Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 41 1915 (Nr. 41 1915)

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Om serbisches und ein russisches JeldgeschüH inmitten der Zöglinge 
der Wikilär-Mnterreakschuke in Knns. 
. (Phot. Prof. Mons. Hegglin.) 
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auch die geringen Habseligkeiten, die man dem Toten 
abgenommen, trafen bei der Gemeindevorstehung ein: 
die beiden Medaillen, die Schützenschnur, ein Gebetbuch 
und das Bildnis seines Weibes. 
Die bedauernswerte junge Witwe brach unter dem 
herben Schicksalsschlag völlig zusammen. Kein tröstender 
Zuspruch vermochte sie auch nur ein wenig auszurichten 
und nutzlos blieb auch die allgemeine Teilnahme an 
dem bitteren Lose der armen Frau, die sich sofort im 
ganzen Orte zu regen begann. 
Mit müden Schritten und 
tränenleeren, wie erloschenen Augen 
ging die Murnbergerin durch Haus 
und Hof. Kein Wort entrang sich 
ihrem Munde und für den Gruß 
der Nachbarn hatte sie nur ein 
stummes Nicken. Dann geschah es 
wieder, daß sie stundenlang in 
einem Winkel kauern konnte, be¬ 
wegungslos, als wäre auch aus 
ihr alles Leben entflohen. 
Spätsommer und Frühherbst 
schwanden dahin. Die Blumen ver¬ 
blühten, die ersten welken Blätter 
fielen von den Bäumen. Aber all 
diese Zeit, die Wochen und Monate 
hatten nichts an dem Wesen des 
tiefbetrübten Weibes geändert. Die 
Mutter und auch sonstige Anver¬ 
wandte des Verblichenen trugen 
immer größere Sorge um die ver¬ 
witwete Großbäuerin. Die Murn¬ 
bergerin war gesegneten Leibes, trug 
ein Kind unter dem Herzen, das 
nie seinen Vater mehr kennen sollte. 
Besser, als man es auf dem Hof der Großbäuerin 
geglaubt und erhofft hatte, ging die schwere Stunde des 
Weibes vorüber. Und seltsam: von dem Augenblicke an, 
da man ihr das neugeborene Kind, einen gefunden, 
kräftigen Knaben, in die zitternden Arme legte, wandelte 
sich auch ihr Gemütszustand zum Besseren. 
Blaue, große, treuherzig blickende Kindesaugen sahen 
die Verhärmte an. Wie strahlende Sterne erschienen sie 
ihr und so gut bekannt: die Augen des Vaters grüßten 
Wnssisches Uegräönis im stimmungsvollen WakdfriedHof des Kriegsgefangenen¬ 
lagers in Wieselönrg, W.-He. 
sie in dem Kinde wieder. 
Die Murnbergerin 
fand die ersten lindern¬ 
den Tränen. Schluchzend 
preßte sie ihr Söhnlein an die Brust. Sie fühlte 
es, daß Gott, der Allerbarmer, ihr in dem schweren 
Leide besten und wie von aller Herzensqual befreienden 
Trost geschenkt. Die bleibende lebensvolle Erinnerung 
an den verlorenen Gatten und das teuerste Erbe des 
vielgeliebten Toten. 
Was kein Zuspruch vordem bewirken konnte — das 
erste Lächeln, das erste Lallen ihres Kindes ver¬ 
mochten die segensvolle Veränderung zu bringen. In 
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Bbschiedslietl der LandessEhOtzen. 
(fDelodie: „Dort unten in der Ndühle.") 
(Nachdruck verboten.) 
(Phot. Schwarz, Linz.) 
Gottergebenheit fand sich die junge Witwe mählich in 
ihr schweres Schicksal. Nach dunkler, weher Leidenszeit 
kam wieder ein zages Sicht. Auf kaltem, wie erstarrt 
gewordenem Grunde erblühte eine leuchtende Blume — 
das Mutterglück. 
Neue, Heilige Pflichten harrten jetzt ihrer, sie wußte 
es! Im Sinne des teuren Toten 
wollte sie den Sohn heranziehen, 
damit er dereinst als Erwachsener 
ein ebenso rechtschaffener, tätiget 
und gottfürchtender Mann fein 
werde, als es der Vater gewesen. 
Der hatte Heimstatt unb Vater¬ 
boden mit seinem Blute vor raub¬ 
gierigen Feindeshorden beschützt 
— in ehrender Dankbarkeit sollte 
dessen der Sohn immer gedenken. 
Inst ein paar Tage vor dem 
Allerheiligenfeste konnte die Murn¬ 
bergerin das Wöchnerinnenlager 
wieder verlassen und ihrem Tage¬ 
werk nachgehen. Es umfing sie 
aufs neue Kummer und Bedrückung. 
Allerseelen, der Tag, der den Toten 
geweiht, kam immer näher — und 
sie konnte dem geliebten Dahin¬ 
geschiedenen kein sichtbares Zeichen 
treuen Gedenkens darbringen. Fern 
und unbekannt lag das Grab ihres 
Mannes. 
Der milde Schein der brennen¬ 
den Laternen durchzog ant Allerseelentage die schwere, » 
trübe Nebellnst, die den kleinen Dorffriedhof mit eir 
bleiernen Wolkenmantel umgab. Vor jedem Hügel k" 
betende, trauernde Menschen. Auch die Murnbei > 
hatte einen gefunden und mit einem prächtigen Blumen¬ 
gewinde geschmückt, das Soldatengrab. Und eine Bitte 
und Hoffnung trug sie dabei im Herzen, daß zur 
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Sin Xäied und ein Gedanke 
flMr kamen über Nacht, 
Die haben mich tief traurig 
Und wieder froj) gemacht. 
Das Eiied, es sprach vom Scheiden 
Auf rtimmerrviederfchaun, 
Da mußt' ich wohl gedenken: 
Ruf Sott magst du vertraun! 
Denn prasseln auch die Kugeln 
Zu hunderttausend an, 
£s lebt ein Sott im Fummel, 
Der mich beschützen kann. 
Und sollte eine Kugel 
3ns Rerz mich treffen auch, 
Für Sott und meinen Kaiser 
Seb' ich den letzten Rauch. 
Das Eiied und der Gedanke, 
Sie ziehen mit mir fort — 
Ruf glücklich Wiedersehen! — 
Silt's hier nicht, gilt es dort. 
Cfjeodor Würl? 
Gemälde von Fra Damascen Hahnel 0. 8. F. 
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g;ute Gnrmujrmgsrnaschrne 
für die Kleider der Truppen in Russisch-Polen.
	        
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