Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

IV. Jahrgang, Nr. 8. 
Linz, 15. April 1899. 
1 
i 
Oberösterreichische Banzeitang 
Zeitschrift für Bauwesen. 
Redaction und Administration : LINZ, Mozartstrasse 28. — Herausgeber und Verleger : Eduard Kornhoffer. 
Man pränumeriert auf die OBERÖSTERREICHISCHE BAUZEITUNG: 
« ganzjährig mit fi. 10.— „ j ganzjährig mit . fl. 8 
halbjährig . . „5.— J-Ür halbjährig ... „4 
I vierteljährig . „ 2.50 0C0 l vierteljährig . . „2 
für die 
Provinz 
Erscheint am und 15. 
jedes Monat. 
INSERATE und OFFENER SPRECHSAAL laut aufgelegtem billigsten 
Tarif werden angenommen: Bei der Administration der „Ober¬ 
österreichischen Bauzeitung", Linz, Mozartstrasse 28, ferner bei 
allen grösseren Annoncen-Expeditionen des In- u. Auslandes. Eventuelle 
Reclamationen und Beschwerden direct an uns erbeten. 
Inhalt. Ueber Spital- und Krankenhausbauten. — Zum Concurrenz- 
Wesen. — Bauthätigkeit in Wien im Jahre 1898 und Stand der Häuser 
und Wohnungen am Ende desselben Jahres. — Local-Baunotizen. — 
Technische Neuigkeiten. — Briefkasten. — Offene Stellen. — Anmeldungen 
für Wasserbezug. — Angesuchte Baulicenzen in Linz. — Inserate. 
Ueber Spital- oder Krankenhausbauten. 
Original-Artikel von einem Wiener Architekten. 
Allgemein dürfte es bekannt sein, dass in unserer 
Landeshauptstadt die Vergrösserung des städtischen 
Krankenhauses, sowie die Errichtung eines neuen 
Garnisonsspitales in Aussicht genommen ist; ausserdem 
wissen wir, dass mehrere Gemeindeverwaltungen in 
kleineren Orten von Seite der Sanitätsbehörde aufge¬ 
fordert wurden, für die Errichtung eines neuen Kranken¬ 
hauses in ihrer Gegend Sorge zu tragen, weshalb es von 
Interesse sein dürfte, von einem Specialisten im Spital¬ 
baue Andeutungen zu vernehmen, wie eine Kranken¬ 
anstalt beschaffen sein riiuss, soll sie den heutigen An¬ 
forderungen in technischer und hygienischer Beziehung 
-entsprechen. 
Wenn auch nachstehende Vorschriften nur für einen 
Spitalbau grösseren Stils gelten, so lassen sich aus den¬ 
selben doch manche Daten entnehmen, die den Pro- 
jectanten eines Krankenhauses für kleinere Orte nützlich 
sein können. Der Verfasser schreibt: 
Ein Spital oder Krankenhaus hat die Aufgabe, solche 
Kranke, die verhindert sind, sich selbst Pflege zu verschaffen, 
eine Zufluchtsstätte zu gewähren, und muss daher ausser 
der ärztlichen Hilfe auch für die Beschaffung aller denk¬ 
baren Bequemlichkeiten und Bedürfnisse Sorge tragen. 
Das Spital oder Krankenhaus ist deshalb seinem Zwecke 
nach durchaus nur Nützlichkeitsgebäude, daraus folgt 
die Notwendigkeit einer vollständigen Unterordnung 
der inneren Eintheilung und der Construction zu den 
Bestimmungen und der Zweckmässigkeit desselben ; ferner 
muss es in seiner Anlage und baulichen Ausführung und 
allen seinen Einzelheiten den Anforderungen der Wissen¬ 
schaft und der bewährten Erfahrungen der Neuzeit so¬ 
wohl in technischer als sanitärer Beziehung entsprechen. 
Bei der Anlage eines Spitales oder Krankenhauses hat 
man vor Allem auf die Wahl des Bauplatzes zu achten, 
dass derselbe eine gesunde, hohe und luftige Lage er¬ 
halte, geschützt gegen Nordwinde ist, an der äussersten 
Grenze des O&srayon liege, und dass es von der Nähe 
staubiger Landstrassen, sumpfiger Gegenden oder Fabriks¬ 
anlagen gänzlich entfernt sei. Auch soll in dessen un¬ 
mittelbarer Nähe ein fliessendes Wasser sich befinden, 
in welches die Unreinlichkeiten leicht abgeleitet werden 
können; ebenso ist das Vorhandensein eines guten Trink¬ 
wassers eine unerlässliche Bedingung. Der Baugrund 
muss für den Fall, als sich die Nothwendigkeit einer 
Vergrösserung der bestehenden Baulichkeiten herausstellt, 
sowie auch um reichliche Gartenanlagen gewinnen zu 
können, genügend Raum bieten. 
Die Grösse des Spitales oder Krankenhauses hängt 
hauptsächlich von der Anzahl der unterzubringenden 
Kranken ab, und werden wir die Anlage und Ausführung 
eines Krankenhauses nach dem neuen Pavillonsystem 
einer ausführlichen Besprechung unterziehen. Nach dem 
Pavillonsystem werden grössere Krankensäle in paralleler 
Lage freistehend so angeordnet, dass sie die volle Ein¬ 
wirkung von Luft und Sonne ermöglichen, und daher 
nur an den schmalen Seiten mit einem Corridor 
zusammenhängen. Die Entfernung der Krankenpavillons 
beträgt nicht unter dem Doppelten ihrer Höhe bis zum 
Hauptgesims ; die Säle werden mit ihrer Längenachse 
von Norden nach Süden gerichtet, damit die im Osten 
aufgehende Sonne den Saal sofort trifft und denselben 
erst bei ihrem Untergange wieder verlässt, wobei die 
Trennung nach den Geschlechtern in der Weise erfolgt, 
dass zwei einen inneren Hof umfassende Hauptcörridore, 
für jedes Geschlecht einer, angelegt sind, von den nach 
aussen die Pavillons ausgehen. Die Verbindung der 
Pavillons durch Gänge ist in einer Weise herzustellen, 
dass dadurch die freie Luftcirculation in keiner Art ge¬ 
hemmt werde, was am besten dadurch erreicht wird, 
dass man den inneren Hof so tief ausgräbt, dass die ver¬ 
bindenden Corridore von hier aus frei Luft und Licht 
.erhalten, wobei dann die letzteren am Souterrain des 
Pavillons vorbeizuführen sind, und der Verkehr sowohl 
in als auf den Corridoren stattfindet, im letzteren Falle 
ins Freie ; der Raum zwischen den Pavillons wird zu 
Gartenanlagen benützt, welche zum Spazierengehen der 
Kranken dienen. Die einzelnen Pavillons sind massiv 
auszuführen und zu unterkellern; der Parterre-Fussboden 
der Krankensäle ist so hoch zu legen, dass er gegen das 
Aufsteigen der Grundfeuchtigkeit geschützt ist. Mehr wie 
zwei Stockwerke sollten die Krankenpavillons nicht er¬ 
halten; die Verbindung der einzelnen Stockwerke ist 
mittelst feuersicheren Treppen zu bewerkstelligen. Auf¬ 
züge zur Beförderung der Kranken von einem Stocke 
zum anderen sind wünschenswert. 
Die Vertheilung der Kranken in die einzelnen Pavillons 
wird folgendermaßen stattzufinden haben: 
I. Die Trennung nach dem Geschlechte ist streng 
durchzuführen. 
II. Trennung nach dem Alter.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.