Volltext: Der Spaßvogel 1934 (1934)

Plötzlich schrie der Knecht auf. 
„Herr, mich soll auf der Stelle der 
Schlag treffen, wenn das nicht dem Huber— 
Michel sein alter Schimmel ist.. 
„Ausgeschlossen“, schrie der dicke Wirt, 
e im Gesichte. Doch — im nächsten 
Augenblicke erkannte er den Schimmel 
jelber. 
„HSol den Doktor!“— 
Peter eilte über den, Hof, und kam 
wenig später mit dem im „Schwanen“ 
wohnenden Tierarzte zurück.“ 
Der, Schwanenwirt erzählte, der Arzt 
war gleich im Bilde. 
O weh, o weh, Schwanenwirt, das 
ist eine ganz dumme Sache. Ihr seid einem 
Erzgauner aufgesessen und auf einen ur— 
uralten Zigeunertrick hereingefallen. Wirk 
lich, uralt. Um billiges Geld kaufen sie 
olche alte Klepper und machen sie mit 
Arsenik wieder jung und feurig, daß sie 
kein Mensch mehr kennt, und durch das 
Abschleifen der Zähne verbergen, sie das 
Alter. Hört das Arsenikgeben auf, kommt 
um so schneller die Reaktion, das Pferd 
fällt in wenigen Stunden wieder zusam— 
men und ist wieder der alte Klepper... 
Uebrigens kenne ich diesen Schimmel, er 
sttand ja viele Jahre in unserem Dorfe 
und gehörte dem Kleinhäusler Huber.“ 
Der Schwanenwirt, der noch vor weni— 
gen Wochen, den Ausspruch getan hatte, 
eher gehe die Welt unter, als daß ein 
solches Roß in seinen Stall komme, bebte 
vor Wut. Aber der Doktor und Peter 
gelohten feierlich Stillschweigen. In dunk 
ler Nacht mußte Peter den Schimmel zum 
Roßmetzger führen, damit er nicht, noch 
einmal als junges Roß sein Wesen treibe. 
Seit jenem Tage zuckte um den Mund 
des Huber⸗Michel ein so unverschämt spöt— 
tisches Lächeln, wenn er dem, Schwanen— 
wirt begegnete, daß diesem jedesmal das 
Blut zu Kopfe stieg. Aber der Michel 
schwieg, der Wirt auch, und sonst erfuhr 
es wirklich niemand. 
Das ist die kurze Geschichte von den 
zwei Schimmeln, die aber nur ein Roß 
waren .... 
Wie der Thomerl den Teufel geholt hat. 
Von F. Schrönghamer-⸗-Heimdal. Nachdruck verboten! 
Hofhunde nimmer, so gut kennen' sie ihn 
schon. Und wenn er gar mit seinem gitz— 
gelben Gigg über Land fährt, auf einen 
Handel oder so, da prescht, er nur so 
dahin. und wenn das Räpplein ein wenig 
ausläßt, dann reißt es dem Thomerl die 
größten Schelterer heraus, alle Kreuz und 
Stern, daß es nur so prasselt. Alle Sonn— 
und Feiertage weiß sich der Thomerl ei— 
nen wichtigen Gang in die Stadt, damit 
er Amt und Predigt auskommt. 
WM eil die Leute keinen leibhaftigen 
—Teufel sehen, glauben manche, es 
gibt gar keinen, und sie leben auch dar⸗ 
68 So auch der Thomerl von Thiers— 
Ach. J J 
Der Thomerl ist ein junglediger 
WMensch, der einzige Bub vom Mair in 
Thiersbach, und erbt einmal den größten 
Hof, in der Gemeinde, wird also ein 
richtiger Herr, der bloß anschaffen braucht 
und sich dann auf die faule Haut legen 
darf, wenn ihm keine Arbeit schmeckt. 
— Auf solch ein Leben hat sich der 
Thomerl von Jugend auf eingerichtet, 
und weil er bloß der einzige war, hal 
man's ihm nachgesehen. Ja, der dumme 
Elternstolz hat sich gar noch was einge— 
bildet aquch, wenn der Thomerl recht fesch 
und resch dahergekommen ist. Wo ein 
Roßmarkt oder ein Rennen, ein Kirchtag 
oder eine Fahnenweih', ein Märzenbier 
oder eine Treibjagd ist, da läuft der 
Thomerl zu und, hat das Hütleschief im 
Genick: was kostet die Welt und noch 
drei Rentämter dazu? Wo er eine saubere 
Dirn weiß, da rennt der Thomerl zwei, 
drei Stunden weit und lehnt die erste 
Leiter an. Wo der Thomerl zu einem 
Kammerfenster kommt, da bellen schier die 
„Ich tu! ja nichts Unrechtes“, sagt 
der Thomerl. „Ich bring niemand um, 
ich raub' keinen aus, ich schwör' keinen 
Meineid. Und, dafür, daß ich jung bin 
und kein Leimsieder, dafür kann ich nichts.“ 
Auf Ostern freilich, hat er allemal sei— 
nen Beichtzettel, den er einliefert, weil er 
sich eigens immer ein paar drucken läßt 
für sich und seine Kameraden, die aus 
dem nämlichen Holz gedrechselt sind, wie 
er selber. 
Es ist ihm freilich nicht recht wohl 
bei der Sache, aber er schlägt sich die 
Gewissensbisse allemal wieder aus dem 
Kopf als „Dummheiten“, wie er es nennt. 
Eine Dummheit ist alles, was dem Tho— 
merl nicht in den Kram paßt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.