Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

S^ite 20. 
Nr. 3. 
(c Die Gewährung von Vorschüssen in unbedenklichen, 
dem Verwaltungsausschusse vorbehaltenen Ent¬ 
scheid ungsfáll en bis zum Höchstbetrage von 75 Per¬ 
cent der beantragten Eente. In Fällen zweifelhafter 
Art ist stets die Entscheidung des Verwaltungsaus¬ 
schusses einzuholen. 
Vorstehende Directiven wurden in der Sitzung des 
Vorstandes vom 19. December 1898 genehmigt. 
Die beste Verwendung von Sägemehl. 
In den Fachzeitungen liest man zum Oefteren Hin¬ 
weise auf die Verwendung von Sägemehl, und da heisst 
es dann kurzweg u. a., class man Gyps als Bindemittel 
wähle, das Sägemehl mit diesem zu einer Masse ver¬ 
mische (mittelst Wasser) und dann aus diesem Gemisch 
in Formen Bausteine oder Gypsdielen giessen könne. So 
weit hört sich die Sache gut an und klingt alles uinso- 
mehr glaubwürdig, als es ja bekannt ist, dass man Bau¬ 
steine und Gypsdielen von genanntem Material seit Jahren 
in den Handel bringt und namentlich zu leichten Zwischen¬ 
wänden und Einschubdecken etc. etc. verwendet. Diese 
Fabrication ist thatsächlich auch leicht und ist von Er¬ 
folg begleitet, so lange mit dem Product keine Arbeiten 
ausgeführt werden, bei welchen mit den Einflüssen der 
Feuchtigkeit zu rechnen ist, denn im Falle solche in 
Frage kommt, ist Gyps, so wie er bisher verarbeitet 
wurde, mit oder ohne Verbindung von Sägespänen oder 
sonstigen Füllmitteln, nicht brauchbar. Man muss also 
den Gyps vorher präparieren, um ihn gegen derartige 
Einflüsse widerstandsfähig zu machen. 
Verwendet man nun gewöhnliche Sägespäne als 
Füllmittel, so wird man die Entdeckung machen, dass 
das Steinfabricat trotz der Gypsverbesserung nicht, den 
Erwartungen entspricht, die man voraussetzte, und man 
weiss nicht, welches die eigentliche Ursache ist. Etwas 
Nachdenken muss aber bald die Einsicht bringen, dass 
jetzt das Sägemehl Schuld trägt, denn es ist doch Holz 
und als solches ist es dem Einfluss der Feuchtigkeit 
ebenfalls unterworfen. Holz wird sich eben stets ent¬ 
weder ausdehnen oder zusammenziehen, wenn es den 
bezüglichen Witterungseinflüssen unterworfen ist, somit 
muss man ihm dieses Ausdehnungsvermögen entziehen 
bevor man feste Körper aus ihm formen will. Bei gründ¬ 
licher Vorbearbeitung beider Materialien (des Sägemehls, 
wie des Gypses) und naturgemässer Behandlung während 
und nach der Fabrication wird man nur gutes Resultat 
haben. 
Sägemüller können also, anstatt das Sägemehl weg¬ 
zuwerfen oder als Streumittel fast zu verschenken, einen 
rentablen Nebenzweig durch Herstellung von Sägemelil- 
bausteinen erzielen; die Bau-Unternehmer, die ja schon 
zu ihren Kunden zählen, kaufen gute Sägemehlsteine 
gerne. 
In den letzten paar Jahren sind noch andere Ver¬ 
wendungsarten von Sägespänen aufgekommen, das ist 
z. B. die Erstellung von Estrichen aus einem einzigen 
Stück. Der ganze Boden zeigt keine Fugen, ist ver¬ 
hältnismässig warm und in hygienischer Beziehung jeden¬ 
falls einem gewöhnlichen Holzfussboden vorzuziehen. In 
solchen Fällen, wo Linoleum auf die Bodenfläche kommen 
soll, kann ein solcher Estrich mit Gyps und Kalk als 
Bindemittel hergestellt werden, im andern Falle wird 
Mineralcement verwendet. Bei dem heutigen Bestreben, 
möglichst massive Häuser zu bauen, ist ein Estrichboden 
entschieden von Bedeutung und kann man diese Er¬ 
kenntnis am Besten dadurch illustrieren, als bereits zahl¬ 
reiche Bauten (auch staatliche) mit solchen Fussböden 
versehen wurden. 
