Volltext: Der Naturarzt 1890 (1890)

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Das sind Symptome einer überstandenen Influenza oder, besser gesagt, die Ueber- 
bleibsel derselben. 
Vor allem machen Sie, sobald es Ihre Zeit nur erlaubt, eine Ganzpackung (28° Wasser), 
worin Sie 2—8 Stunden verbleiben. Tritt während dieser Zeit kein Schweiss ein, dann 
wiederholen Sie nächsten Tag dieselbe Procedur, legen sich aber zur schnelleren Schweiss- 
beförderung zu jeder Seite eine mit heissem Wasser gefüllte Wärmflasche, welche noch 
mit einem feuchten Lein wandlappen oder Handtuch umwickelt wird. Nach der Auspackung 
stets eine Abwaschung mit 18" Wasser, worauf Sie einen Spaziergang (im Notfälle auch 
in der Stube) von V 2 Stunde Dauer machen. Im übrigen jeden Morgen mit 20° Wasser 
den Oberkörper abwaschen und trocken reiben lassen. Zur Nacht machen Sie nur einen 
Priessnitz’schen Leibumschlag. Die Diät sei eine leichte und gemischte; nicht kräftige 
Brühe; dafür Obst-, Mehl-. Milch- und mit Ei abgezogene Suppen. Das zweite Frühstück 
sowie Vesper unterlassen Sie sowohl jetzt, als auch später, weil Ihr Appetit, sowie der 
eines jeden, zu den folgenden Mahlzeiten geschmälert wird. 
Nach Tisch ruhen Sie, wenn auch nur 1 I 2 Stunde; nachher, sowie nach Ihren Dienst 
stunden, gehen Sie fleissig spazieren. 
A. B. Gr. Mit sehr seltenen Ausnahmen habe ich einen unangenehmen Druck 
in der Magengegend; verstärkt ist derselbe, wenn ich esse u. s. w. 
Da nach Ihrer Beschreibung schon eine Menge von Naturärzten Sie in Behandlung 
hatten und die widersprechendsten Urteile über Ihren Krankheitszustand abgegeben 
haben, ist es schwierig, ohne persönliche Untersuchung bei Angabe oberflächlicher 
Krankheitszeichen Ihrerseits ein richtiges Bild von Ihrem Leiden sich zu machen, geschweige 
denn Ihnen die geeigneten Mittel oder, wie Sie es nennen, den „Haken“ zu Ihrer Wieder 
herstellung anzugeben. Deshalb ersuche ich Sie, noch auf folgende Symptome zu achten und 
nach längerer Beobachtungszeit darüber Bericht zu erstatten: Waren Sie einmal geschlechts 
krank? Ist Uebelkeit, belegte Zunge, Mangel an Appetit oder verkehrte Richtung nach 
ungewöhlichen Speisen, vermehrter Durst, pappiger, selber bitterer Geschmack, Sodbrennen, 
Gefühl des Vollseins vorhanden? ferner Schwindel, Schwere im Kopf, schlechter Schlaf, 
allgemeine Abgeschlagenheit, Unlust zur Arbeit, Auftreibung der Magengegend vorhanden? 
Ist der Stuhlgang manchmal theerartig gefärbt? tritt Erbrechen auf, wann und wie oft? 
Wie sieht das Erbrochne aus? Ist es Schleim, Speisereste oder chokoladeiifarbenes Ge 
misch von allem Möglichen? Ist der Schmerz meist auf eine Stelle concentriert und an 
welche? oder wechselt auf Druck der Schmerz in seiner Intensität mit verschiedener Lagerung? 
O. H. Oberplanitz, Sachsen. Ihr Neffe muss unbedingt eine Regenerationskur, 
aber nicht in Gräfenberg, sondern in Lindewiese bei Sch roth durchmachen. Nach dieser 
folgt dann Zimmergymnastik, für welche später die Anordnungen näher ausgeführt werden. 
Dr. med. K. in D. 
P. P. in Gr. Chronischer Magenkatarrh mit Magensäure. 
Wenn Sie sich raten lassen wollen, so begeben Sie sich nicht in die Theorie derNährsalze, 
um die Speisen nach ihrem grösseren oder geringeren Natrongehalt u. dgl. zu wählen und auf 
diese Weise Ihre Krankheit zu heilen. Sie würden nur Zeit verlieren, Besseres versäumen und 
jedenfalls eines Tages die Sache sehr enttäuscht bei Seite legen. Viel wichtiger ist es, dass 
Sie sich einer einfachen, leichtverdaulichen Diät befleissigen, und zwar in mässigen. 
genau abgemessenen Portionen, um jeden Druck, jedes Gefühl von Unbehagen nach 
dem Essen zu verhindern. Meiden Sie das doppeltkohlensaure Natron, das Ihren Magen 
immer mehr und mehr schwächen wird. Meiden Sie Schrotbrot, alle Kleie, rohes Obst. 
Nehmen Sie alles lau, Morgens und Abends Milch. Seien Sie vorsichtig in Anwendung 
der Gymnastik, meiden Sie jedenfalls für jetzt die Uebungen der Arme und diejenigen, die 
den Unterleib anstrengen. Gebrauchen Sie täglich eine Waschung von milder Temperatur 
(nicht unter 18°; und vermeiden Sie dabei alles stärkere Reiben und Kneten. 
A. 8. in H. Nervenreizbarkeit mit Kopf- und Magenschmerzen, Hämorrhoiden. 
Wichtig ist, dass Sie jede Wasseranwendung nur sehr mässig, die einzelnen Proze 
duren nicht zu häufig und nicht zu lange (nicht über 2 Stunden) gebrauchen. Nehmen 
Sie wöchentlich 8 Mal vorderen Leibumschlag (Wasser 40—50" R) zwischen Flanell gelegt, 
bei Abkühlung zu wechseln, im Ganzen 1 Stunde; gleichzeitig Beinwicklung 2>J°, mit 
2—3 Dampfflaschen, welche nach guter Erwärmung der Beine (etwa 20—30 Minuten) zu 
entfernen sind. Gleichzeitig 4 fache Nacken- und Herzkompresse 22°. Zum Schluss Ab 
waschung des Körpers 22—24°, der Füsse und Unterschenkel 18 — 20° ohne Reibung und 
Knetung. Völlige Wiedererwärmung im Bett. — An den anderen Tagen 2—3 Ma 
wöchentlich Sitzbad 27° 5 Min., später 26° 4 Min. und 25° 3 Min. Umschlage auf den 
After (zeitweise zur Lindeiung) nicht unter 18", event. 20—22°. Für die Waschung des 
Gesichts und Halses 18°. — Diät: Meiden Sie Schrotbrot, Schrotsuppe, rohes Obst. 
Mittags mehr Trockenkost (keine Suppe, ohne jedoch leichtes Gemüse und Obst auszu 
schließen) und, wenn Sie es Abends vertragen, auch Abends: z. B. ein weiches Ei und 
Kartoffelgemüse; Semmelbrei (alte, geriebene Semmel mit 2 / 3 Milch); vielleicht altbackne
	        
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