Volltext: Heimatland Wort und Bild aus Oberösterreich Nr. 12 1933 (Nr. 12 / 1933)

die Gegenstände; für diese reiche Sammlung hat 
Pfarrer Veichtlbauer viel zu wenig Raum. Wir blei— 
ben weit länger, als es in unserem Plan stand — 
Maler Daringer will sich gar nicht trennen —, ja 
wir haben den Eindruck, als hätten wir die ganze 
Reise, nur um dieses Museum zu sehen, gemacht; so 
sehr zieht uns diese Reichhaltigkeit in ihren Bann. 
St. Pantaleon selbst ist prächtig gelegen. Weite 
Fernsicht, die Berge in nächster Nähe. Die Häuser 
sind woll Sauberkeit; das Schulhaus dort unten ein 
moderner Bau, dem Landschaftsbild etwas aufge— 
zwungen. 
Die Zeit drängt, ein herzliches: „Auf Wiedersehn!“ 
und schon flitzen wir Wildshut zu. Wir halten 
vor dem auf einen Hügel hinausgeschobenen Schloß. 
Uber eine mächtige Brücke schreiten wir zum Burg— 
eingang. Von der Brücke aus ein wundervoller Fern— 
blick. Vor uns die reichen Aubestände der Salzach. 
Weit in die bayrischen Laͤnde hinein dringt das Auge 
und bleibt haften an fernen, hohen Kirchtürmen. 
Links wieder die Berge. 
Wir können das hochgelegene Ostermiething, 
dessen Kirche gleich einem Dom die Häuser des Mark— 
tes überragt, nicht mehr besuchen und nehmen den 
Weg gegen Haigermoos Geiliges Moos). Hier 
gilt der Besuch vor allem den zwei übereinanderge— 
bauten, sehenswerten Kirchen. In der Unterkirche hat 
der Pfarrer ein Heft für die Besucher aufgelegt. Ich 
zeige meinem Begleiter meine Eintragung vom vori— 
gen Jahr.)— 
Von Haigermoos gegen den Holzösterer See 
kommend, entsteigen wir vor einer Waldlichtung dem 
Auto und lassen es den Umweg über Franking nach 
Holzöster vorausfahren. Wir nehmen den Wiesenweg 
längs des Sees. Zeigt der Hexatinger See freie Ge— 
birgsaussicht, so ist der von Holzöster waldumschlossen. 
Am Nordufer die Badeanstalt. Träumerisch atmet der 
See, uns ist, als würde die Sage vom Mäuseschloß 
lebendig, das sich der letzte derer von Franking mitten 
im See habe erbauen lassen, um vor dem rächenden 
Schicksal, das ihn wegen seiner Grausamkeit gegen 
Arme und Hilflose verfolgt, sicher zu sein; er ent— 
kommt aber der Rache nicht. 
Wir erklimmen die Höhe des „Burgstall“, auf 
dem einst das Stammschloß der Herren von Fran— 
king gestanden; heute erinnert nur mehr ein kreis— 
förmiger tiefer Graben an vergangene Ritterherrlich— 
keit. Versunken und vergessen!— 
Auch vom Huckinger See, der, gleich einem 
dunkel drohenden Auge, im südlichen Weilhartforst, 
von mächtigen Waldbäumen umschlossen in roman— 
tischer Wildheit träumt, berichtet die Sage über ein 
auf den Seegrund verzaubertes Schloß. An der 
Stelle, wo das Schloß gestanden, habe ein torfstechen— 
der Bauer vor Jahren eine Brücke bloßgelegt. Am 
See aber gehe das Huckinger Weibchen, eine ver— 
wunschene Schloßherrin, um, die den ahnungslosen 
Wanderer in den See ziehe. Und verirrst du dich un— 
weit des Sees beim „rauhen Boschen“ in den „wil—⸗ 
den Graben“, so mußt du dich, sobald es im finsteren 
Tann mächtig aufrauscht, platt auf den Boden wer— 
fen; nur so entkommst du der wilden Jagd, die ihren 
Weg durch diesen Graben zu nehmen pflegt. 
