Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Seite 30. 
OBEROSTERRËICHISCHE BAUZEITUNG. 
Nr. 4. 
eines elektrisch betriebenen Rammbärs eingetrieben. 
Derselbe bestand aus einem Eisenklotz, der mit einer 
Geschwindigkeit von 12 Fuss pro Secunde 34 Fuss hoch¬ 
gehoben wurde. Die ausgeschachtete Erde wurde eben¬ 
falls durch elektrisch getriebene Winden gehoben. Das 
eindringende Wasser bewältigten sieben Kreiselpumpen, 
welche Tag und Nacht in Betrieb waren. Man verwendete 
solche von 5 Zoll Durchmesser, die zu ihrem Betrieb 
einen lOpferdigen Motor brauchten, ferner solche von 
8 Zoll, die durch einen 16pferdigen, und eine von 9 Zoll, 
die durch einen 20pferdigen Motor angetrieben wird. 
Akazienholz. Wenig bekannt dürfte es sein, dass 
das Akazienholz von sehr grossem Werte für manche 
Zweige der Technik ist. So z. B. übertrifft es an Festig¬ 
keit und Dauerhaftigkeit die meisten anderen Holzarten 
und eignet sich besonders zur Herstellung der Zimmerung 
in Bergwerken. Saure Wässer und matte Wetter, die 
ausserordentlich schnell zerstörend auf jede andere Holz¬ 
art einwirken, haben fast gar keinen Einfluss auf das 
Akazienholz. Es ist ferner ausserordentlich wichtig, dass 
der Akazienbaum in 25—30 Jahren dieselbe Dicke er¬ 
reicht, wie Nadelholz in 50 oder Eichen in 100 Jahren. 
Die Akazie gedeiht bekanntlich auf dem ärmlichsten Boden 
und selbst auf den Halden von Sandsteinbrüchen oder 
auf Bergabhängen, wo sonst weiter kein Baum gedeiht, 
wächst sie noch. Ihr Anbau erfordert so gut wie gar 
keine Arbeit. Es genügt eine kleine Vertiefung in die 
Erde zu machen, in dieselbe den Steckling einzusetzen 
und mit einer Hand voll Erde zu bedecken. Auf nassem 
oder sumpfigem Boden kommt die Akazie überhaupt nicht 
fort. Trotzdem die guten Eigenschaften des Baumes 
bereits seit langer Zeit bekannt sind, und namentlich die 
Verwendbarkeit für die Grubenzimmerung schon lange 
praktisch festgestellt worden ist, ist es zu verwundern, 
dass unsere Forstleute der Cui tur der Akazien nicht mehr 
Interesse zugewendet haben, zumal dieselbe auf einem 
Boden gedeiht, der mit einem anderen Baum gepflanzt,, 
kaum einen Ertrag geben würde. 
Riesendynamo. Ueber einen neuen Riesendynamo, 
welcher bestimmt ist, der elektrischen Hochbahn in 
Boston den nöthigen Strom zu liefern, erfahren wir Fol¬ 
gendes: Die Maschine hat eine Leistungsfähigkeit von 
3000 Kilowat bei 550 Volt Spannung, was ungefähr 4000 PS. 
entsprechen würde. Sie läuft mit 75 — 80 Umdrehungen 
pro Minute. Ihr Gewicht ist gegen 250.000 Pfund. Der 
Gußstahlrahmen, welcher die Feldmagneten trägt, hat 
einen Durchmesser von 21 Fuss 7 Zoll (also etwa 63/4 Meter) 
und wiegt ohne die Feldmagneten 25 Tonnen. An ihm 
sind 24 nach innen ragende Eisenkerne befestigt, die mit 
ihren Wickelungen weitere 15 Tonnen wiegen. Die 
Nabe des Ankers hat einen Durchmesser von 13 Fuss 
und wiegt 20 Tonnen; die Hauptwelle ist 37 Zoll stark. 
Der aus 1188 Kupferstäben zusammengesetzte Accomo- 
dator hat einen Durchmesser von nicht weniger als 105 Zoll. 
Um einseitige Beanspruchung der Hauptaxe möglichst 
zu vermeiden, ist das Schwungrad direct an Arme be¬ 
festigt, welche auf der Ankernabe sitzen. 
Normalmeter. Bekanntlich wird das, für alle Meter¬ 
maße maßgebende Normalmeter in Paris, im Inter¬ 
nationalen Bureau für Maße und Gewichte aufbewahrt. 
