Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

s o daß man schließen darf, die Impfung bewirke nichts als ein allgemeines 
Siechtum, das bald einigen Schutz, bald den Tod bringt/' Der Landwirt 
macht dabei offenbar ein sehr schlechtes Geschäft. „Denn gesetzt, der natürliche 
Milzbrand raffle jährlich im Durchschnitt 14 Prozent des Viehstandes hinweg, 
(die Ziffer beläuft sich in mäßig guten Jahren nur auf 2 Prozent), so müßte 
sich doch jeder vernünftige Mensch sagen, daß es besser ist, 86 Prozent ge 
sundes Vieh zu retten und 14 zu verlieren, als die ganze Herde siech zu 
machen, ein hohes Honorar zu zahlen und hinterher doch noch 14 Prozent zu 
verlieren.- So räsonnierte bekanntlich schon Nante, als ihm der Arzt sagte, 
er müffe Schnaps und Aergernis meiden, um sich vor der Cholera zu sichern, 
denn er wußte, daß er sich ärgern würde, wenn er keinen Schnaps mehr 
tränke". 
Ueber die angebliche Entdeckung des Lungenschwindsuchtsbacillus durch 
Koch äußert Gr. u. a.: „Koch halte den Bacillus (das Krankheitsprodukt) 
für die Ursache der Lungenschwindsucht, weil Tiere, denen er ihn eingeimpft 
hat, tuberkulös geworden sind. Aber Käse und viele andere Stoffe haben 
ganz dieselbe Wirkung, d. h. wenn man sie in den Körper an Stellen einführt, 
wo sie nicht hingehören, so erzeugen sie einen Krankheilsprozeß, der in Form 
von Tuberkeln und also auch von Tuberkelbacillen in die Erscheinung tritt." 
Turch Haupt- und Prachtkunststücke dieser modernen naturwissenschaft 
lichen „Heilkunde" zeichnet ein vr. Block sich aus. Er ladet die Landwirte 
ein, ihm ihre Kühe zuzuschicken, damit er ihnen den Brustkorb aufschneide und 
sie auf Perlsucht untersuche. Ob irgend ein Bauer dumm genug gewesen ist, 
der Einlagung Folge zu geben, wird nicht mitgeteilt, sondern nur konstatiert, 
daß die gedankenlose Presse die Dummheit begangen hat, auch diesen „Fort 
schritt der Wissen!chaft" zu bejubeln. Ein Menschenleben aber ist diesem 
„Fortschritt" gleich anfangs zum Opfer gefallen. Or. Block hat einem 
14jährigen Mädchen, namens Marie Häsert, ein Stück Lunge herausgeschnitten; 
wenige Stunden nach der Operation starb die Patientin, die, wie sich bei der 
Sektion durch andere Aerzte noch zum Ueberfluß ergab, gar nicht einmal 
schwindsüchtig war. 
Welchen Gebrauch die Herren Aerzte schließlich von der „Freiheit der 
Wissenschaft", wie sic sie verstehen, machen werden, wenn die Wirtschaft so fort 
geht, das, sagt Gr., sieht man an Herrn Pasteur, der den Vorschlag gemacht 
hat: man solle zum Tode verurteilte Verbrecher einladen, sich zu vivisektorischen 
und Vergiftungsversuchen herzugeben, unter der Bedingung, daß die Ueber- 
lebenden begnadigt würden. Wäre aber auch damit etwas gewonnen? In 
Ewigkeit nicht, so lange man nicht zugleich eine völlig neue Heilweise einschlägt, 
die Heilweise der Natur! 
Vücherschau. 
Der Dorfnarr von Wilhelm Ressel. Preis 80 Pf. Zu beziehen vom Verfasser in 
Dresden. Der Dorfnarr ist eine Tendenz-Erzählung und steht auf dem Boden der Nature 
Heilkunde, des Vegetarismus, der Jmpfgegner und der Tierschützler. Einfacher Bau, offene 
derbe Sprache zeichnen diese Erzählung aus. Da in ihr zugleich positives Wissen niedergelegt 
ist, kann dieselbe teilweise als Lehrbüchlein dienen und zwar ganz besonders für unserer 
Sache noch Fernstehende. Einzelne Scenen sind mit großer Lebenswahrheit gezeichnet. 
Einzelnes wird der Dichter in ferneren Schöpfungen anstoßfreier gestalten. Das Buch ist zu 
kaufen und zu lesen wert. 
Hygieinischer Volkskalender (1890) von vr. meä. Max Böhm. Verlag von Tetzner 
& Zimmer in Chemnitz. Preis 60 Pf. Der Kalender tritt sein zweites Jahr an. Er enthält 
Vielerlei und darum Vieles. Der werwoüfte Aufsatz ist vom Herausgeber und gilt der 
„naturgemäßen Pflege des Kindes im ersten Lebensjahre"; der eigenartigste Artikel stammt 
aus der Feder vr. meü. Gerster's-Mnnchen und befaßt sich u. A. damit, zu beweisen: daß
	        
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