Volltext: Illustrierte Kriegsbeilage Nr. 38 1915 (Nr. 38 1915)

Honnlag, 24. Hktotier 
ym ganzen „Landl" 
finden sich derart die ins 
Feld ziehenden Stand¬ 
schützen zusammen, bilden 
Kompagnien an Kom¬ 
pagnien. Wie hier im 
Sarntal, so auch im 
Vintschgan, im Pustertal, 
in Groben, im Passeier 
und in der Burggraftei 
allüberall! 
Ein Kriegsbild aus 
Tirol. 
Von Julius Götz. 
Wie der Sarutaler I 
Bauer Peter Pertkoffler 
in das kleine, zwischen 
weißleuchtenden Gletscher¬ 
riesen eingebettete Stadt- | 
lein kommt, das ihm als ff 
Stellungsort bekanntgege- f 
ben wurde, ist es Heller 
Morgen. Aber vom Kirch¬ 
turm herab bleibt es 
stumm. Ein schweigendes 
Gotteshaus, das trotz 
alledem seine Andächtigen 
für die Frühmesse findet! g 
In der Gastwirtschaft, I 
wo die Meldungskom¬ 
mission tagt, ist es uu- | 
geachtet der zeitigen | 
Stunde schon voll Leben « 
und Treiben. Alte und 1 
Junge kommen. Blonde | 
und dunkle Bärte gibt's | 
zu schauen, aber auch ge¬ 
nug, die schneeweiß sind. 
Ein zähes Manderl mit I 
glatt rasierten Lippen und I 
habichtsfcharfen Bergler- g 
äugen, das sicher schon 
seinen Siebziger am Buckel 
hat, kommt gleichfalls 
„Suh" schreiend durch die 
Tür-, .Sell wohl hiazt gang mir's an!" ruft der Alte. Kriegsfreiwillige tragen sie die hechtgraue Felduniform 
„Kreizteift und sakra, bte Waltfchen, die wem mir no des österreichischen Soldaten. Nur ein kleiner Tiroler 
bemachen?' Abler aus Silber, ber ben grünen Kragen ber Bluse 
Etn „Tschotschele Rotl nach betn anbern wandert schmückt, kennzeichnet bie Sanbftürmler ber allezeit kaiser- 
auff bte grob gefugten Wtrtstische unb blaugrauer Rauch treuen Grafschaft. Mit ben Goldquasten, bett farbiqen 
molkt immer schwerer aus ben Köpfen ber kurzen Federn am Hut ober gar dem roten Schützenbrusttuch 
Stummelpfetfen den „Nagele". Alles tst btt unb bu ist's freilich diesmal nichts! Bunte Flecken im grauen 
mtb ber vermogltche Hofer kommt mit bem bettelarmen Fels bars es nicht geben, ber Feind hätte ba ein 
Halter ms beste „Dtschkerteren". leichtes Ziel. 
„ Sollene Hund! 
's Bozener Stäbtle 
hatt f wollt!!" schreit . 
einer. Aber seine wut- 
freifchenbe Stimme 
geht in lautem Ge¬ 
sang unter, ben einige j 
am Nachbartisch be- # 
ginnen: St' 
„Abler! Tiroler Ab¬ 
ler! W . - 
Warum bist bu so 
Vom roten Sonnen- i§§ - ... i 
scheine? : • , *jjß =■ 
Vom roten Feuer- I *; . V -V-v H 
weine ? . -ilPPg 
Feiubesblute 
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Davon bin ich so - 
rot!" ' mMEi:- 
Es braust wie Pffpfll 
ein einziger Freuben- II« 
ruf durch die niedere, yh:;. •y.’Är, ' W,> -X. •••• - . 
rauchschwere Schank- '''• * 
stube, jubelt und >,*•? *§* ?■ ff f. .. ... " ' ' ~‘Vf'■ • 
frohlockt. silllBÄii$lE|i88BsS : *111111111^ .. 
Endlich erscheint 
die Kommission. Sie EKEAWHM8DR8EWD WM 
verteilt bie vorge- 's* • • ' ^ -- '*• *•'--/ • 
ichriebenenMonturen •; - -r ’ =*’;" • 
an bie tauglich Be« ...., -A, . ' 1:^ .f 
fuitbenen Stand- 
schützen. Als reguläre Jlttftfßf von Welgrad, das von den Merliündelen am 8. Hktoöer erstürmt wurde 
Tirol ist nun eine 
L '£• : .. ' '..^^MWWDWWWl einzige Festung! 
Tief ins Innere der 
WM. ■ Berge bringt ein neuer 
Netter und Helfer: die 
Mine. Der Sprengstoff 
schafft hunbert Meter 
lange Felstunnels, Baut 
steinerne Wälle aus stock- 
aBBffß. hohen, senkrecht abfallen- 
j|SRyU den Mauern. Im mäch- 
- tigen Gehänge wölken- 
^■ | naher Alpenmassive ent* 
stehen auf einmal gute 
Deckungen. Unb wo sonst 
nur Abler unb Habicht 
Zauberhänden gesponnen, 
über bie steilsten Zinnen 
Btiber ans Sübtirol: Sonnenuntergang in den Dolomiten. unb leise surrt bas 
wispernbe Tuten bes 
Feldtelephons. — Dort 
wieber fällt in düsteren Felsspalt ein jähes, helles Sonnen¬ 
licht. Eine kleine Terrasse weitet sich unb auf ihr steht, 
umhüllt von Tannenzweigen, ein Maschinengewehr. Jeber 
Berg ist eine Berteibigungsfront für sich. Unb man er¬ 
kennt es auf ben ersten Blick: hier gibt es nur einen 
Kampf, ber so gewaltig ist wie all bie starre Hochlanbs- 
natur ringsum. 
Furchtbar hart unb mitleidslos — Mattn zu Mann 
— einen echten Tiroler Krieg. 
* 
* * 
- _ . Peter Pertkoffler 
liegt mit 30 Kame- 
: rabett schort feit fünf 
Wochen in einer solch 
natürlichen Feste. 
Hinter gigantischen 
; Felsblöcken halten bie 
getreuen Söhne Ti¬ 
rols knapp an ber 
italienischen Grenze 
umsichtigeHochwacht. 
Unten breiten sich — 
wie ein weiter, im 
Nebel verschwimmen« 
ber, grüner See — 
- die längs bes Ge- 
fW birgsfußes dahin« 
Ziehenden Nabelforfte 
ans, heroben gibt es 
nur Gestein unb 
Schnee. — Dunkle 
Wänbe steigen an, 
hängen manchmal 
drohend über einer 
gräßlichen Kluft. Von 
Höhlen wie durch- 
riffen, führen sie noch 
den weißen Scheibe¬ 
gruß bes Vorwinters 
in vielen Rinnen unb 
Schluchten, bien* 
benbe, silberhelle Flek- 
ken im Grau bes 
Felsgerölls.
	        
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