Volltext: Braunauer Heimatkalender 1926 (1926)

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■fraqe getan: „Warum wollen Sie das wissen, fierr Unteroffizier? fragte 
diesen Bans. Jener war inzwischen berabgeeilt, stand vor Bansens Ar¬ 
beit und zog ein Bild aus seiner Brusttasche, dasselbe, nachdem er es 
mit Küssen bedeut batte, Bans reichend. Wär’s möglich ? Das ist Lori. 
Da packte es unsern Bans gewaltig. Der junge Mensch vor ihm, ein so 
feiner, junger Mann ist sein Sohn, der seine Mutter so innig liebt, und 
.diesem soll er das Bild derselben trüben? Wird er ihn, den Bauer lie¬ 
ben können, der jedenfalls, in seinen Bugen, seine Mutter gequält bat, 
sonst wäre sie ja nicht davon Bans durchflogen diese Gedanken mit 
Blitzesschnelle, und seine Bewegung bemeisteind, meinte er: „Kicbtig 
mein Sandgekritzel bat wirklich Aebnlicbkeit mit dem Bild da; moeb 
man nöt glaub n, was es für Zufäll' gibt.“ Der junge Soldat war voll 
des Lobes der Schönheit seiner Mutter und da ihn Bans aufforderte, mit 
ihm zu plauschen über seine Mutter, dies dem jungen Manne aber ein 
Berzensbedürfnis war, so faßen sie lange beisammen in die Dacht noch 
hinein. Loris Sohn erzählte nun von feinen Plänen, daß er ein Brautdien 
habe in der Stadt, daß feine Mutter noch nichts wußte davon, daß er 
sie erst nach glücklich überstandenem Seldzuge überraschen wollte mit 
dieser Dachricht. Seiner Braut Uater habe im Sinne, ihm das Geschäft zu 
übergeben, das im flotten Betriebe sei, und seine Zukunft wäre daher 
aesicbert. Bans hörte mit Entzücken zu und mit Schmerz. Gr batte bei 
sich fest beschlossen, des Glückes, einen Sohn zu besitzen, zu entsagen. 
Beim Abschiede von den Soldaten meinte er, unser junger Unteroffizier 
solle von sich hören lassen, wie es ihm ginge, ein kleines Bocbzeitsge-- 
schenk möge er von ihm, dem „Alloanigen“, der niemand mehr habe, 
annehmen; das Päckchen, das er ihm dabei übergab, dürfe er aber erst 
am Bocbzeitstage eröffnen. 6s enthielt ein hübsches Sümmchen. 
Bans war schnell gealtert im letzten Jahre nach der Bekanntschaft 
mit den Soldaten. €r war in die Stadt gefahren zum Dotar und hatte 
Cestament gemacht, „weil man’s nicht weiß,“ wie er sagte. Allabendlich 
saß er aber vor der tür, es war wieder Sommer, und zeichnete seine 
Figuren in den Sand, Lori und einen hübschen Unteroffizier, er 
ja nun genau, daß sein Kind ein Bub war. Endlich legte., er sich hm 
Sein Cestament lautet dabin, daß alles Bargeld und die Wertpa¬ 
piere dem Sattlermeister Johann Stenger in Altstadt, der bei ihm als 
Unteroffizier im Quartier lag, gehören solle, sein Baus und Grund aber 
der Gemeinde, die ihm nach dem Brande so reichlich und schnell ge¬ 
holfen. Die Leute sagten, mit Bans starb ein Mann ohne Krummbeit.
	        
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