Honnlag, 24. Hktotier
ym ganzen „Landl"
finden sich derart die ins
Feld ziehenden Stand¬
schützen zusammen, bilden
Kompagnien an Kom¬
pagnien. Wie hier im
Sarntal, so auch im
Vintschgan, im Pustertal,
in Groben, im Passeier
und in der Burggraftei
allüberall!
Ein Kriegsbild aus
Tirol.
Von Julius Götz.
Wie der Sarutaler I
Bauer Peter Pertkoffler
in das kleine, zwischen
weißleuchtenden Gletscher¬
riesen eingebettete Stadt- |
lein kommt, das ihm als ff
Stellungsort bekanntgege- f
ben wurde, ist es Heller
Morgen. Aber vom Kirch¬
turm herab bleibt es
stumm. Ein schweigendes
Gotteshaus, das trotz
alledem seine Andächtigen
für die Frühmesse findet! g
In der Gastwirtschaft, I
wo die Meldungskom¬
mission tagt, ist es uu- |
geachtet der zeitigen |
Stunde schon voll Leben «
und Treiben. Alte und 1
Junge kommen. Blonde |
und dunkle Bärte gibt's |
zu schauen, aber auch ge¬
nug, die schneeweiß sind.
Ein zähes Manderl mit I
glatt rasierten Lippen und I
habichtsfcharfen Bergler- g
äugen, das sicher schon
seinen Siebziger am Buckel
hat, kommt gleichfalls
„Suh" schreiend durch die
Tür-, .Sell wohl hiazt gang mir's an!" ruft der Alte. Kriegsfreiwillige tragen sie die hechtgraue Felduniform
„Kreizteift und sakra, bte Waltfchen, die wem mir no des österreichischen Soldaten. Nur ein kleiner Tiroler
bemachen?' Abler aus Silber, ber ben grünen Kragen ber Bluse
Etn „Tschotschele Rotl nach betn anbern wandert schmückt, kennzeichnet bie Sanbftürmler ber allezeit kaiser-
auff bte grob gefugten Wtrtstische unb blaugrauer Rauch treuen Grafschaft. Mit ben Goldquasten, bett farbiqen
molkt immer schwerer aus ben Köpfen ber kurzen Federn am Hut ober gar dem roten Schützenbrusttuch
Stummelpfetfen den „Nagele". Alles tst btt unb bu ist's freilich diesmal nichts! Bunte Flecken im grauen
mtb ber vermogltche Hofer kommt mit bem bettelarmen Fels bars es nicht geben, ber Feind hätte ba ein
Halter ms beste „Dtschkerteren". leichtes Ziel.
„ Sollene Hund!
's Bozener Stäbtle
hatt f wollt!!" schreit .
einer. Aber seine wut-
freifchenbe Stimme
geht in lautem Ge¬
sang unter, ben einige j
am Nachbartisch be- #
ginnen: St'
„Abler! Tiroler Ab¬
ler! W . -
Warum bist bu so
Vom roten Sonnen- i§§ - ... i
scheine? : • , *jjß =■
Vom roten Feuer- I *; . V -V-v H
weine ? . -ilPPg
Feiubesblute
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Davon bin ich so -
rot!" ' mMEi:-
Es braust wie Pffpfll
ein einziger Freuben- II«
ruf durch die niedere, yh:;. •y.’Är, ' W,> -X. •••• - .
rauchschwere Schank- '''• *
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Endlich erscheint
die Kommission. Sie EKEAWHM8DR8EWD WM
verteilt bie vorge- 's* • • ' ^ -- '*• *•'--/ •
ichriebenenMonturen •; - -r ’ =*’;" •
an bie tauglich Be« ...., -A, . ' 1:^ .f
fuitbenen Stand-
schützen. Als reguläre Jlttftfßf von Welgrad, das von den Merliündelen am 8. Hktoöer erstürmt wurde
Tirol ist nun eine
L '£• : .. ' '..^^MWWDWWWl einzige Festung!
Tief ins Innere der
WM. ■ Berge bringt ein neuer
Netter und Helfer: die
Mine. Der Sprengstoff
schafft hunbert Meter
lange Felstunnels, Baut
steinerne Wälle aus stock-
aBBffß. hohen, senkrecht abfallen-
j|SRyU den Mauern. Im mäch-
- tigen Gehänge wölken-
^■ | naher Alpenmassive ent*
stehen auf einmal gute
Deckungen. Unb wo sonst
nur Abler unb Habicht
Zauberhänden gesponnen,
über bie steilsten Zinnen
Btiber ans Sübtirol: Sonnenuntergang in den Dolomiten. unb leise surrt bas
wispernbe Tuten bes
Feldtelephons. — Dort
wieber fällt in düsteren Felsspalt ein jähes, helles Sonnen¬
licht. Eine kleine Terrasse weitet sich unb auf ihr steht,
umhüllt von Tannenzweigen, ein Maschinengewehr. Jeber
Berg ist eine Berteibigungsfront für sich. Unb man er¬
kennt es auf ben ersten Blick: hier gibt es nur einen
Kampf, ber so gewaltig ist wie all bie starre Hochlanbs-
natur ringsum.
Furchtbar hart unb mitleidslos — Mattn zu Mann
— einen echten Tiroler Krieg.
*
* *
- _ . Peter Pertkoffler
liegt mit 30 Kame-
: rabett schort feit fünf
Wochen in einer solch
natürlichen Feste.
Hinter gigantischen
; Felsblöcken halten bie
getreuen Söhne Ti¬
rols knapp an ber
italienischen Grenze
umsichtigeHochwacht.
Unten breiten sich —
wie ein weiter, im
Nebel verschwimmen«
ber, grüner See —
- die längs bes Ge-
fW birgsfußes dahin«
Ziehenden Nabelforfte
ans, heroben gibt es
nur Gestein unb
Schnee. — Dunkle
Wänbe steigen an,
hängen manchmal
drohend über einer
gräßlichen Kluft. Von
Höhlen wie durch-
riffen, führen sie noch
den weißen Scheibe¬
gruß bes Vorwinters
in vielen Rinnen unb
Schluchten, bien*
benbe, silberhelle Flek-
ken im Grau bes
Felsgerölls.