Dasselbe bildet die Norm, aus der sich alle Längen-, 
Flächen- und Hohlmaße des metrischen Systems ableiten 
lassen. An jedes Land, welches der metrischen Convention 
angehört, ist ein, aufs sorgfältigste mit dem Normal¬ 
maßstab verglichener Maßstab verabfolgt worden. Selbst 
für den Fall, dass sowohl der Normalmeter wie auch die 
beglaubigten Duplicate verloren giengen, wäre es doch 
möglich, die genaue Länge desselben wieder festzustellen. 
Man würde sich dazu z. B. der Länge von Lichtwellen 
oder ähnlichen bedienen. Es ist also keine Gefahr vor¬ 
handen, dass uns die Länge des Meters, und damit die 
Basis des gesammten metrischen Maß- und Gewichts¬ 
systems verloren gehen könnte. Ein französischer 
Statistiker hat sich die Frage gestellt, ob es, im Falle 
wir keine anderen Hilfsmittel hätten, im Falle eines Ver¬ 
lustes des Normalmeters das Längenmaß zu rekonstruieren, 
möglich sein würde, aus dem Gedächtnisse verschiedener 
Personen die Länge desselben mit ziemlicher Genauigkeit 
zu finden. Er wendete sich vor allem an Handwerker, 
Mechaniker und auch an wissenschaftlich gebildete Leute. 
Er verfuhr derartig, dass er die Versuchspersonen eine 
bestimmte, gegebene Entfernung abschätzen liess, und 
dass er andererseits von denselben eine bestimmte Länge 
nach Schätzung auf einem Brett abtragen liess. Das 
Resultat war, dass geringe Entfernungen fast stets zu 
kurz taxiert wurden, während grosse Entfernungen länger 
erschienen, als sie wirklich waren. Zog man aus den ge¬ 
sammten Schätzungen den Durchschnitt, so ergab sich 
ein Resultat, welches nur um wenige Millimeter von der 
Wirklichkeit abwich. 
Für elektrische Centralen hat es sich als sehr vor¬ 
teilhaft erwiesen, die zu ihrer Beleuchtung nöthigen 
Lampen unabhängig von dem erzeugten Strom speisen 
zu lassen. Man vermeidet dadurch das Erlöschen der 
Lampen, im Falle die Hauptmaschinen infolge irgend 
eines . Zwischenfalles den Dienst versagen sollten. Auf 
Stationen mit Accumulatoranlagen zweigt man den zur 
Beleuchtung nöthigen Strom durch ein besonderes Schalt¬ 
brett ab. Dieser Punkt sollte bei der Anlage keiner 
Centrale unberücksicht bleiben. Irgend ein Zwischenfall 
kann das Versagen der Maschine herbeiführen und gerade 
in dem Moment, wo man das Licht am notwendigsten 
braucht, wird die Anlage in Finsternis gehüllt sein. Oel- 
oder Petroleumlampen würden natürlich nur einen 
schwachen Nothbehelf bilden und man hat daher, so 
widersinnig es klingen mag, in verschiedenen Centralen 
Gasbeleuchtungsanlagen eingerichtet. 
Beim Härten von Werkzeugen etc. bilden sich oft 
in dem Stahl feine Risse, die wegen ihrer Feinheit dem 
Auge vollständig entgehen, die aber beim Gebrauch des 
Werkzeuges unter Umständen zu sehr unangenehmen 
Zwischenfällen die Veranlassung bilden können. Um der¬ 
artige feine Risse zu entdecken, bestreicht man die Ober¬ 
fläche der zu untersuchenden Gegenstände mit Petroleum, 
reibt sie danach gut ab und stäubt fein gepulverte Kreide 
auf dieselben. Das Petroleum, welches in die feinen Ritzen 
und Spalten des Gegenstandes eingedrungen war, wird 
von der Kreide aufgesaugt und bildet auf derselben dunkle 
Streifen, die Lage, Verlauf und Grösse deutlich erkennen 
lassen. 
Briefkasten. 
Verband deutscher Centralheizungs-Industrieller, Berlin, 
SW. Blätter sind an Ihre Geschäftsstelle abgegangen. 
Herrn Karl Singer in Prag. Der Gefragte war als 
Ingenieur beim Baue der neuen Donaubrücke in Linz thätig, 
und soll schon im vorigen Herbste nach Russland angagiert 
worden sein. 
Herrn P. E., hier. Muss abgewartet werden.
	        
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