Wer heute also noch Sägemehl wegwirft und es doch 
auf einfache Art zu Wert bringen könnte, begeht Ver¬ 
schwendung. In dieser Beziehung können wir nicht 
genug von den Amerikanern lernen, da gibt es gar keine • 
Abfälle mehr, heissen sie wie sie wollen, die nicht ver¬ 
wertet würden. Natürlich gibt es noch gar manche 
Verwendungsarten für Sägemehl (auch für Hobelspäne), 
allein sie erfordern zumeist eine Maschinenanlage, z. B. 
die Erzeugung von künstlichem Holz, Ornamenten, von 
Essig und Destillaten, Holzkohlenpulver, Briquets, Spreng¬ 
mittelzusatz u. s. w. Man darf wohl behaupten, dass die 
Fabrication von Bausteinen, Wanddielen und dergleichen 
das Beste und Einfachste in der Verwendung des Säge¬ 
mehls ist, weil sie erstens durch Handarbeit geschehen 
kann, und zweitens mehr dem Baufach verwandt ist, mit 
dem die Sägemühle ja doch ohnedies in Oonnex steht. 
In Frankreich füllt man schon lange die Gebälke mit 
Sägemehl und Hobelspänen aus, natürlich nur nach 
vorheriger Präparation, durch welche sie un verbrennlieh 
werden. J. W. 
Local-Baunotizen. 
Avis. Wir machen unsere geehrten Leser auf die 
Kundmachung des k. k. Eisenbahn-Ministeriums, sowie 
auf die Offert-Ausschreibung der k. k. Staatsbahn-Direotion 
in Linz in unserem heutigen Blatte auf Seite 24 besonders 
aufmerksam. 
Yergrösserung des Stationsgebäudes in Mattigliofen. 
Das Stationsgebäude in Mattigliofen wird noch laufendes 
Jahr vergrössert werden, und zwar so, dass in Zukunft 
im Parterre nur die Wartesäle und die Diensträume, und 
im ersten Stockwerke die Beamten-Wohnungen unter- 
gebrachtsein werden. Der Kostenvoranschlag von 10.000 fl. 
wurde bereits von der Direction genehmigt. 
Elektricitätswerk. Die Schweizer'schej Aluminium- 
Industrie-ActiengeseHschaft hat die Kitzlochklamm in 
Taxenbach bei Salzburg sammfc dem Res tau rali o nsgebäude 
um 33.000 fl. angekauft und gedenkt daselbst ein Elektri¬ 
citätswerk für gewerbliche Zwecke zu errichten, zu 
welchem Zwecke das Ueberfallswehr um 580 Meter bach- 
einwärts verlegt, ein Turbinenhaus für 10 Turbinen, sowie 
die erforderlichen Canal- und Stoll-Anlagen hergestellt 
werden sollen. 
Wasserbau. Die bestbekannte Portland-Oementfabrik 
Firma Egger & Lüthi in Kirchbichl bei Kufstein fand 
sich infolge stetig zunehmender Aufträge veranlasst, ihre 
Werksanlage in Kirchbichl bedeutend vergrössern zu 
lassen, um jährlich 7000 Waggons Portland-Cement er¬ 
zeugen zu können. Die neue Anlage, die in kurzer Zeit 
in Betrieb gesetzt wird, und mit den modernsten Ma¬ 
schinen des In- und Auslandes eingerichtet wurde, erfor¬ 
derte zum Antrieb der Mühle und sonstigen maschinellen 
Einrichtungen, sowie für den Stollenbetrieb eine grosse 
Kraftanlage, welche nach den neuesten Erfahrungen auf 
dem Gebiete der Wasserbaukunst in Portland-Cement - 
Stampfbeton von der bewährten Wasserbau-Unternehmung 
Ackerma n n & M a d i 1 e in Klagenfurt projectiert und in 
bester Weise zur Ausführung gelangte. Die ganze An¬ 
lage ist bis auf die Montage der Maschinen fertiggestellt.
	        
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