Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

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Reklame bald einstellen, wenn nicht immer noch Tausende darauf hereinfielen. Das 
Geheimnisvolle hat leider für die grosse Menschheit viel mehr Anziehungskraft als das 
Erkennen und Befolgen des Einfachen und Natürlichen. Es ist schrecklich zu sagen, es 
giebt aber wirklich Menschen, welche lieber im Dusel zu Grunde gehen, als dass sie sich 
durch klares Denken und natürliches Handeln an Körper und Geist wieder gesund machen. 
Die Naturheilkunde müsste nach dem, was in den letzten 10—12 Jahren geschehen ist, 
schon viel verbreiteter sein; dass dieses nicht der Fall ist, hat seinen Grund hauptsächlich 
in der Denkfaulheit der meisten Menschen. 
Thun nun unsere Fachblätter schon das Ihrige, um althergebrachte Vorurteile und 
Aberglauben zu bekämpfen, so ist es doch auch sehr wünschenswert, dass alle Vortragende 
in ihren Vorträgen und zwar in allen Städten (denn es giebt auch in Orten, wo seit 10 
Jahren Naturheil vereine bestehen, noch viele Zweifler) noch mehr in volksverständ 
licher Weise hauptsächlich für Aufklärung des Volks arbeiten und die Staats 
heilkunde nicht in zu derber Weise angreifen, denn hierdurch werden viele Fernstehende 
gleich von vornherein abgeschreckt. Man erwidere mir hierauf nur nicht, dass dies doch 
Alle thun — Viele thun es, aber nicht alle. Unsere Fachblätter kommen meistens nur 
in die Hände der bereits Ueberzeugten, zu den Vorträgen kommen aber auch immer 
Viele, welche der Sache noch fern stehen, und diese sollen doch, wenn überhaupt möglich, 
auch gewonnen werden. 
Aus den Naturheilanstalten. 
Wechselburg. Im Oktober v. J. eröffnete Herr Naturarzt Zupke hier im schönen 
Muldenthale, am Fusse des Rochlitzer Berges eine Naturbeilanstalt. Eine prächtig gebaute 
Villa, entzückend gelegen, mit grossem herrschaftlichen Park umgeben, wurde als solche 
comfortabel eingerichtet und war auch den Winter hindurch schon ziemlich besetzt, Wie 
Herr Zupke in Berlin und Eibenstock schon grosse Erfolge erzielte, hat er auch hier viele 
glänzende Kuren nachzuweisen und verdient besonders nachstehender Fall anerkennend 
veröffentlicht zu werden Herr Oberkellner Pfann aus Nürnberg litt an Rückenmarksdarre 
und wurde Ende Oktober halbtot hierher gebracht. Auf den Beinen vollständig gelähmt, 
erstreckte sich dieser Schwächezustand auch auf Bisse und Darm. Der Urin lief fort 
während tropfenweise, ab, und die Excremente gingen auch fortwährend ab, ohne, dass es 
der Kranke wusste. Dabei am ganzen Leibe wie verschvärt, Wunde an Wunde, kann 
man sich denken, welche sorgsame Behandlung dieser Kranke erfahren hat, wenn heute 
Alles geheilt ist und der Patient schon Uebungen im Gehen macht. Der Frühling bringt 
ihm nun die volle Gesundheit wieder, und ein .am Grabesrand Gestandener wird froh und 
dankbar in seine Heimat wiederkehren. Natürlich hatten ihn vorher berühmte Mediciner 
behandelt und durch Gifte in einen solchen hoffnungslosen Zustand gebracht. Der Verein 
kann also die Anstalt und ihren Besitzer mit gutem Gewissen aufs Beste empfehlen. 
Emil Just. 
Vereinsnachrichten. 
Königshütte, Oberschlesien. (B.-N. 201.) Der hiesige Verein für Naturheilkunde 
hielt am 8. März er. bei allgemeiner Beteiligung im Hotel zum Schwarzen Adler eine 
Generalversammlung ab, verbunden mit der Stiftungsfeier des einjährigen Bestehens. 
Die Thätigkeit des jungen Vereins war eine ganz rührige; denn die Mitgliederzahl ist um 
das Dreifache gestiegen, die Bücherei auf 60 Bände, angewachsen, und folgende Vorträge 
wurden gehalten: Was wollen wir, und was können wir? (vom naturheilkundlichen Stand 
punkte) ; Stoffwechsel und Entstehung der Krankheiten; Bäder und Abreibungen; Packungen 
Klystiere; die Atmungsorgane und deren Pflege; der Verdauungsapparat und seine Pflege; 
Allopathie, Homöopathie und Naturheilkunde in ihrem Verhältnis zu einander; Die Lungen 
entzündung, deren Ursache und naturgemässe Heilung; Herz und Herzkrankheiten; 
Nervenleiden; Influenza und Kinderkrankheiten. Im September v. J. hielt Lehrer Dietrich 
von hier auf der Lehrerversammlung des oberschlesischen Industriebezirks vor 300 Teil 
nehmern einen Vortrag über ,,Die Naturheilkunde und die Lehrer." In den Vorstand* 
wurden einstimmig wiedergewählt: Lehrer Kaintor.h, Dietrich, Alker, Jaitner und Buch 
halter Tippner. Die darauffolgende Stiftungsfeier verlief in schönster Weise. 
Döhlen. (B.-N. 28.) Aus der „Deubener Ztg.“ ziehen wir über den dortigen 
Verein Folgendes heraus: Das verflossene Jahr war eiu verhängnisvolles. Der Verein 
verlor seinen tüchtigen Naturarzt Schönenberger, auch sämtliche Vorstandsmitglieder. 
Man bezichtigte den Verein politischer Umtriebe, weshalb sämtliche Lehrer auszutreten 
gezwungen waren. Darum bildete sich ein neuer Vorstand, der als „regierungsfreundlich"
	        
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