Volltext: Der Spaßvogel 1927 (1927)

stimmung ihres Vaters und noch ein an— 
deres Hindernis.“ — — — — — 
„Zustimmung, — Hindernis!“ — Ein 
neuer Hoffnungsstrahl durchzuckte die Seele 
des Krämers. Vielleicht kam die Sache 
gar nicht zustande. 
„Aber bei solchen Schwierigkeiten,“ — 
stotterte er, — „es würden ja auch an— 
dere sroh sein, — und dann — . vor 
nicht langer Zeit bewarben Sie sich doch 
ganz deutlich um die Gunst meiner Nichte.“ 
„Aber Sie sagten mir doch eben so 
deutlich, daß Sie eine solche Verbindung 
nie duͤlden würden.“ — — — 
„Allerdings, das meinte ich damals, 
— ich kannte Sie noch nicht so gut, aber 
jetzt denke ich anders, — jetzt — —“ 
Wagner ergriff plötzlich Lampls beide 
Hände. „Jetzt würden Sie mir kein Hin— 
dernis mehr bereiten — und mir die Ein— 
willigung von Hedwigs Vater verschaffen?“ 
Gewiß, — alles, — was Sie wol⸗ 
len. — Weun Sie mir dafür dieses Feld 
abtreten, — auf ein paar Wochen nur. 
— nachher können Sie darauf bauen und 
Spargel pflanzen, was Sie mögen. Aber 
lätzt fich denn die Verlobung noch rück⸗ 
gängig machen?“ — U U 
„Ist gar nicht nötig. Um Fräulein 
Hedwig handelt es sich ja gerade. Wir 
haben uns schon lange heimlich verlobt.“ 
„Wie, — was, ist's möglich!“ schrie 
Herr Lampl, ganz rot vor Freude, „aber 
warum quälten Sie mich so, — — warum 
haben Sie das nicht gleich gesagt! Hedwig 
foll Ihre Frau werden, ich mache alles. 
— wenn dieses Feld —“ 
Es steht Ihnen zur Verfügung. Aber 
wir werden alsdann verwandt, Herr Lampl. 
Da dürfen wir keine Geheimnisse in der 
Familie haben. Sie müssen-mir sagen, — 
was Sie eigentlich mit diesem Felde vor— 
haben? Natürlich bleibt es unter uns.“ 
Auf Lampls Stirn trat abermals der 
Schweiß. Jetzt stellte ihm dieser Mensch 
gar noch Bedingungen! Prüfend betrach— 
tete er ihn. Aber er sah ja ehrlich aus, — 
— man konnte ihm vertrauen. Und so 
entschloß er sich schweren Herzens, seinen 
Traum und seine Hoffnungen zu gestehen. 
„Selbstverständlich,“ lachte Wagner, 
als er seine Mitteilung beendet. „Ich be— 
anspruche nichts. Sie dürfen das Feld von 
oben nach unten kehren. Das wird nur 
der späteren Bebauung zugute kommen. 
Was Sie darin finden, gehört Ihnen al— 
lein. Wir wollen dann sehen, wer den 
größeren Schatz hebt.“ 
Wenn jemand glücklicher sein konnte, 
als Franz Seraph Lampl, so waren es 
nur Hedwig und Hartmut, die sich so plötz— 
lich am Ziele aller ihrer Wünsche sahen. 
Schon am nächsten Worgen begann der 
habgierige Onkel mit seiner Schatzgräberei. 
Keine Erdscholle blieb undurchsucht, aber es 
wollte sich noch immer nichts zeigen. Hart— 
mut lächelte täglich vergnügter — und Herr 
Lampl ließ den Kopf immer tiefer hängen. 
Er sah bereits, daß ihn sein Traum elend 
betrogen hatte. Aber Herrn Lampl erging 
es wie Saulus, da ihn das Licht von 
Damaskus umleuchtete. Aerger und Ver— 
druß zogen ihm ein hitziges Fieber zu. Aber 
als er unter Hedwigs treuer Pflege ge— 
nesen war, war er ein anderer geworden. 
Er hatte in seiner Seele gelesen und schämte 
sich vor sich selbst. Dem häßlichen Geiz 
enlsagte er forian und machte durch Wohl— 
taten sein srüheres Leben wieder gut. Das 
eigene Geschäft gab er auf und trat mit 
dem nun glücklich vermählten Hartmut in 
Kompagnie. 9— 
Als dieser einige Jahre später aus 
seiner Spargelpflanzung den reichsten Ge— 
winn zog, da meinte Onkel Lampl: „Ihr 
habt doch recht gehabt, in dem Felde steckt 
wirklich ein Schatz. Nur wußte ich ihn nicht 
zu sinden.“ 
„Ja, ja.“ — lächelte Hartmut zufrie— 
den, — gdas Spargelfeld hat uns alle 
glücklich gemacht!“ 
— —
	        
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