Volltext: Nr. 57 (57. 1920)

Nr. 57 
Jüdische Nachrichten 
Beginn an ein gewisses Ausmaß vorhanden ist. Die Sied¬ 
lung soll deshalb mit einer Seelenzahl -von 1000 begonnen 
werden und auf 5—6000 (event, mehr) anwachsen. Sie 
soll aus einer Reihe von Gruppen bestehen, die sich um 
einen gemeinsamen Mittelpunkt entwickeln; einige dieser 
Gruppen sind bereits in Deutschland Organisiert, andere 
sind in Gründung. 
Die SiedlungsgQsellschaft Degel Jehuda entsandte 
vor kurzem Herrn Ernst Herrmann (Haifa) nach Bielitz 
(Ostschlesien), der in einer Versammlung im Saale der 
Kultusgemeinde den Gedanken des neuen Industriedorfes 
den in großer Zahl erschienenen Hörern klarlegte und 
durch Lichtbilder erläuterte. Nach dem Vortrage traten 
die Interessenten, die den führenden jüdischen Kreisen 
angehören, zusammen und wählten ein Komitee, das die 
Gründung einer geschlossenen Bielitzer Gruppe in die 
Wege leitet, deren Anschluß an die Groß-Siedlung Degel 
Jehuda gesichert ist. In das Komitee traten ein: Fabri¬ 
kant Jakob Schanzer, Rat Professor Teuer eisen und Be 
zirksrichter Dr. Wagner. 
Die Siedlungsgesellschaft Degel Jehuda, der das ge¬ 
samte Material über die einschlägigen Kolonisations¬ 
fragen zur Verfügung steht, ist zur Beantwortung aller 
Anfragen gern bereit; sie versendet gegenwärtig einen 
Fragebogen zur Konstatierung der Absichten, der Ka¬ 
pitalkraft und des Über sied lungs termins der Inter¬ 
essenten. 
^□□□□□□□□□nGnDDDaDnaaaaüDGaaüaüaDaonogDC^ 
Aus dem jüdischen Leben. , g ° 
B^ODaaaüDaüaoanDaoQaDanDaDaaaaaaDDonnaoDC^ 
Personalnachricliten. Prof. Wei zm ann, Dr. Ru p- 
p i n und Familie, sowie die bekannten Schriftsteller Zwi 
Kohn (Jaffa) und Andreas Spiro (Belgrad) haben sich 
zu längerem Aufenthalt nach Palästina begeben. 
Dr. Sehmarjahu Lewin übernimmt gemeinsam mit Ober¬ 
rabbiner Dr. Chajes die Leitung des Kulturdeparte¬ 
ments der zionistischen Weltorganisation, das in Wien 
errichtet wird. 
Weltkonferenz des „Hapoel Hazair". Nach Überwin¬ 
dung vieler technischer Schwierigkeiten- wurde diese nun¬ 
mehr endgültig für den 26. März einberufen und werden 
Vertreter aller „Hapoel-Hazair"-Gruppen daran teil¬ 
nehmen. 
Vom jüdischen Nationalrat in Österreich. In der 
letzten Plenarversammlung wurde insbesondere das 
Problem der Berufsumschichtung" der Juden Österreichs 
behandelt und machte die Gewerbesektion von ihren gro¬ 
ßen Erfolgen Mitteilung. Es wurde z. B. vor fünf Mo¬ 
naten in Wien eine Schlosserwerkstätte begründet, in 
der fast ausschließlich Arbeiter im Alter von iibei 
35 Jahren beschäftigt sind,, welche früher nie auf^dem 
Gebiete eines Gewerbes tätig waren. Es sind dies^ ortho¬ 
doxe Juden, welche aus ihrem Äußeren nie auf eine ge¬ 
werbliche Tätigkeit schließen lassen und trotzdem: wenn 
man sich diese Personen bei der Arbeit genau betrachtet, 
muß man den Eindruck gewinnen, daß man die Juden zu 
tüchtigen Arbeitern heranbilden kann. 
