Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 23 1916 (Nr. 23 1916)

förmig nach allen Richtungen hin verteilen sich 
die Stränge. Rückwärts zum Oberkommando, 
zu den Nachbarkorps — nach vorn zu den 
Divisionen, Brigaden und Regimentern, oft so¬ 
gar noch weiter. 
Bei den Regimentern geht in der Regel 
große Netz der Fernsprechabteilung in das der 
Truppe über. Diese Ueberleitung ist nicht so 
einfach, wie man denken könnte. Sie ist mit 
erheblichen Schwierigkeiten verknüpft. Ist sie 
aber bewirkt, so kann man vom Generalkom¬ 
mando aus bis zur vordersten Linie sprechen. 
Der Führer der dem Feinde nächsten Feldwache 
behält durch den Draht stete Fühlung mit seiner 
Kompagnie und hat die Möglichkeit, Meldungen 
nach rückwärts zu senden, ohne daß er befürchten 
muß, auch nur einen seiner Braven durch Or¬ 
donnanzendienst zu verlieren. 
Die Infanterie hat gelernt, daß man ohne 
technische Hilfsmittel nicht mehr im modernen 
Kriege auszukommen vermag. Sie hat es ins¬ 
besondere erfahren, was das Fernsprechwesen 
bedeutet und ist dankbar für jede Unterstützung 
auf diesem Gebiet. Viele Verbindungen sind 
darum für sie von der Fernsprechabteilung geschaffen 
worden. Rechnet man diese zu all den anderen, 
so kommt man auf ein Leitungsnetz von mehreren 
tausend Kilometern Länge, ein Spinngewebe von Dräh¬ 
ten, in dem sich 120 Vermittlnngsvorrichtnngen und 
600 Fernsprechapparate, deutschen und feindlichen, mili¬ 
tärischen und privaten Ursprunges befinden. Wenn 
Zahlen etwas bedeuten, so dürften die gegebenen eine 
beredte Sprache führen. Sie erzählen von militärischem 
Können, von technischen Leistungen und deutschem Organi¬ 
sationstalent. Sie geben uns Ahnung von einer Un¬ 
summe von Schwierigkeiten und einem Maß von Arbeit, 
das keinen Vergleich zu scheuen braucht. 
Aber damit sind wir nicht am Ende. Für eine 
Fernsprechabteilung gibt es keine Muße. Das Ge¬ 
schaffene zu erhalten und zu verbessern heißt es. Reue 
Ausgaben harren der Lösung. Organisationstalent, Um¬ 
sicht und Tatkraft müssen sich aufs neue bewähren. Allen 
Möglichkeiten muß Rechnung getragen werden. Hängt 
doch von dem richtigen Funktionieren dieses feingeglie¬ 
derten, engmaschigen Fernsprechnetzes ein großer Teil 
des Erfolges ab. Versagt einmal dieser kunstvolle Appa¬ 
rat, dann ist die Befehlsübermittlung sowie der Nach¬ 
schub von Reserven, Munition und Proviant erschwert, 
wenn nicht gar in Frage gestellt. Und wie leicht kann 
ein Stocken in der Maschinerie eintreten. Ist doch die 
Zahl von technischen Fehlern, die auftreten und ernste 
Störungen hervorrufen können, eine große und dauert 
es oft recht lange, bis die Ursachen gefunden sind. 
Kl« Airoter: Defreggers SeWporträt im Matzenhänsl in Aozen. 
Hesterreichische Jeldküche. 
die Don einem Mastochsen gezogen wird, der in der Feldküche verarbeitet wird 
Leicht im Vergleich dazu, wenn auch in der Sache 
selbst äußerst schwierig, gestaltet sich das Aussuchen von 
Leitungsstörungen. Zu deren Beseitigung sind fortgesetzt 
Kommandos unterwegs, ein Dienst, für den die findig¬ 
sten und technisch gewandtesten Leute ausgewählt werden. 
Für diese gibt es kein Ruhen und Rasten, wenn es die 
Aufrechterhaltung des Betriebes erfordert. Bei Sturm 
und Regen, im Granat- und Schrapnellfeuer, müssen sie 
unermüdlich tätig sein, um die verursachten Schäden zu 
heilen. Wenn der Feind seine Artillerietätigkeit bis zum 
Trommelfeuer gesteigert hat und die Verbindungen zu 
den rückwärtigen Stationen unterbrochen sind, dann 
klettert der Störungssucher aus feinem Unterstand und 
beginnt seine gefahrvolle, aber erbringende Arbeit. 
(Schluß folgt.) 
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Die inteeiMD tolänött in Mun. 
Bei der großen Rolle, die die Internierung von 
Zivilpersonen im Weltkrieg spielt, mag eine historische 
Erinnerung interessieren, die die gleiche Maßnahme in 
ähnlich großen Verhältnissen zeigt. Sie war merkwürdiger¬ 
weise gerade gegen das Land gerichtet, das diese un¬ 
würdige Kampfart der Neuzeit wieder aufgedrängt hat. 