*) Vergleiche: „Wanderfahrt durchs obere Innviertel“ 
(„Rieder Volkszeitung“, 52. Jahrgang, Nr. 19). 
Von Holzöster fahren wir, da die Nacht einfällt, 
oͤhne Aufenthalt nach Gundertshausen. Nord— 
värts von Gundertshausen erkennen wir noch den 
Hohenstein, auf dem der trotzige Meier Helmbrecht 
nit seinen Spießgesellen Lämmerschling, Kühfraß 
und Wolfsdarm gehaust habe. Noch heute gehen, sagt 
der Volksmund, dort oben Geister von Raubrittern 
uim und zur mitternächtigen Stunde höre man Flüche 
ind Verwünschungen. Im Braugasthof Schnaitl 
ehren wir zu. — Voll von den besten Eindrücken 
'ommen wir nach Mattighofen zurück. 
Die Gegend, welche wir durchfahren haben, ist 
andschaftlich sehr schön. Der Boden aber ist karg und 
»erlangt harte Arbeit. Die behäbigen Bauerngehöfte 
)es mittleren Innviertels fehlen hier ganz. Aber 
Freundlichkeit liegt auf allen Wegen. Der Sommer— 
jast ist hier gut aufgehoben; die Bevölkerung tut 
alles, ihm den Aufenthalt angenehm zu machen. Wer 
Ruhe, Abspannung von des Jahres Hast und Sorgen 
braucht, der flüchte hieher. Die frische, reine Luft, die 
valdigen Spazierwege im ausgedehnten Weilhart— 
'orst, die warmen Bäder bringen Farbe ins blasse 
Besicht. 
Der Fremdenverkehr blüht indes hier noch wie 
ein verborgenes Veilchen; wenn sich die Verkehrs— 
mittel mehren, wenn entsprechende Fremdenwerbung 
einsetzt, so wird sich die Zahl der Erholung Suchenden 
icher heben. Und wer einmal dort war, kommt ein 
zweitesmal. 
Du schönes Oberinnviertler Seengebiet, im nächsten 
Sommer sehen wir uns wieder! 
Die Ingenieure der Pferoöͤe⸗ 
Eisenbaͤhn 
Interessante Beziehungen zu Linz 
Von Josef SGames 
Es sind ganz eigenartige Beziehungen, die sich an— 
läßlich der Erbauung der ersten österreichischen Eisen— 
»ahn, der Pferdebahn Budweis —Linz -Gmunden, 
zwischen den Bauingenieuren und der Stadt Linz ent—⸗ 
wickelt haben. 
Als der Professor am Wiener Polytechnikum, 
Franz Anton R. v. Gerstner, von der österrei⸗ 
chischen Regierung das Privilegium für eine Bahn 
oon der Donau zur Moldau erhalten hatte und darauf— 
hin von der für diese Bahn geschaffenen Aktiengesell⸗ 
chaft mit der Leitung dieses Bahnbaues betraut 
wurde, wurde er der erste Eisenbahn-Bauunternehmer 
und der erste Eisenbahn-Ingenieur Hsterreichs. Zu die— 
ser Bautätigkeit benötigte er nun aber einen Stab von 
Ingenieuren, die er, da es ja noch keine Fachleute auf 
diesem Gebiete gab, den Kreisen der jungen, eben aus— 
gebildeten Techniker entnahm und die er nun erst sel— 
der zu Eisenbahn-Fachleuten heranbilden mußte. 
Unter diesen jungen Ingenieuren haben drei beson⸗ 
dere Beziehungen zu Linz bekommen, Matthias Ssch ö⸗ 
nerer, der eben das Polytechnikum in Wien voll⸗ 
endet hatte, wo er ein Schüler Gerstners war, dann 
Franz Bergauer, der an der Prager Technik ein 
Schüler von Gerstners Vater war und endlich der aus
	        
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