Ein jüdischer Frauentag in Prag. Bei dem unge¬ 
heuren Komplex von Fragen, vor die ihre neue Stellung 
im öffentlichen Leben die Frau und ganz besonders die 
jüdische Frau gestellt hat, tauchte schon wiederholt dei 
Gedanke einer Zusammenkunft von jüdischen Flauen 
aus allen jüdischen Kreisen auf, um Gelegenheit zu einer 
Besprechung dieser Fragen zu geben, Diesen Motiven 
entsprang auch die I agung der jüdischen I rauen im 
tschechoslowakischen Staate am 13. und 14. März, bei der 
Frl. Berta Pappenheim-Frankfurt a. M. über jüdische 
soziale Frauenarbeit einen Vortrag hielt. 
Jüdisches Gewerbestudentenheim in Budapest, In 
Kispest bei Budapest soll ein Gewerbestudentenheim zur 
Ausbildung junger Juden in den verschiedensten Gewer¬ 
ben, in Landwirtschaft und Weinbau errichtet werden. 
Von den Juden in der Bukowina. Das rumänische 
Staatssekretariat für Unterricht hat die nationale Tei¬ 
lung der Volksschulen im Stadtschul rate Czernowitz an¬ 
geordnet. Die Juden erhalten Schulabteilungen an zwei 
Knaben- und zwei Mädchenschulen und zwei gemischte 
Schulabteilungen. Im Zusammenhang damit sind sechs 
jüdische Lehrpersonen zu -Schulleitern ernannt worden. 
tF. P, Z. 
OTD0cx3C30naDD0aanaan0a0aDaDDD0üDC30aaDnDanCT 
8 § Aus den Gemeinden, g 
(Für die Richtigkeit schriftlich zugegangener Berichte 
übernimmt die Redaktion keine Verantwortung.) 
Linz. 
Sitzung des Vorstandes der isr. Kultusgenieinde. 
Trotz einer wenig verheißenden Tagesordnung fand sich 
zu der am 5. d. M. stattfindenden Vorstandsitzung ein 
ungewöhnlich zahlreiches Auditorium ein, das auch voll 
auf seine Rechnung kam. Besonders bemerkenswert war 
die Rede des Herrn Dr. Schneeweiß bezüglich des 
Jüdischen Nationalfonds, sowie auch die mit großer Wärme 
vorgetragenen und von sozialem Geist zeugenden Aus¬ 
führungen des Herrn Leo Albrecht. Wir werden selbst¬ 
redend in der nächsten Nummer eingehend auf diese 
Beratung zurückkommen. 
Jüdische Volksbibliothek. Geänderten Verhältnissen 
Rechnung tragend, erfolgt die Bücherausgabe, bezw. der 
Bücherumtausch nicht mehr Sonntag von 9 bis 11 Uhr, 
sondern Samstag von V2S bis 4 Uhr. Das Literaturreferat 
bleibt auch weiterhin So im tag von 9 bis 11 Uhr geöffnet. 
Generalversammlung des Frauen- und Brautaus¬ 
stattungsvereines. Am 6. April, ^ Uhr abends, finden im 
Sitzungssaal e der isr. Kultusgemeinde die Generalver¬ 
sammlung der beiden genannten Vereine statt. Mit Rück¬ 
sicht auf die wichtige Tagesordnung und die zu fassenden 
' Beschlüsse, die die Grundlage für eine vollständige Re¬ 
organisation der Vereine bilden werden, ist eine^ recht 
zahlreiche Beteiligung dringend erforderlich. 
Jüdischer Turn- und Sportverein. Von dem l umwart 
diese» Vereines geht uns der folgende Bericht und 
Aufruf zu: 
Nach einem Bestände von kaum einem halben Jahr 
weist der Jüdische Turn- und Sportverein einen Betrieb 
auf, wie ihn derartige Vereine oft erst nach jahrelanger 
Arbeit erzielen können. Der Grund dieser Erscheinung 
liegt darin, daß diese Organisation wirklich eine Not¬ 
wendigkeit fürTLinz war. 
Der Turnverein richtete in der kurzen Spanne^vqn 
einem halben Jahr bereits Turnabende für fünf Kate¬ 
gorien ein: für Turner mit einer durchschnittlichen Be¬ 
suchsziffer von 30, für Knaben (durchschn. Besuch 16), 
Mädchen (15), für ältere Herren (6), für Frauen (4). 
Diese Zahlen beweisen jedoch mir, daß noch immer 
ein sehr großer Teil der Linzer Juden den Wert des 
Turnens nicht erkannt zu haben scheint. In erster Linie 
__
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.