Volltext: IV. Jahrgang, 1899 (IV. JG., 1899)

Nr. 18. 
Merkmal für geringere Gefahr: Ausführung 
der Arbeiten in weichem Boden ohneVerschüttungs- 
gefahr und ohne umfangreiche Aufführung von 
Mauerwerk. 
Merkmal für erhöhte Gefahr: Vornahme von 
Sprengarbeiten. 
Sonstige Wasserbauten (Wehrbauten, Schleusen¬ 
anlagen, Uferschutzbauten, Werkscanäle, Fun¬ 
dierungen und dergleichen) nach der für Strom-, 
Pluss- und Bachregulierungs-Unternehmungen 
festgesetzten Gefahrenclassen-Eintheilung, je nach¬ 
dem sie an Strömen, Flüssen oder Bächen aus¬ 
geführt werden. 
N Gefahren- 
b) Baugewerbe. ciagse 
Brunnenmacher XII 
Dachdecker XII 
Maurer , VIII 
bei den Anstalten in Graz und Lemberg .... VII 
bei den Anstalten in Wien, Prag und Brünn . . IX 
Steinmetze (nach der für „Steinmetzereien", Gruppe 
IVc vorgeschriebenen Gefahrenclassen-Eintheilung. 
Stuccateure VIII 
Zimmerer und Gerüstmacher XI 
Dieselben bei Mitversicherung der Werkstätten- 
und Werkplatzarbeiten (ohne Verwendung von 
Motoren X 
c) Bauliche Nebengewerbe. 
Anstreicher IX 
Dieselben bei Mitversicherung der Werkstätten¬ 
arbeiten VII 
Bauglas er . V 
Bauschlosser VII 
Dieselben bei Mitversicherung der Werkstätten¬ 
arbeiten (ohne Verwendung von Motoren) ... V 
Bauspengler . . XII 
Dieselben bei Mitversicherung der Werkstätten¬ 
arbeiten (ohne Verwendung von Motoren) . . . VIII 
Bautischler VIII 
Dieselben bei Mitversicherung der Werkstätten¬ 
arbeiten (ohne Verwendung von Motoren) . . . VI 
Gas-, Wasserleitungs- und Heizanlagen-Installation . VII 
Hafner (Ofensetzer) . II 
Hängegerüste (Arbeiten beim Aufhängen und Ab¬ 
nehmen der Gerüste) XI 
Pflasterer (Asphaltierer) VI 
. Tapezierer III 
Telegraphen-, Telephon-und Blitzableiter-Installation VIII 
Zimmermaler VIII 
d) Instandhaltung von Bauten. 
Berufsfeuerwehren VII 
Canal- und Senkgrubenräumer X 
Rauchfangkehrer . V 
Reinigen von Fenstern, Dächern, Portalen, Häuser- 
façaden und dergleichen, Unternehmungen für . VI 
Strassenreinigungs-Unternehmungen (ausschliesslich 
Fuhrwerk) . II 
Goethe und die Gothik. 
(Zur 150. Wiederkehr seines Geburtstages.)*) 
Völkerbewegungen und die Ausbreitung von Künsten 
haben manches Gleichartige. Von beiden wurde lange 
angenommen, dass bestimmte Richtungen sich ihnen mit 
*) Aus der „Deutsche Bauhütte", Hannover. 
Seite 139. 
geheimnisvoller Macht aufzwängen. Von den Völker 
bewegungen hat diese bequeme, sich in das Gewand der 
Prophétie kleidende Ansicht verkündet, dass der Weg 
der Geschichte der der Sonne sei und von der Kunst, 
dass sie vom Süden komme. Von dieser anschaulichen 
Voraussetzung der Westrichtung geschichtlicher Be¬ 
wegungen ist man zurückgekommen. Die Wahrheit ist, 
dass ein starkes Volk sich in der Richtung ergiesst, in 
der es am wenigsten auf Widerstand stösst; wo also 
Starke andauernd Schwachen gegenüberstehen, dort finden 
wir auch immerfort — Fr. Ratzel wies zuerst darauf 
hin — eine Bewegung in der Richtung der Schwachen. 
Mit der Kunst und der Baukunst im besonderen ist es 
nicht anders. Dem jungstarken Fanatismus neuer Kunst¬ 
bewegungen gehen gewiss an sie gebundene Wandelungen 
der Menschen voraus — wirtschaftlicher, politischer, re¬ 
ligiöser Natur — aber diese Bewegungen kommen zur 
Herrschaft, indem sie ihren neuen Formenausdruck und 
ihre Veränderungen Denen aufzwingen, deren Formen¬ 
schatz degeneriert, todt oder aus dem Bereiche des 
breiten Verständnisses gerückt ist. 
Das Sieghafte einer solchen Kunstbewegung wie der 
der Gothik wird uns leichter verständlich, w^enn wir uns 
erinnern, dass sie in ihrer neuen Schönheit zugleich eine 
verbesserte Constructionsweise gegenüber der romanischen 
Bauweise barg, die auch der Ausnutzung des Baumaterials 
bis zum Aeusserten entgegenkam. 
Es liegt in der Wesenheit der Menschen, dass sie 
alte Wahrheiten, alte Lehren der Geschichte oft ver¬ 
gessen. Auch neudings hat man die Tiefe und die Be¬ 
deutung nationaler Kunst unterschätzt. Es ist also kein 
Wunder, dass das Verständnis der Gothik Jahrhunderte 
lang verloren gegangen war und Zeitgenossen Michel¬ 
angelos bis herunter auf die Thorwaldsens jedes Ver¬ 
ständnis für die Gothik fehlte. Sie fühlten allerdings, 
dass sie wesentlich germanische Uebung war. Und über 
diese barbarische Kunst brachen sie alle den Stab. 
Giorgone Vasari, der Oinquecentist, der von der „Bau¬ 
seuche" spricht, „vor der Gott jedes Land bewahren 
möge" und die sonderbaren Heiligen von Gelehrten, die 
in der Deutschen Encyklopädie der Künste und Wissen¬ 
schaften (1787) über die gothische Bauart sprechen: 
„Man versteht darunter gemeiniglich eine nach schlechtem 
oder barbarischem Geschmack eingerichtete Bauart. Der 
Sinn des Ausdrucks ist selten genau bestimmt. Man 
sucht solchen 1) in einer Unschicklichkeit; 2 Mangel an 
guten Verhältnissen, folglich auch Mängel in dem Feinen 
und Angenehmen; 3) zuweilen Ueberhäufung an unnützen 
Zierraten, und 4) in Plumpheit." — Heute ist das anders 
geworden, und die wissenschaftliche Behandlung der 
Frage durch Mertens, Schnaase und Dehio hat zur 
weiteren Hebung und Verstärkung des Kunstgefühls 
beigetragen. 
Dass ein solch bedeutsamer Baugedanke, wie der 
der Gothik, auf tief angelegte Menschen einen über¬ 
wältigenden und erhebenden Eindruck, macht, liegt in 
der freien Gewalt der Formensprache, in dem Riesen¬ 
ausdruck dieses strebenden logischen Constructions- 
gedankens voller Rythmik und Harmonie. Aus seiner 
Klarheit löst sich in den alten Kathedralen jene gewollte 
Wirkung, die man die gothische Stimmung nennt, und 
der Ton, der in dieser Stimmung wiederklingt, ist das 
eine Gefühl des Hochstrebens. Auge, Gefühl und Gemüth 
sind von dem Gesammteindruck gleich angeregt. Dass 
ein so junger Feuergeist wie Goethe (den ein Zeitgenosse 
O BE HOSTERREICHISCH E BAUZEITUNG.
	        
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