Volltext: Der Naturarzt 1895 (1895)

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fin fall von oknoniboker Inonalvki'Mung. 
Von Oi'. II. Reinicke, ^ssistenxarxt Lin der Rrovinxialirrenanstalt 2U Osnabrück. 
Lin proinpt und sielior wirkendes Keblafmittel, aueb bei längerer 
^nwenduiigt frei von hedenklieben l^ekenwirkungen, so lautete die 
Lmpleblung, mit der vor wenigen dabren das Lrional in die Lraxis 
eingelülirt wurde. Das Lrsebeinen dieses Nittels wurde um so 
freudiger kegruüt, als es dio Vorxüge der bis dabin ühlieben ll^pnotiea 
(Leidatmittol) teilen, von ihren Kebädliebkeiten aber frei sein sollte. 
Xllmäblieb aller niedren sieb ^jedoeb die Leobaebtungen, dri6 das Lrional 
niobt nur niebt frei von unangenehmen II ebenwirk ungen ist, sondern 
aueb bei kürzerer sowohl wie bei längerer Anwendung xu sebweren 
Vergiftungen führen kann. 
Ls sind bisher drei Lalle von ebroniseber LrionalVergiftung ver 
ölten tlielit xv orden (L. Kebulxe, Oerting, Oeeker); xwei von ihnen 
endeten totlief. Oer an der hiesigen Anstalt xur Oeobaebtung ge 
langte Lall uutersebeidet sieb darin, daL, in Leberxigung Leiter drei 
Lalle, die Verabreiebung des Nittels von vornherein eine sehr vor 
sichtige war, da6 lern er inshesondere der von verschiedenen Kelten 
ausgestellten Lorderung: hei längerer Anwendung des Nittels genügende 
Lausen eintreten xu lassen, Diät, Hiereuseeretion und Ktublgang genau 
iin ^ugo xu heltalten, sorgfältige Rechnung getragen wurde. 
Ich lasse nun einen kurxen ^usxug aus der Ivrankengesebiebte 
folgen. 
Oiuc 26lälirige, an. akuter halluciuatoriscbcr Verrücktheit leidende, körper 
lich vollkommen gesunde Lranke erlnelt wegen andauernd hochgradiger 8chlaf- 
losigkcit vom 15. Oktober 1894 bis 29. dannar 1ö95 Irional. Oie lvranke vorließ 
während die8er 2eit das Rett nur an xwei d'agen und hekam die gewöhnliche 
Lost. Oüi- regelmäßige 8tubleutleeruug wurde stets 8orge getragen, der Oiin 
wurde in gewissen Intervallen besichtigt und noch am 23. dauuar frei von Olut 
uud Oiweiß geluuden. Oas Nitiei wurde in der üblicbeu ^Veise (H2 8tuude vor 
der beabsiebtigteu ^Virkung, in heißen Oetränken) verabfolgt, und 2war,jeden 
Zweiten ^.bend l g. Vom l. bis 22. Oexember wurde vollkommen pausiert, ebenso 
vom 14. bis 22. danuar. Im ganzen erhielt die Rrauke in 107 Oägen 40 g; die 
letzte (labe bei anscheinend ungetrübtem ^Vohlbeünden am 29. danuar. 
^m 30 danuar Klagen über Lopfschmors, Rchwiudelgefühl, Nugeuilimmern, 
Appetitlosigkeit, epigastrischen Rebmerx und Oeibselmeiden. lemperatur 38,5. 
Xein 8tu!ilgang. IIrin mikroskopisch nicht verändert. 
^.m 31. danuar dieselben Hagen verstärkt, ^bendtemperatur 39 Orad, 
kcklechte Oesiebtsfarbe, schneller, kleiner Ruls, Rreebreix, Entleerung von fünf 
fast geruchlosen, gaux dünnen, Üeischwasserfarbenen 8tühlen. Orin wird gesondert 
nicht entleert. 
^m 1. Oebruar, bei mäßiger Temperaturerhöhung, Entleerung von drei 
älmlicb aussehenden 8tühlen und von 250 ccm eines in dicken 8chichten beinahe 
schwarz, in dünneren 8clnchten tief dunkelrot gefärbten Urins, von saurer Reaktion, 
nicht riechend, mit reichlichem 8ediment. 
Oie chemische Untersuchung dieses Urins ergab 2 0/0 Riweis in nicht 
nitriertem, V2 "/o ^ illtriellem Zustande. Ileller'scbe und (luajakprobe positiv, 
anderweitige Reaktionen boten nichts besonderes. 
Rei der mikroskopischen Untersuchung spärliche rote und weiße Rlut- 
körpereben, Rlasenepitbeilen, Zahlreiche hyaline und granulierte Ozdinder, viel- 
körniger Detritus. 
Oie spektroskopische Untersuchung wurde nicht ausgeführt. 
Linen gleieben oder äbnlieben Oelund xeigte der Urin bei allen 
späteren Ontersuebungen bis xum 18. Lebruar, nur dak die tägliebo 
Nenge allmäblieb immer größer, die Larbe Keller, der LiweiL- und 
Llutgebalt geringer wurde, Vm 10. Lebruar war der Urin wieder 
normal. Oer Ktublgang war seit ^jenen ersten Lagen der Lrkrankung
	        
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