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Dasselbe betrifft gewisse unwillkürliche Atembewegungen, welche in 
Form geeigneter Spiele, sowie als Zerstreuung, Liebhaberei und Sport, im 
letzteren Fall freilich oft nur zu leicht zum Schaden der Gesundheit, zur Aus 
führung gelangen. Diese Art der Körperbewegung teilt mit der allgemeinen 
Gymnastik den Vorteil, daß ihre Wirkung als eine allseitige den ganzen 
Körper beeinflußt, daß sie nicht von dem Willen abhängig und aus diesem 
Grunde nicht so leicht aus hypochondrischer Furcht geschieht oder solche erzeugt, 
auch nicht so leicht zu einseitiger Uebertreibung Anlaß gibt wie die Lungen 
gymnastik. Rasches Gehen, Reiten, Schlittschulaufen, Schwimmen, Rudern sind 
gute atmiatrische Bewegungen. Smith hat an sich selbst Versuche angestellt, 
um zu ermitteln, wie sich der Luftbedarf des Menschen bei verschiedenen Körper 
bethätigungen verhält. Diese Versuche haben ergründet, daß, wenn der Ver 
brauch unseres Organismus an Luft in liegender Stellung *=■ 1 angenommen 
wird, dieses Bedürfnis bei Körperbewegungen steigt, und beträgt z. B. beim 
mittelraschen Reiten — 3,3, Reiten im Trabe — 4,0, schnellen Schwimmen 4,3, 
raschen Laufen 7,0! Der bequeme Spaziergang ist dagegen nicht, wie Manche 
glauben, zum kräftigen Atmen hinreichend, indem beim langsamen Gehen der 
Luftbedarf nur bis auf 1,9 steigt. 
In Uebereinstimmung mit den Ergebnissen dieser Versuche sei hervor 
gehoben, daß keine Art der Körperbewegung so allseitig den Anforderungen 
der Atmiatrie entspricht, keine so vollkommen den ganzen Menschen, Körper 
und Geist erfaßt und hebt, keine eine so heilsame Wirkung äußert auf Atmung, 
Blutumlauf, Stoffwechsel als Bewegungsspiele im Freien und Berg 
steigen. Erstere eignen sich mehr für das Heranwachsende Geschlecht, letzteres 
ist für den Erwachsenen als eine vorzügliche atmiatrische Uebung zu betrachten. 
Erst jetzt bricht sich immer allgemeiner die Ueberzeugung Bahn, daß die ge 
wohnten Bewegungsspiele Englands auch für unsere Jugend eine dringende 
Forderung der Gesundheit, eine reiche Quelle körperlicher und geistiger Wohl 
fahrt sind. In einem kleinen, vortrefflich geschriebenen Büchlein*) sagt Clasen: 
„Das einzige, was für die körperliche Ausbildung (in Deutschland) geschieht, 
das Schulturnen, ist nicht einmal die richtige Form der Körperbewegung für 
Kinder — das Turnen gehört jungen Männern, die sich für die Sache er 
wärmen können, weil sie ihre Nützlichkeit einsehen. Für Kinder ist das Turnen 
nichts als eine völlig mechanische Uebung des Muskelsystems, die noch dazu 
weit entfernt ist, ihr die intensive Bewegung und Beschleunigung des Stoff 
wechsels zu gewähren, in der allein ihr Zweck besteht. Nicht wie das Turnen 
als Selbstzweck, sondern als Mittel zu eineni Zweck, soll ihr die Bewegung 
geboten werden, und anders will sie sie nicht üben. Es ist eine bekannte Sache, 
daß 7 jährige Knaben, die nicht im Stande wären, einen Weg von 15 km 
teils laufend, teils gehend zurückzulegen, „spielend" solche Entfernungen zurück 
legen in mehrstündigem Spiel; ferner, daß ersteres sie aufs höchste ermatlen 
würde, während sie dies kaum ein wenig ermüdet. Der Unterschied zwischen 
Beidem und dem, wodurch der Körper zu solchen Mehrleistungen befähigt wird, 
liegt in der Beteiligung des Geistes. Die Spiele beschäftigen den ganzen 
Menschen, Körper und Geist, darin liegt das Geheimnis ihrer 
Anziehungskraft, wie ihrer heilsamen Wirkung". In Gleichem ist vor 
Kurzem ein für den Hygieiniker, wie den Pädagogen, für Haus und Familie 
gleich bedeutsames, ungemein gehaltvolles, ganz original geschriebenes größeres 
*) Bewegungsspiele im Freien zur Gesundung des Körpers und Erfrischung 
des Geistes. Von D. F. E. Clasen. Nr. 13 der Hausbücher. Stuttgart 1882. Verlag 
von D. Gundert. 50 Pf.