Volltext: Der Spaßvogel 1934 (1934)

seinem Wagen. „Wiss'n S', Herr Nachba“, 
wendet sich nun der, Naz speziell an einen 
von diesen, „i hob's halt stoark aaf da 
da Lungga und dadofür hat mir iatza da 
Dokta dö Medizin voschrieb'n“ — zeigt 
das Glas. „Jatz is d' Hauptsach, daß i 
Nallaweil recht pünktli nimmm!“ — —,. 
Diesem Mitreisenden war eigentlich 
diese „Sauptsache“ völlig Nebensache und 
auch dem Zugschaffner, dem er gleichfalls 
seine Leidens- und Heilgeschichte erzählte. 
„Feldkirchen hatte der Schaffner eben 
abgexufen draußen. 
In seinem Wortschwall hörte aber der 
Naz den Stationsnamen nicht, denn er 
hatte schon wieder einen neuen Fahrgast 
in der Begrbeitung. Wie dann der Schaff⸗ 
ster den Wagen wieder betritt. xuft er 
ihm zu :; — 
„Sie, Herr Konduktör, is dös Dar— 
fa?“ Dorfen, ein Markt in Oberbayern.) 
„Nein“, entgegnete der Beamte, „das 
war Feldkirchen.“ 
So, so —, nacha is dös net Darfa 
gwest“, beruhigt sich der Naz und fährt 
in seiner rührseligen Erzählung fort. Wie— 
der hält der Zug. Der Sdaffner geht 
abermals durch den Wagen. 
„„Sie, Herr Kondukkör, is dös Dar— 
fa?“ fragt wieder der Nazz. — 
„Nein, das ist Gelting!“ kommt's 
schon etwas ungeduldig unter dem Schnauz— 
bart hervor. 
Schwaben kommt. Der Zug hält hier 
etwas länger. Wieder benützt der Naz 
diese Gelegenheit, sein Frageverfahren zum 
Fenster hinaus fortzusetzsen. 
„Sie, Herr Konduktör, is dös Dar— 
fa?“ Aber der „Konduktöre scheint guf 
einmal nicht mehr zu hören, Doch der Raz 
perschafft sich rasch das Gehör durch meri— 
lich gesteigerte Töne. 
„Das ist doch Schwaben!“ gibt die— 
ser unwirsch zurück. „Können Sie denn nicht 
—F X doch groß genug dort am 
Bahnhof!“ 
Befriedigt zieht sich jetzt der Naz wie— 
der ins Innere zurüch und verkündet alten, 
die es noch, nicht wissen sollten, daß diese 
Station Schwaben heiße. 
Bei, Walpertskirchen geht das Frage— 
und Antwortspiel wieder weiter, aber uiht 
ohne ironische Bemerkungen des Schaff— 
ers. In. Thann Motzbach reißt diesem 
endlich die Geduld und fertigt den un— 
aestümen Frager energisch ab, 
„Jetzt sind Sie doch einmal ruhig mit 
Ihrer verdammten Fragerei! Ich werd's 
Ihnen schon sagen, wenn Dorfen kommt!“ 
Der Naz „ist nun überglücklich über 
diese ihm zugesagte Gefälligkeit und wid— 
met sich jetzt ganz und ungestört den de— 
gailliertesten Darstellungen seiner sämtlichen 
Frankheiten. Unterdessen kam wirklich die 
Station Dorfen. Der Schaffner ruft sie 
vieder vorschriftsmäßig aus, ohne, wie er 
zersicherte, seines Fahrgastes zu gedenken, 
und auch der Naz hörte das Ausrufen nicht. 
Sinten fertig! — Vorne fertig! — 
Der „Fliegendätscher“ geht hoch, der Zug 
rollt an. Und nun fällt es dem Schaffner 
iedeheiß ein, daß der ungestüme Frager 
och im Zuge sitzt, den er im richtigen 
Augenblicke ganz vergessen hatte. Rasch 
bringt er den Zug nochmals zum Bal— 
ten und stürmt in den Wagen; 9 
„Sie, Bauer, hör'n Sie! Machen, Sie, 
daß Sie rauskommen, das ist Dorfen!“ 
ruft er dem eifrig erzählenden Zaz zu. 
So, dös is Darfa?“ entgegnete die— 
er seelenruhig, ohne sich vom Platze zu 
Aheben. Nun kramt er in seiner Roctasche 
herum. — — — 
„Ja, machen Sie, daß Sie rauskom— 
kommen!“ drängte der Beamte. „Der 
Zug geht gleich wieder weiter!“— 
„Wos soll i?“ fragt der, Naz. 
„Aussteig'n soll'in Sie — in Dorfen 
sind wir, wo Sie doch hin wollen!“ 
„37 J will ja goa net nach Darfa!“ 
Nun war der Schaffner sprachlos. 
„Ja, zum Donnerwetter, warum ha— 
ben Sie dann immer nach Dorfen ge— 
fragt?“ wendet er ein. * 
Alle Mitreisenden spitzten jetzt die 
Ohren und waren gespannt auf den Aus— 
gang dieser Sache. . 
Dös scho“, gab der Naz gleichmütig 
zurück, „do muaß i wämli'“ mei Medizin 
nehma. Wann i aas, Darfa kumm, hot 
da Doktg g'sagt, muaß i, wieda an Schlud 
nehma. Desz'weg'n hod i nach dera Sla— 
tion allaweil g'fragt .·.... 
Die Wut des Schaffners, stieg jetzt 
zur Siedehitze. Und dabei mußte er den 
Kerl noch mitnehmen, denn der Naz war 
ja vom Rottal drunten zu Hause. Gefragt 
—J 
fort gegrinst vor, Freude, daß er seine 
„Medizin“ rechtzeitig eingenommen d—— 
vozu ihm der Schaffner in so „liebens— 
würdiger“ Weise verhalf.
	        
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