Die Vorgänge spielten in der napoleonischen Zeit und 
wurden von England heraufbeschworen, das sich um den 
im Jahre 1802 mit Frankreich geschlossenen Frieden 
von Amiens nicht kümmerte, sondern die Feindseligkeiten 
fortsetzte unh im Jahre 1803 alle in englischen Häfen 
befindlichen französischen 
Schiffe beschlagnahmte, wor¬ 
auf Napoleon auf diese hin¬ 
terhältige Handlungsweise 
mit einer entsprechenden Ge¬ 
genmaßregel antwortete, in¬ 
dem er alle englischen Staats¬ 
angehörigen im Alter von 18 
bis 60 Jahren, die sich gerade 
in Frankreich und Belgien 
aufhielten, verhaften und in¬ 
ternieren ließ. Mehr als 
7000 Engländer wurden samt 
ihren Familien und ihrer 
Dienerschaft von diesem Er¬ 
laß betroffen und in Valen- 
ciennes, Fontainebleau, Or¬ 
leans und anderen franzö¬ 
sischen Städten untergebracht. 
Mehr als 2000 Zivilgefange¬ 
nen, unter denen sich zahl¬ 
reiche Vertreter des britischen 
Hochadels, wie die Herzogin 
von Newcastle, Lord Iar- 
mouth, Lord Blayney, die 
Marchioneß von Tweedalle, 
Lord Eigin und andere Ari¬ 
stokraten befanden, wurde 
indes die Festung Verdun 
als Aufenthaltsort angewie¬ 
sen. Da sie fast alle das 
Ehrenwort abgaben, keinen 
Fluchtversuch zu machen, 
durften sie sich im Bannkreis 
der Stadt frei bewegen, in 
Hotels und Privathäusern 
wohnen und mit der fran¬ 
zösischen Bürgerschaft ver¬ 
kehren, nur mußten sich die 
Internierten jeden Morgen 
um 8 Uhr auf der Mairie 
einfinden, wo sie alle mit 
Namen aufgerufen wurden. 
Die englische Kolonie suchte sich die Zeit in 
der kleinen, altertümlichen Festnngsstadt durch 
allerlei Spiele und Festlichkeiten zu vertreiben, 
so daß in Verdun bald eine ganze Reihe eng¬ 
lischer Klubs und Gesellschaften entstanden und 
die Wirte und Geschäftsleute die unfreiwilligen 
Gäste, die viel Geld ausgaben, gar nicht ungern 
in den Mauern ihrer Stadt sahen. Die alte 
Kathedrale von Verdun wurde sogar den Ge¬ 
fangenen zur Verfügung gestellt und die stolzen 
Engländer setzten durch, daß zuerst der eng¬ 
lische Geistliche feine Predigt hielt und erst 
nach Beendigung des anglikanischen Gottes¬ 
dienstes der französische Priester feilte Messe 
lesen durfte. Die französischen Offiziere waren 
den selbstbewußten Briten nicht gerade wohl¬ 
gesinnt und vermieden allen näheren Verkehr 
mit ihnen. _ Zwölf Jahre lang blieben die Ge¬ 
fangenen in Verdun interniert, und während 
dieser ganzen Zeit dursten sie weder Briese 
noch Zeitungen aus der Heimat empfangen. 
Erst der Zusammenbruch der napoleonischen 
Weltherrschaft int Jahre 1814 brachte den Ge¬ 
fangenen die Freiheit wieder und nach dem Ab¬ 
schluß des ersten Pariser Friedens konnten sie in ihre 
Heimat zurückkehren. 
G-flrifch und el-Kalie. 
Die beiden in den Nachrichten vom 27. April über 
die Kämpfe der Türken mit den Engländern im Osten 
Aegyptens erwähnten Stätten el-Arisch und el-Katie 
waren im Altertum wohlbekannt. El-Katie war ein Scmd- 
hügel an den Grenzen Aegyptens und der Provinz 
Arabia Petraea, zwischen der Meeresküste und dem 
Lacus Sirbonis. Es hieß int Altertum Casius Mons 
oder Cäsium Promontorium. Ein Tempel des Zeus 
Ammon lag da, an dessen Fuß Pompejus begraben 
war. Herodot, Scylax, Polybius, Diodor, Strabo, 
Sucian, Plutarch, Appian erwähnten Casius Mons ober 
Promontorium. El-Arisch ist das alte Rhinocolura, int 
äußersten Nordosten Aegyptens am Meer, an der Grenze 
Palästinas. Es soll feinen Nomen von Verbrechern mit 
abgeschnittenen Nasen haben, die es zuerst bevölkerten, 
wie ja auch die englisch-australischen Truppen, die jetzt 
bei el-Arisch kämpfen, Nachkommen der ersten Besiedler 
der großen ursprünglichen Verbrecher-Kolonie Austra¬ 
lien sind und sich noch als solche jetzt in Aegypten be¬ 
währten. Rhinocolura ist als viel umstrittener Kriegs¬ 
und Handelsplatz bei Polybius, Livius, Diodor, Seueca, 
Josephus usw. genannt. 
Krenzignngsgrnppe an der Kirchenmauer in Weufelden. 
Gestiftet znr Erinnerung an den Weltkrieg von Franz Ritter von Krzyzanowski. 
Der Körper des Gekreuzigten ist alte Malerei, das Uebrige wurde vorn aka¬ 
demischen Maler Haase in Linz gemalt. Das Glasdach stellte die oberöster¬ 
reichische Glasmalerei her. Das Ganze ist über 5 Meter hoch.
	        
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