Volltext: Der Inn-Isengau 22. Heft 1928 (22. Heft / 1928)

Lur Geschichte der Lateinschule 
Nosenheim. 
Von Or. Josef Hauser, Studienprofessor, Rosenheim. 
Die schulgeschichtliche Forschung Altbayerns weist 
für die Frühzeit des Mittelalters außer den Kloster-, 
Stifts- und Domschulen nicht allzu viele selbständige 
Pfarrschulen in den Städten und Märkten auf. Erst 
seit dem Ende des 13. Jahrhunderts erwacht in den 
bürgerlichen Kreisen ein starkes Bestreben, sog. Stadt 
oder Ratsschulen zu gründen, deren Einrichtung und 
Zweck den besonderen Bedürfnissen der aufblühenden 
gewerblichen Berufe dienen sollte. Während sich diese 
Schulen zum geringeren Teile als rein deutsche „Schreib 
schulen" lediglich den Unterricht in der deutschen Sprache 
und Schrift für die Zwecke des künftigen Handwerkers 
und Kaufmanns zur Aufgabe setzten, wurden in der 
großen Mehrzahl derselben neben den Elementarfächern 
auch die Anfangsgründe des Lateinischen gelehrt. 
Die Existenz einer Schule letzterer Art läßt sich für 
Rosenheim — neben der deutschen Schule — urkundlich 
seit dem 16. Jahrhundert nachweisen; denn im Jahre 
1571 erwähnt zum erstenmal die Kammerrechnung einen 
lateinischen Schulmeister neben dem deutschen Schul 
meister. Da jedoch anzunehmen ist, daß bereits im 15. 
Jahrhundert keiner Stadt und keinem Markt mehr eine 
solche Schule fehlte, ist man wohl berechtigt, die Er 
richtung der „lateinischen Schule" Rosenheims in eine 
wesentlich frühere Zeit zu verlegen. Daß diese Schule 
nicht einer „Lateinschule" im heutigen Sinne gleichzu 
stellen ist, sondern mehr den Charakter einer gehobenen 
Bürgerschule besaß, in der anstatt des Französischen oder 
Englischen, wie heute, eben Latein als Fremdsprache 
gelehrt wurde, beweist schon der Umstand, daß nicht nur 
Knaben, sondern auch Mädchen und zwar bereits vom 
8. Lebensjahre an dieselbe besuchen konnten. Wie die 
urkundlichen Belege ersehen lassen, erfreute sich die Schule 
in der Folgezeit eines ununterbrochenen Fortbestandes
	        
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