Volltext: Braunauer Heimatkalender 1926 (1926)

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300 Gulden Konventionsmünze ihr ein sowie 150 Gulden Reise¬ 
geld. Ferner erhielt Katharina Marschall eine Anweisung in das 
„Welsche Spital" zu Prag, wenn sie Krankheit öder Altersgebrechen 
bedürftig machen sollten. 
Katharina heiratete einige Jahre danach den Feldwebel ^osef 
Fialla von „iFabris", nachmalige „Zachmfanterie Nr. 15", dem 
sie drer Kinder gebar, welche jedoch bald nach der Geburt Farben. 
Auch jetzt war sie mit Leib und Seele Soldat. Sie begleitete ihren 
Mann gegen die Türken nach Ungarn, verlor ihn aber in Rhima- 
szv!mbat durch: eine Seuche. 
Während dieses unsteten Lebens hatte sie außerdem das Un¬ 
glück, daß ihr die Anweisung auf das „Welsche Spital" abhanden 
ton. Mit einem Militärtransporte brach,te man sie von Ungarn 
nach! Prag zurück, bl» sie sich auf mannigfache Art ehrlich durch¬ 
zubringen suchte. Solange noch die älteren Ossiziere lebten, ging 
es ihr leidlich gut. Sie erhielt Arbeit unb Unterstützungen und lebte 
friedlich dahin. Ms jedoch Me Körperkräfte allmählich nachließen, 
blieb ihr nur mehr das Hausieren übrig, mit dem sie sich!, wie 
eingangs erwähnt, bis an ihr Lebensende fortbrachte. 
Katharina Marschall starb einsam und von niemandem be¬ 
trauert. . 
Leutnant Franziska Scanagatta. 
Der Leutnant Franziska Scanagatta bildet ein Seitenstück zu 
dem Dragoner Katharina Marfchatl. Sie wurde am 1. August 
1776 in Mailand geboren unb erhielt als das Kind reicher und 
ang eschener Bürger eine sehr sorgfältige Erziehung. Schürn _ als 
ganz junges Mädchen, zeigte Franziska aber einen Hang zu männ¬ 
licher Betätigung, wich allen häuslichen Beschäftigungen aus und 
übte sich an der Seite der Knaben im Spielen, Springen und 
Fechten/ Ost rief ihr Vater beim Anblicke seiner beiden Kinder 
Franziska und Giaeomo, welch letzterer wieder ein vollkommen weib¬ 
liches Wesen zur Schau trug, aus: „Die Natur hat meine 'Kinder 
verwechselt: Aus GiacoMo Hat sie Franziska gemacht." 
Im Jahre 1794 beschloß Don Giuseppe Scanagatta, mit seinen 
beiden Sprößlingen nach! Wien zu reisen, wo er zunächst Franziska 
im Kloster der Salesianerinnen unterbringen wollte, um bann Gia» 
conto in die Militärakademie nach Wiener-Neustadt zu geleiten. 
Die Reise mußte jedoch wegen einer Erkrankung des Sohnes um 
einige Tage verschoben werden. Franziska, welche ihren Bruder 
schr lieb hatte, saß an seinem Bette und besprach die Zukunft., 
Bei dieser Gelegenheit gestanb ihr Giaeomo, daß er mit größter 
Unlust Frequentant der Neustädter Akademie werbe, da er das Sol- 
datenhaiidwerk verabscheue. Das Mädchen geriet hiedurch auf den 
abenteuerlichen Plan, an Stelle ihres Bruders „Neustäbter" zu 
werden. Franziska legte sich! einen phantastischen Plan zurecht, ben, 
sie mit bewunderungswürdiger Kühnheit und Entschlossenheit auch 
verwirklichte. Der Vater kam ihr übrigens, ohne es zu Wollen,
	        
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