Bei Eintritt trockener, wärmerer Witterung verdampft das 
eingezogene Wasser, die Deckhaut verschwindet, und der 
grauweiss gefleckte Stein kommt wieder zum Vorschein. 
Die Grossenverhältnisse des Oceans. Die meisten 
Leute, die über das Meer fahren, haben keine Ahnung 
von der factischen Ausdehnung dieses den weitaus 
grösseren Theil der Oberfläche unseres Planeten be¬ 
deckenden Elementes. Der grosse Ocean bedeckt eine 
Fläche, von beinahe 110 Millionen Quadratkilometern, der 
Atlantische 50 Millionen, der Indische und die beiden 
Eismeere etwa 70 Millionen. Der sehr tiefe grosse Ocean 
wiederum fasst, um einmal die ganze Zahl auszuschreiben, 
948.000.000.000.000.000.000 Tonnen (à 1000 Kilo) Wasser. 
Der Atlantische Ocean, der im Durchschnitt Tiefen von 
nicht ganz fünf Kilometern aufweist, enthält Wasser, dessen 
Gewicht etwa ein Drittel der obigen kleinen Zahl beträgt.
	        
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