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300 Gulden Konventionsmünze ihr ein sowie 150 Gulden Reise¬
geld. Ferner erhielt Katharina Marschall eine Anweisung in das
„Welsche Spital" zu Prag, wenn sie Krankheit öder Altersgebrechen
bedürftig machen sollten.
Katharina heiratete einige Jahre danach den Feldwebel ^osef
Fialla von „iFabris", nachmalige „Zachmfanterie Nr. 15", dem
sie drer Kinder gebar, welche jedoch bald nach der Geburt Farben.
Auch jetzt war sie mit Leib und Seele Soldat. Sie begleitete ihren
Mann gegen die Türken nach Ungarn, verlor ihn aber in Rhima-
szv!mbat durch: eine Seuche.
Während dieses unsteten Lebens hatte sie außerdem das Un¬
glück, daß ihr die Anweisung auf das „Welsche Spital" abhanden
ton. Mit einem Militärtransporte brach,te man sie von Ungarn
nach! Prag zurück, bl» sie sich auf mannigfache Art ehrlich durch¬
zubringen suchte. Solange noch die älteren Ossiziere lebten, ging
es ihr leidlich gut. Sie erhielt Arbeit unb Unterstützungen und lebte
friedlich dahin. Ms jedoch Me Körperkräfte allmählich nachließen,
blieb ihr nur mehr das Hausieren übrig, mit dem sie sich!, wie
eingangs erwähnt, bis an ihr Lebensende fortbrachte.
Katharina Marschall starb einsam und von niemandem be¬
trauert. .
Leutnant Franziska Scanagatta.
Der Leutnant Franziska Scanagatta bildet ein Seitenstück zu
dem Dragoner Katharina Marfchatl. Sie wurde am 1. August
1776 in Mailand geboren unb erhielt als das Kind reicher und
ang eschener Bürger eine sehr sorgfältige Erziehung. Schürn _ als
ganz junges Mädchen, zeigte Franziska aber einen Hang zu männ¬
licher Betätigung, wich allen häuslichen Beschäftigungen aus und
übte sich an der Seite der Knaben im Spielen, Springen und
Fechten/ Ost rief ihr Vater beim Anblicke seiner beiden Kinder
Franziska und Giaeomo, welch letzterer wieder ein vollkommen weib¬
liches Wesen zur Schau trug, aus: „Die Natur hat meine 'Kinder
verwechselt: Aus GiacoMo Hat sie Franziska gemacht."
Im Jahre 1794 beschloß Don Giuseppe Scanagatta, mit seinen
beiden Sprößlingen nach! Wien zu reisen, wo er zunächst Franziska
im Kloster der Salesianerinnen unterbringen wollte, um bann Gia»
conto in die Militärakademie nach Wiener-Neustadt zu geleiten.
Die Reise mußte jedoch wegen einer Erkrankung des Sohnes um
einige Tage verschoben werden. Franziska, welche ihren Bruder
schr lieb hatte, saß an seinem Bette und besprach die Zukunft.,
Bei dieser Gelegenheit gestanb ihr Giaeomo, daß er mit größter
Unlust Frequentant der Neustädter Akademie werbe, da er das Sol-
datenhaiidwerk verabscheue. Das Mädchen geriet hiedurch auf den
abenteuerlichen Plan, an Stelle ihres Bruders „Neustäbter" zu
werden. Franziska legte sich! einen phantastischen Plan zurecht, ben,
sie mit bewunderungswürdiger Kühnheit und Entschlossenheit auch
verwirklichte. Der Vater kam ihr übrigens, ohne es zu Wollen,